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Handy für Kinder: Wann Ihr Kind bereit ist für ein Smartphone und erste Regeln

Wann ist das Kind bereit für das erste Handy? Eine konkrete Altersempfehlung gibt es nicht – es hängt von der Reife, der Erziehung und den Lebensumständen des Kindes ab. Welche Fakten Ihnen bei der Entscheidung für oder gegen ein Smartphone helfen, wie Sie Ihr Kind bei der Nutzung begleiten und für Sicherheit auf dem Gerät sorgen.

Wann ist ein Kind bereit für's erste Handy? Tipps und Regeln für einen sicheren Umgang.
Wann ist ein Kind bereit fürs erste Handy? Tipps und Regeln für einen sicheren Umgang. Bild: Pexels, Andrea Piacquadio

Das Wichtigste in Kürze:

  • Wann das Kind bereit für sein erstes Smartphone ist, hängt von dessen Reife ab. Das Kind muss verantwortungsbewusst mit dem Gerät umgehen können. Darauf kommts an.
  • In der Oberstufe sind Jugendliche generell bereit für ein Handy, wissen etwas über Datenschutz und haben Erfahrung mit dem Internet.
  • Welches Modell zum Kind passt, hängt ganz von seinen Bedürfnissen ab. Ein paar Tipps.
  • Kinder brauchen Regeln und müssen den verantwortungsvollen Umgang mit dem Handy erst lernen. Zum Beispiel ist das Posten von dikriminierenden Inhalten für Kinder strafbar. Mehr Infos.
  • Soziale Medien wie Instagram und Whatsapp sind für Jugendliche die wichtigste Funktion des Handys. Daher ist es wichtig, über Datenschutz aufzuklären und Kinder zu sensibilisieren. Mehr dazu.

Früher oder später kommt in jeder Familie die Frage auf, wann das Kind ein Handy bekommt – vor allem wenn ältere Geschwister schon eins besitzen. Doch wie sinnvoll ist das Handy für Kinder?  Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen. 

Ab wann darf ein Kind ein Smartphone nutzen?

Ab welchem Zeitpunkt ein Kind bereit für das erste Smartphone ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Es gibt auch keine konkrete Altersempfehlung für Handys. Wichtig ist, dass das Kind die Verantwortung für ein solches Gerät übernehmen kann. Als Einstieg können Eltern mit Kindern die Smartphone-Nutzung üben und ihren Schützling so auf die digitale Welt vorbereiten. Entscheidend beim Beantworten der Frage sind zudem der Tagesablauf des Kindes, die Familienkonstellation, das Budget, der Schulweg sowie die Einstellung der Eltern. 

Soll ein Kind zum Beispiel auf dem Schulweg oder in anderen Situationen für die Eltern erreichbar sein, reicht ein Prepaid-Handy ohne Internet. Auch Smartphones lassen sich so einstellen, dass sie nur fürs Telefon benutzt werden können. Wer also seinem Kind das alte Smartphone abgeben möchte, profitiert von dieser Funktion und braucht nicht extra ein «Kinderhandy».

Bereit fürs Handy: Diese Fragen sollten sich Eltern stellen

  • Kann das Kind schon im Internet surfen?
  • Weiss es, welche Inhalte es sehen darf und welche nicht?
  • Kennt es Sicherheitsregeln, um sich vor Gefahren im Internet zu schützen?
  • Weiss es, was passiert, wenn Inhalte geteilt werden und dass sie nicht mehr so einfach gelöscht werden können?
  • Ist Ihr Kind sich bewusst, dass bei Apps zusätzliche Kosten durch In-App- oder In-Game-Käufe verursacht werden können?

Wie Sie Kinder für einen bewussten Umgang im Netz vorbereiten, lesen Sie hier. 

Kinder können in der Oberstufe ein Smartphone haben

In der Oberstufe, ab zwölf Jahren, können eigentlich alle Kinder Verantwortung für ein Handy übernehmen. Auch ein sicherer Umgang mit Apps und dem Internet sollte in diesem Alter möglich sein. Manche Kinder können sind früher reif für ein eigenes Handy – das kommt vor allem darauf an, wie viel Übung das Kind mit Medien hat.

Was tun, wenn das Kind noch nicht bereit ist?

