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Kinder ins Bett bringen: Fünf Tipps, wie es stressfrei klappt

Jeden Abend das gleiche Drama: Das Kind soll ins Bett – doch es will noch spielen. Stress liegt in der Luft, der sich gleich in einem Machtkampf entlädt. Muss das sein? Oder geht es auch anders? Fünf Tipps, wie Sie Ihr Kind entspannt ins Bett bringen.

Eine Mutter sitzt mit ihrem Kind auf dem Sofa und liest ihm etwas vor.
Ihr Kind guckt Sie nie so fröhlich an, wenn Sie ihm sagen, es müsse gleich ins Bett? Unsere Tipps können das ändern! Bild: Evgenyatamaneko, Getty Images

Der Tag war lang und die Eltern haben alles gegeben. Jetzt, am Abend, wollen sie vom Stresslevel des Tages herunterkommen. Doch erst muss das Kind noch ins Bett gebracht werden. Das aber will etwas anderes – spielen zum Beispiel. Am liebsten mit Mama oder Papa. Und auf keinen Fall Zähne putzen. Ein nervenzermürbender Konflikt, der sich Abend für Abend wiederholt. Doch das muss nicht sein: Unsere Tipps sorgen dafür, dass die Schlafenszeit des Kindes stressfreier wird. 

5 Tipps, wie Sie Ihr Kind entspannt ins Bett bringen

1 Die Perspektive wechseln 

Die Situation aus den Augen des Kindes zu betrachten, hilft, sie besser zu verstehen. Eltern können sich vorstellen, ein spannendes Buch zu lesen, ein Computerspiel zu spielen oder mit einem Freund oder einer Freundin zu schreiben. Da hören sie die Anweisung: «Zeit ins Bett zu gehen!» oder «Ich hab dir eben schon gesagt, dass jetzt Schluss ist.» Das Gefühl, das sich auch bei Erwachsenen selbst bei freundlich ausgesprochenen Ansagen einstellt, ist Unbehagen. Man fühlt sich bevormundet. Und prompt stellt sich das Bedürfnis ein, auf Widerstand zu schalten. Das geht auch Kindern so. Sie reagieren entsprechend – im schlimmsten Fall mit Tränen und Wut. «Will spielen!», «Nicht ins Bett!», «Noch eine Seite lesen!» (in Dauerschleife), «Nicht gehen!» sind bekannte Reaktionen.

2 Gefühle zulassen

Und jetzt? Keine Anweisungen? Doch. Ohne Anleitung geht es nicht. Dabei aber auch die Wünsche des Kindes zu berücksichtigen, dämpft den Widerstand. Eltern können dem Kind sagen: «Wir puzzeln das Bild noch zu Ende. Danach gehen wir ins Bad zum Zähneputzen.» Oder: «Wenn der grosse Zeiger auf der 12 ist, sucht die Zahnbürste nach Karius und Baktus. Ich sage dir kurz vorher noch mal Bescheid.» So ist das Kind vorbereitet. Zetern und trotzen darf es trotzdem. Denn Kinder haben ein Recht darauf, negative Empfindungen zu äussern.

3 Einfach zuhören kann Wunder bewirken

Eltern beruhigen jetzt das Kind, wenn sie einfach zuhören und widerspiegeln, was es ausdrückt. Dabei sollten sie sich mit eigenen Kommentaren oder neuen Anweisungen ganz zurückhalten, bis grundlegende Probleme zur Sprache gekommen sind. Wenn das Kind, das gern noch gespielt hätte, sich noch nicht müde fühlt oder Angst vor der Dunkelheit hat, das Verständnis der Eltern spürt, hat es eine höhere Bereitschaft zur Kooperation. Viele Bücher beschreiben diese Art der Kommunikation, die gewaltfreie, gesunde oder auch wertschätzende Kommunikation genannt wird und sich in Seminaren trainieren lässt.

Beispiel

Kind: «Doofe Mama!» –  Mutter: «Du bist wütend, weil du ins Bett sollst.»

Kind: «Will noch spielen!» – Mutter: «Du bist enttäuscht, weil du noch gern weiter gespielt hättest.»

Kind: «Ja! Und Julian darf aufbleiben.» – Mutter: «Ups …Du fühlst Dich benachteiligt gegenüber Julian …»

Kind: «Ich will auch lange aufbleiben.» – Mutter: «Ah, verstehe, das möchtest du auch mal erleben …»

Kind: «Jaaaa.»

Wenn das Kind jetzt nicht selbst einlenkt oder einen Lösungsvorschlag macht, können die Eltern ihre Anweisung nochmal wiederholen. Vielleicht beginnt das Kind dann wieder zu trotzen, aber wahrscheinlich weniger vehement. Dann heisst es noch mal: Zuhören. Bis es zum Beispiel fragt: «Lesen wir im Bett noch?».

4 Schlafenszeit = Familienzeit

Sich nicht aus der Gemeinschaft der Familie lösen zu wollen, ist ein wesentlicher Grund, nicht ins Bett zu wollen. Deshalb ist es wichtig, das Kind nach dem Motto «Wir machen das gemeinsam!» zu begleiten. «Das kindliche Schlafverhalten ist ein individueller Prozess, der mit dem Entwicklungsstand jedes Kindes, mit seinem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit zu tun hat», weiss die Schlafberaterin Sibylle Lüpold, Autorin des Ratgebers «Ich will bei euch schlafen!» Wenn Eltern von Anfang an versuchen, aus dem Schlafengehen eine innige und schöne Zeit zu machen, entwickelt das Kind weniger Abneigung. Es speichert das Zu-Bett-gehen als etwas Positives ab. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es langfristig bereitwillig ins Bett geht, wenn es älter ist, auch ohne einen Elternteil.

5 Ganz wichtig: Gelassen bleiben

Gelassenheit ist der hilfreichste Tipp, Kinder liebevoll in den Schlaf zu befördern. «Eltern dürfen wissen: Zubettgeh-Probleme sind etwas ganz Natürliches», sagte Diplom-Psychologin Sabine Friedrich, Co-Autorin des Ratgebers «Einschlafen, Durchschlafen und Ausschlafen» im Interview. «Sie verschwinden von selbst wieder, wenn die Zeit gekommen ist. Bis dahin gilt es, mit ihnen möglichst gut zurechtzukommen. Zur Gelassenheit trägt bei, sich nicht vom Fernsehprogramm mit seinen starren Anfangszeiten unter Druck setzen zu lassen.»

Weiterführende Informationen zum Thema Schlafen:

Was Eltern tun können, damit sie mit Baby besser durchschlafen, lesen Sie hier.

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