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Wie viele Hobbys braucht ein Kind?

Tennis, Geige, Hockey, Fussball und Co.: Was passiert eigentlich, wenn die Freizeit nicht mehr frei, sondern durchgetaktet ist? Und wie viele Hobbys sollte ein Kind ausüben? Die Antwort einer Mutter. 

Wie viele Hobbys braucht ein Kind?
Ein Kind sollte selber entscheiden, welchen Hobbys es nachgehen möchte. Bild: Bezvershenko, iStock, Getty Images Plus

Ich gebe es offen – und in diesem Artikel auch ziemlich öffentlich – zu: Manchmal komme ich mir als Mutter doof vor. Nämlich dann, wenn ich meinen kleinen Sohn in den Kita bringe und im Gespräch mit anderen Eltern mitbekommen, welche Hobbys ihre Kinder haben.

Das sind nämlich eine ganze Menge: Ballett, Tanzen, Fussball, Musikschule, Turnen, Schwimmen, Hockey, und, und, und. Die meisten Kinder üben nicht nur ein Hobby davon aus, sondern gleich mehrere. Und mein Sohn? Der geht neuerdings in einen Singkreis für Kleinkinder; ein Mal pro Woche. Das war’s. 

Frühe Förderung = späterer Erfolg?

Neben der Mama von Hockey-Fussball-Turnen-Tom oder Klavier-Tanzen-Tennis-Clara komme ich mir manchmal vor als würde ich mein Kind nicht genug fördern. Immerhin sagen nicht nur die anderen Eltern, sondern auch zahlreiche Studien, dass eine frühe Förderung die gesamte Entwicklung und sogar die Intelligenz der Kinder positiv beeinflusst.

Frühkindliche Förderung setzt Lernimpulse, von denen die Kleinen nicht nur in der Schule profitieren, sondern auch im Alltag und in der Persönlichkeitsentwicklung. 

Haushalt statt Hobbys: Einfach keine Zeit 

Und was ist mit meinem kleinen Sohn? Bleibt er auf der Strecke – so ganz ohne Hobbys? Es kommt sogar noch schlimmer: Mein kleiner Schatz konnte noch nicht mal am Kinderfest teilnehmen, das sein Musikkreis in diesem Jahr veranstaltet hat. Warum? Weil ich an diesem Tag einen beruflichen Termin hatte.

Mein armer Junge! Er hat eine Mama, die ihn oft nicht vor 16 Uhr aus der Kita abholen kann. Und dann nichts weiter mit ihm unternimmt, als einzukaufen, nach Hause zu gehen, gemeinsam Kakao zu trinken und ihn dann spielen zu lassen, während nebenbei das Abendessen und der Haushalt gemacht wird. Ausser mittwochs, da ist Musikschule. Oder wenn hin und wieder befreundete Kinder zu Besuch sind. 

So viele Termine. Und so ein schlechtes Gewissen.

Ja, ich fühle mich schlecht. Und dazu fühle ich mich ein wenig ausgebrannt. Schliesslich ist es nicht so, dass ich meinem Kind keine frühkindliche Förderung und zig verschiedene Hobbys gönnen würde. Wir könnten es uns auch finanziell leisten. Aber offen gesagt, reicht meine Energie nicht.

Nach der Arbeit bin ich k.o. Dann wartet noch der Haushalt und weitere zeitraubende Erledigungen. Einen weiteren Nachmittagstermin pro Woche könnte ich für meinen Sohn wohl noch einbauen. Aber mehr schaffe ich definitiv nicht. 

Freizeit: Was Kinder wirklich wollen?

Und was ist mit meinem Sohn? Was will er eigentlich? Wenn ich ihn frage, wünscht er sich, neben dem Musikkreis noch einen Schwimmkurs zu besuchen. Alles klar, das lässt sich machen. Mehr will er gar nicht. Er will spielen, sagt er. Und zu Hause sein. Er ist ohnehin ein Typ, der es liebt, in Ruhe zu spielen – auch gern allein.

Und wenn ich ihn so beobachte, geht es ihm eigentlich gar nicht anders als mir: Auch er ist nach dem Kita-Tag erschöpft. Er freut sich auf zu Hause und darauf, alles tun zu können, wonach ihm die Laune steht; mit Autos spielen, malen, faulenzen – auch wenn all das vielleicht keinen frühkindlichen Fördercharakter hat. Dafür hat es aber etwas anderes: Echten Erholungswert.  

Hobbys, Förderung, Faulenzen: Jedem das seine

Mein Kind hat einen langen Tag in der Kita. Er bekommt täglich neue Eindrücke und Inhalte vermittelt. Ist das keine Förderung? Und Forderung der jungen Seele? Ich denke, ich kenne mein Kind am besten. Und genau daher geht es mit jetzt auch schon besser.

Ich weiss, dass mein Kind ausreichend ausgelastet und gefördert ist. Und ich geniesse die Nachmittage mit ihm – in aller Ruhe zu Hause. Und was die Freizeitgestaltung anderer Familien angeht, sollte ich diese wohl einfach auf sich beruhen lassen. Alle Eltern wissen selbst am besten, was für ihre Kinder gut ist.

Fest steht: Kein Kind braucht dutzend verschiedene Hobbys. Aber manche wünschen sie sich und fühlen sich damit pudelwohl. Mein Sohn und ich wünschen in diesem Fall: Viel Spass. Wir hingegen machen es uns bei Kakao und Kerzenschein auf dem Sofa gemütlich. 

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