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Glutenunverträglichkeit bei Kindern ekennen und behandeln

Ihr Kind bekommt Bauchweh und Durchfall von Getreidebrei oder Brot? Hinter diesen Symptomen könnte eine Glutenunverträglichkeit stecken. Wir erklären, woran Sie eine sogenannte Zöliakie erkennen, wie die Beschwerden gelindert werden können und wann Sie mit Ihrem Kind zum Arzt müssen. 

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Ihr Kind hat oft Bauchweh nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln? Dann sollte es vom Arzt auf Zöliakie getestet werden. Bild: Zinkevych iStock, Getty Images 

Der Nachwuchs hat Blähungen, Bauchschmerzen und ist auffallend weinerlich? Beschwerden durch Gluten bei Kindern bleiben oft jahrelang unentdeckt. Dabei kommt die Krankheit Zöliakie relativ häufig vor und kann unbehandelt weitreichende Folgen haben. Erfahren Sie, wie Eltern Glutenunverträglichkeit erkennen und warum eine glutenfreie Diät bei Diagnose Zöliakie wichtig ist.

Chronische Erkrankung des Dünndarms

Glutenunverträglichkeit, fachsprachlich Zöliakie genannt, ist eine nichtinfektiöse Darmerkrankung. Sie kann Kinder und Erwachsene gleichermassen betreffen. Patienten leiden unter einer Erkankung des Dünndarms, die Schleimhäute sind chronisch entzündet. Das führt zu Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall. Ausgelöst wird die Entzündung durch das Klebereiweiss Gluten, welches in Getreide vorkommt und auf welches Zöliakie-Patienten allergisch reagieren. Schon geringe Mengen an Dinkel, Weizen, Roggen, Hafer oder Gerste in der Nahrung können ausreichen, um Beschwerden auszulösen. Die Nahrungsmittel-Allergie ist nach heutigem Wissensstand erblich bedingt und nur durch eine glutenfreie Ernährung zu behandeln.

Oft nur unspezifische Symptome

Schätzungsweise eine von 100 Personen in der Schweiz ist von einer Glutenallergie betroffen. Dabei zeigt sich nur bei 10 bis 20% der Patienten ein klares Bild der Erkrankung. Der Grossteil, 80 bis 90% der betroffenen Menschen, hat keine oder unspezifische Symptome und weiss daher nicht von seiner Glutenallergie.

Bei Babys und Kleinkindern treten erste Anzeichen häufig ab dem Zeitpunkt auf, ab dem das Kind beginnt feste, getreidehaltige Nahrung zu sich zu nehmen. Das kann zum Beispiel Griessbrei oder Zwieback sein. Typisch sind dann Symptome wie Blähungen oder ein aufgetriebener Bauch, Durchfall oder Bauchschmerzen. Damit verbunden sind weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, Weinerlichkeit und Müdigkeit. Bei der Reaktion auf Gluten macht sich aber häufig auch nur ein einzelnes Zöliakie-Symptom bemerkbar und die Krankheit wird erst spät erkannt. Genauso kann sich eine Glutenallergie auch das ganze Leben lang entwickeln. 

Antikörper-Test bei Verdacht

Haben Eltern den Verdacht, dass eine Zöliakie bestehen könnte, sollte das Kind vom Kinder- und Jugendarzt untersucht werden. Eine Diagnose wird bei Kindern mittels Tests auf Antikörper im Blut gestellt. Seltener ist eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm nötig. Ist die Diagnose Glutenallergie bestätigt, sollten sich auch Eltern und Geschwister testen lassen, da es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung handelt, von der dementsprechend auch Familienmitglieder betroffen sein könnten.

Glutenfreie Ernährung als einzige Therapiemöglichkeit

Zöliakie begleitet Betroffene ein Leben lang. Sie ist bisher nicht heilbar und die Therapie erfolgt durch glutenfreie Ernährung. Im Alltag bedeutet das strikte glutenfreie Diät und den Verzicht auf Lebensmittel, die Getreide und in irgendeiner Form Gluten enthalten. Offensichtlich ist das bei Getreideprodukten wie Pizza, Nudeln, Brot, Muesli oder Kuchen. Versteckter kann Gluten in Fertigprodukten als Stabilisator, in Knabbergebäck, aber auch in Ketchup vorkommen. Glutenfrei dagegen sind beispielsweise unverarbeitete Lebensmittel wie Milchprodukte (z.B. Joghurt, Quark oder Käse), Tofu und Soja, Kartoffeln, Reis oder Buchweizen, Obst, Gemüse und Nüsse.

Generell gilt: Wer auf glutenfreie Nahrung achtet, muss wachsam sein. Ob im Restaurant oder beim Kauf von Medikamenten: Gluten versteckt sich in vielen Produkten. Von Zöliakie Betroffene oder Eltern, die eine Glutenallergie bei ihrem Kind vermuten, finden detaillierte Informationen zu Symptomen, glutenfreien Lebensmitteln und Rezepten auf der Website der IG Zöliakie der Deutschen Schweiz.

Unbehandelte Zöliakie kann zu Diabetes und Krebs führen

Durch Zöliakie verursachte Symptome wie Völlegefühl, Durchfall oder Blähungen lassen sich durch die angepasste Ernährung relativ gut in den Griff bekommen. Je früher die Krankheit in der Kindheit erkannt wird, desto besser. Denn eine Glutenallergie kann durch die Funktionsstörung im Magen-Darm-Trakt neben den häufigen Beschwerden zum Abbau der Darmschleimhaut führen. Wichtige Nährstoffe können nicht mehr aufgenommen werden und ohne Behandlung zu folgeschweren Schäden führen.

Bei Kindern beispielsweise können Wachstumsstörungen oder Blutgerinnungsstörungen die Folge sein. Bei Jugendlichen kann die Pubertät später einsetzen und Frauen unter Umständen ungewollt kinderlos bleiben. Auch ein erhöhtes Risiko, später an an Lymphdrüsenkrebs, Osteoporose oder Diabetes Typ I zu erkranken, besteht.

Deshalb ist es wichtig, nach der medizinischen Diagnose Gluten-Allergie eine Ernährungsberatung aufzusuchen und eine strikte Diät einzuhalten, um möglichst beschwerdefrei zu leben und die Erkrankung einzudämmen.

Weiterführende Informationen:

Die Website der IG Zöliakie der Deutschen Schweiz bietet neben umfangreichen Informationen auch eine eigene Plattform für Kinder und Jugendliche.

Medizinische Information zu Zöliakie der Kinder- und Jugendärzte im Netz.

Die Deutsche Gesellschaft für Zöliakie hat eine App entwickelt, die Betroffene im Alltag und auf Reisen unterstützen soll.

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