Wenn Eltern finden, das Kind sei noch nicht bereit, dürfen Sie zu diesem Entschluss stehen, auch wenn es schwerfällt. Gruppendruck ist ein beliebtes Argument bei Kindern: «Alle anderen haben aber ein Handy!» Wie geht man als Elternteil damit um? Sharmila Egge vom Verein für Medienkompetenz zischtig.ch erklärt: «Im ersten Schritt sollten Sie unbedingt überprüfen, wer denn 'alle anderen Kinder' wirklich sind – oft sind es ja längst nicht alle». Sind die Eltern der Meinung, das Kind sei noch nicht bereit für ein Handy, so können sie klar kommunizieren weshalb. Jugendliche sollten verstehen können, wie sie Reife beweisen können und welche Gründe die Eltern haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Entscheiden die Eltern, dass das Kind ein Handy bekommt, so heisst es üben, üben, üben. «Dann muss man erst als Eltern bereit sein, das Kind bei der Mediennutzung zu begleiten und dann Regeln aufstellen», rät Sharmila Egger. Tipps dazu hier.

Alternative für Kinder: Familientablet statt Handy

Sie wollen Ihrem Kind noch kein Handy geben, es aber trotzdem gewisse Apps und Funktionen nutzen lassen? Eine beliebte Alternative zum eigenen Handy ist ein Familien-Tablet. So können Kinder zum Beispiel in Whatsapp-Gruppen mit Freunden in Kontakt bleiben und verlieren nicht den Anschluss, brauchen aber kein eigenes Gerät.

Erstes Handy: Grundregeln und Tipps

Worauf können Eltern acht geben, wenn Ihr Kind das erste Smartphone bekommt? Kinder und Jugendliche wissen am Anfang nicht, wo sie beim Nutzen des Smartphones vorsichtig sein müssen. Umso vorsichtiger sollten Eltern sein. 

Darauf müssen Eltern achten, wenn das Kind ein Handy bekommt

Erklären Sie Ihrem Kind die wichtigsten Punkte rund um die Handynutzung. Machen Sie doch einen Crash-Kurs mit dem Nachwuchs und klären Sie folgende Fragen: 

  • Welche Apps dürfen heruntergeladen werden?
  • Welche Inhalte sind altersgerecht?
  • Wie erstellt man ein Profil auf Social Media?

Sharmila Egger resümiert: «So oft sehe ich auf Portalen Profile mit echtem Namen und die Kinder haben keinen Plan, worauf sie achten müssten.» Überprüfen Sie, dass Ihr Kind altersgerechte Inhalte konsumiert und weisen Sie auf den Datenschutz hin. In den Einstellungen lässt sich der Jugendschutz aktivieren.

Achten Sie darauf, welche Inhalte Ihr Kind konsumiert.
Achten Sie darauf, welche Inhalte Ihr Kind konsumiert. Bild: Pexels August de Richelieu

Das erste Handy für Kinder: die Grundregeln

Stellen Sie beim ersten Handy für Ihr Kind klare Bestimmungen auf. «Kinder brauchen Regeln. Eltern sollten die Apps auf dem Smartphone zunächst einmal gemeinsam mit den Kindern erkunden und bei der Anmeldung helfen», empfiehlt Sharmila Egger.

1 Bildschirmzeit festlegen

In den Einstellungen lässt sich beispielsweise eine konkrete Bildschirmzeit für jede App festlegen. Eltern können durchaus prüfen, welche Inhalte ihre Kinder im Internet konsumieren. Seien Sie aber offen darüber udn spionieren Sie Ihr Kind nicht aus, auch Kinder sollten Privatsphäre haben.

So lange dürfen Kinder am Smartphone sein

Wie lange dürfen Kinder ans Handy? Medienexpertin Sharmila Egger empfiehlt Folgendes:

  • Bei 6- bis 9-Jährigen sollten es nicht mehr als 5 Stunden Bildschirmzeit pro Woche sein. (40 Minuten am Tag)
  • 10- bis 12-Jährige sollten pro Woche nicht mehr als 10 Stunden vor dem Handybildschirm verbringen. (1 Stunde 20 Minuten täglich)
  • 13- bis 14-Jährige dürfen etwa 15 Stunden die Woche am Bildschirm verbringen. (2 Stunden täglich)

2 Im Gespräch bleiben

So sagt Sharmila Egger: «Hilfreich ist es auch, über die Smartphone-Nutzung im Gespräch zu bleiben.» Kinder müssen ihren Eltern vertrauen und jegliche Probleme wie Cyber Mobbing, App-Käufe, Unsicherheiten und vieles mehr ansprechen können. Lesen Sie mehr darüber.

