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Sozialkompetenz: Kinder lernen vor allem von Eltern

Wie kommen Kinder gut durchs Leben? Diese Frage stellen sich Eltern immer wieder. Ein echter Türöffner in ein glückliches und erfolgreiches Leben ist Sozialkompetenz. Wir erklären, wie Ihr Kind diese erwerben kann.

Lernen von den Eltern, üben in der Gruppe: Das Spielen mit anderen Kindern ist ein gutes Training für soziale Kompetenz. Bild: lisegagne, Getty Images 

Gemeinsam geht es besser: Spass beim Spielen haben. Sich gegen Beleidigungen zur Wehr setzen. Auf Prüfungen vorbereiten. Mit anderen zusammen lässt sich sogar manches stemmen, was alleine gar nicht zu stemmen wäre, zum Beispiel ein Baumhaus zu bauen. Um im Leben gut und erfolgreich zurechtzukommen, brauchen wir von klein auf die Familie und andere Menschen. Ein wichtiger Schlüssel in ein glückliches und erfolgreiches Leben ist also Sozialkompetenz.

Wer sozialkompetent ist, kann positive Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen und halten sowie Konflikte lösen. Der Begriff Sozialkompetenz betrifft also einen Mensch, der für seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse einstehen kann. Er erkennt und berücksichtigt gleichzeitig auch die Wünsche und Bedürfnisse anderer. Soziale Kompetenzen hat jemand, der einerseits eigene Ziele verfolgen, andererseits aber auch Konflikte lösen und sich anpassen kann.

Soziale Kompetenz lernt ein Kind zuhause

Eltern machen Kindern ein grosses und wichtiges Geschenk, wenn sie ihnen zuhause in der Familie Sozialkompetenz vermitteln. Am besten lernen die Kleinen durch gute Vorbilder. Denn sie beobachten die Grossen ganz genau und ahmen sie nach, wie der kanadische Psychologe Albert Bandura bereits in den 1960er-Jahren herausfand. Lernen am Modell nennt die Wissenschaft das Phänomen seitdem. Wie Sozialkompetenz funktioniert, lernen die Kinder also, indem die Familienmitglieder miteinander sozial umgehen.

So sollten Eltern mit Baby gut auf die Bedürfnisse des Kleinen achten und sie erfüllen. Wenn es Hunger hat, stillen sie es oder geben ihm den Schoppen. Ist es müde, wiegen sie es in den Schlaf. Ist die Windel voll, wird sie gewechselt. Darüber hinaus trösten sie es, wenn es weint. Ausserdem kuscheln sie mit ihm, um Geborgenheit zu vermitteln. Und sie führen Rituale ein, um Sicherheit im Alltag geben.

Doch sozialkompetente Mütter und Väter wissen auch, dass es wichtig ist, nicht nur Empathie für ihr Baby zu haben. Wichtig ist auch die Fähigkeit, eigene Emotionen und eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und ernst zu nehmen. «Natürlich müssen Eltern das Kind versorgen und nach ihm schauen», sagt die Psychologin Rahel Pfiffner vom Elternnotruf. «Doch sie sollten sich selbst dabei nicht vergessen.» Das beugt nicht nur Erschöpfung vor, sondern vermittelt dem Nachwuchs von Anfang an: Es ist wichtig, sich um sich selbst und auch um andere zu kümmern. Der Grundstein für Teamfähigkeit ist gelegt.

Zwei Beispiele, wie sich soziale Kompetenz vermitteln lässt

Beispiel 1: Jan und Ulla spielen gern und oft mit ihrer dreijährigen Tochter Maike. Manchmal wollen sie aber auch Zeit für sich haben. Dann sagen sie: «Maike, ich weiss, du würdest gerne mit mir spielen. Aber ich möchte das jetzt nicht, denn ich brauche nach einem anstrengenden Tag eine Weile Ruhe, um mich zu erholen. Ich spiele später mit dir.» Sie zeigen so, dass sie ihr eigenes Bedürfnis nach Ruhe ernst nehmen. Sie zeigen aber Maike auch, dass sie ihren Wunsch, mit der Mutter oder dem Vater zu spielen, verstehen, und stellen ihr in Aussicht, dass er erfüllt wird.

Beispiel 2: Der zweijährige Jan steht auf einer Trittleiter. Er schneidet mit einem wenig scharfen Messer eine Gurke in Stücke. Denn heute gibt es Salat. «Wir möchten Jan so früh wie möglich in die Hausarbeit einbinden», sagt Sabine. «Nicht nur, weil Jan so gern mitmacht. Sondern weil wir eine Gemeinschaft sind, in der alle mitwirken sollten.»

Durch Erziehung auf Augenhöhe das Kind sozial fördern

Voraussetzung, um einem Kind soziale Kompetenz zu vermitteln, ist also, sich selbst sozial zu verhalten. Sozialkompetent zu handeln bedeutet auf Augenhöhe mit anderen zu sein – auch mit dem eigenen Kind. Also nicht von oben herab mit ihm zu sprechen, keine Ansagen und keine Drohungen zu machen. Darauf zu verzichten, heisst nicht, dass ein Kind genauso viel bestimmen darf wie die Erwachsenen. Aber es bedeutet, dass man es ernst und wichtig nimmt. Das kann man, indem man offen ist für die eigenen Gefühle und versucht, das Kind zu verstehen. Gleichzeitig formulieren die Eltern eigene Ich-Botschaften. Die Fähigkeiten der gesunden Kommunikation im Umgang mit Kleinen und auch mit Grossen werden in Büchern und Elternkursen vermittelt. 

Umgang mit Gleichaltrigen als gute Förderung 

Kein Kind kommt als Mensch mit Sozialkompetenz auf die Welt. Sie ist eine Fähigkeit, die das Kind im Laufe seiner Entwicklung erwirbt. Soziale Kompetenz muss bis ins hohe Alter hinein trainiert werden. Mit anderen Kindern zu spielen ist für Kinder ein besonders intensives Training. Freundschaften bieten Raum, Verhaltensweisen auszuprobieren und ihre Wirkung zu testen. Wie verhält sich der andere, wenn ich richtig wütend werde? Wie entwickelt sich das Spiel, wenn ich mich auf eine Idee einlasse, die mich zunächst nicht überzeugt? Gleichzeitig erfährt das Kind, dass sich gemeinsam Interessen besser durchsetzen lassen. So viel Teamfähigkeit macht stark.

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