3 Was dürfen Kids? Gesetzlage in der Schweiz

Was sagt das Gesetz in der Schweiz über die Nutzung von Smartphones? Kinder dürfen unter 16 Jahren keine Mobilfunkverträge oder Prepaidkarten kaufen. Die Entscheidung treffen also Eltern. Viele soziale Medien sind ab 13 Jahren erlaubt, das Alter kann aber mit einem einfachen Tippen bestätigt werden und wird nicht mit der ID überprüft. Kinder dürfen gemäss Schweizer Gesetz keine pornografischen oder gewaltverherrlichenden Inhalte konsumieren. Das Teilen von diskriminierenden Inhalten ist auch für Jugendliche und Kinder strafbar – Eltern sollten ihren Nachwuchs ausführlich aufklären. Folgende Rechte haben Kinder.

4 Handy weg: Eltern sind Vorbilder

Die meisten Eltern nutzen ihr Handy durchgehend im Alltag, agieren aber für Kinder als Vorbild. Spätestens seit der Home Office Zeit wegen der Coronapandemie sehen schon Kleinkinder, dass Eltern ihr Handy immer bei sich haben und telefonieren oder chatten. Offene Kommunikation ist hier wichtig. Eltern können ehrlich zu ihren Kindern sein und sagen, dass es ihnen manchmal selbst schwerfällt, das Handy wegzulegen. So können Sie mit der ganzen Familie handyfreie Zeiten vereinbaren, in denen weder Eltern noch Kinder am Bildschirm sind. Über Quality Time freuen sich schliesslich alle Familienmitglieder.

5 Datenschutz: Kinder und Jugendliche auf Social Media 

Das Thema Datenschutz ist für Kinder und Jugendliche besonders wichtig – Aufgabe der Eltern ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten und sich selbst zu informieren. Laut JAMES-Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) aus dem Jahr 2020, ist bei Jugendlichen die App Instagram die beliebteste Smartphone-App. Es folgen WhatsApp und Snapchat. Mit Social Media kommen Kinder also bereits früh in Kontakt, deshalb ist es wichtig, auf das Thema Datenschutz aufmerksam zu machen. Sharmila Egger kommt zu folgendem Entschluss: «Bei der Verkehrssicherheit lernen Kinder das sichere Überqueren der Strasse. Genauso brauchen Kinder auch eine Unterstützung beim Umgang mit Apps.» Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche darüber aufzuklären, was es heisst, Inhalte im Internet zu veröffentlichen. Mehr zum Thema Onlineimage.

Das richtige Handymodell: Wofür braucht das Kind ein Smartphone?

Für was das Kind ein Handy benutzen möchte, spielt bei der Wahl des Modells eine grosse Rolle. Geht es darum, dass das Kind erreichbar ist und Eltern es in Sicherheit wissen? Dann reicht ein Handy zum Telefonieren. Vielleicht will Ihr Teenie aber auch kreativ sein und Fotos oder Videos erschaffen – hier können Eltern aber darauf hinweisen, dass die Fotos nur im Freundeskreis geteilt werden dürfen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Budget, das erste Handy muss schliesslich nicht das Neuste und Teuerste sein. Anfangs reicht vielleicht ein älteres Modell für unter 100 Franken. Je nach Bedürfnis der Kinder ändert sich auch die Frage nach dem Tarif. Ist es wichtig, dass das Kind kostenlos telefonieren kann? Oder braucht es eher mobiles Internet? Solche Fragen sollten Sie abklären.

Kinderhandy – Kosten und Tarife

Das erste Handy ist mit Anschaffungskosten, und Tarifkosten verbunden – Kinder sollten das verstehen. Zeigen Sie Ihrem Schützling, wie Kosten in Zusammenhang mit dem Handy entstehen. Besprechen Sie die Art des Smartphones und die des Tarifs. Handys gehen kaputt und es gibt auch mal einen zerbrochenen Bildschirm – erklären Sie dem Kind, dass es selbst für den Gegenstand verantwortlich ist und darauf aufpassen muss. Geht das Gerät kaputt, könnte das Kind zum Beispiel die Reparatur von seinen eigenen Ersparnissen bezahlen.

Medienkompetenz mit dem Verein zischtig.ch

Der Verein zischtig.ch setzt sich dafür ein, Kinder und Jugendliche auf ansprechende, verständliche, berührende und wirksame Weise vor Onlinesucht, Cybermobbing, Cybergrooming und anderen Gefahren zu schützen. Im Vordergrund stehen ein begeisternder Vermittlungsstil und die Befähigung zu einer gewinnbringenden, kreativen und sicheren Mediennutzung. Auf Familienleben.ch finden Sie auch weitere Artikel von Sharmila Egger vom Verein über Themen rund um Medienkompetenz.

Mehr zu zischtig.ch und weitere Artikel von Sharmila Egger. 

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