Freizeit > Unterhaltung

Darum ist Vorlesen für Kinder so wichtig: Gründe und Tipps fürs Vorlesen

Vorlesen ist für Kinder nicht nur Unterhaltung. Es unterstützt sie auch in ihrer Entwicklung: Vorlesen fördert die Entwicklung von sozialen und emotionalen Fähigkeiten, aber auch die Sprachkompetenz. Eltern, die ihrem Kind regelmässig vorlesen, stärken so ausserdem die Bindung zum Nachwuchs: Die gemeinsame Vorlesezeit wird zu einem Ritual, das dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Wieso Vorlesen so viel bewirkt und Tipps für alle, die regelmässig Kindern vorlesen oder vorlesen wollen.

Mutter und Kind schauen sich ein Buch an.
Abtauchen in andere Welten: Beim Vorlesen werden Kindern neue Perspektiven eröffnet. © Unsplash, Ben Mullins

Kindern Vorlesen: Das Wichtigste in Kürze

  • Kinder profitieren auf verschiedenen Ebenen, wenn ihnen regelmässig vorgelesen wird. Vorlesen fördert den Wortschatz und das Sprachgefühl, aber auch soziale und emotionale Kompetenzen. Mehr über die Vorteile des Vorlesens.
  • Du kannst deinem Kind schon im Babyalter vorlesen. Schon dreimonatige Babys interessieren sich für ihre Umwelt und auch für Bilderbücher. Durch das Vorlesen stärkst du die Bindung zu deinem Kind. Mehr zu diesem Effekt.
  • Vorlesen kennt keine Altersbeschränkung. Auch ältere Kinder hören gerne zu. Nutze das Vorlesen und Erzählen als Ritual und Anstoss für Gespräche. Mehr dazu.
  • Du musst kein Schauspieler sein, um spannend vorzulesen. Mit verschiedenen Stimmlagen, Pausen und Blickkontakt hauchst du der Geschichte Leben ein. Weitere Tipps, wie du spannend vorliest und die Vorlesezeit gestaltest, gibt es hier.

Bestimmt könnt ihr noch erinnern, wie ihr gespannt neben Mama oder Papa gesessen seid und ganz gespannt auf das Buch in ihren Händen gestarrt habt. «Was passiert als nächstes?» Jetzt seid ihr die, die mit dem aufgeschlagenen Buch da sitzt und euren Kindern ein wichtiges, wunderbares Erlebnis schenkt. Macht euch nicht zu viele Gedanken, ob ihr gut erzählt oder ob ihr die richtigen Geschichten vorlest. Wichtig ist, dass ihr es tut!

Darum ist Vorlesen so wichtig für Kinder

Dass regelmässiges Vorlesen zahlreiche positive Auswirkungen auf Kinder hat, haben verschiedene Studien bestätigt. Dies betrifft die kognitive, aber auch die emotionale und soziale Entwicklung. Die deutsche Stiftung Lesen fasst es so zusammen: «Kinder denen regelmässig vorgelesen wird, haben besonders gute Startchancen. Sie haben früh einen grösseren Wortschatz, lernen leichter und sind einfühlsamer.»

Aktionen für mehr Geschichten und Lese-Erlebnisse

Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien setzt sich mit verschiedenen Aktionen für die Leseförderung ein. Diese zwei Aktionen können wir von Herzen empfehlen:

Der Schweizer Vorlesetag lädt jedes Jahr im Frühling ein zu einem Tag voller Geschichten. Überall in der Schweiz finden dann Vorlese-Events für die ganze Familie statt. Bestimmt auch in deiner Nähe! Hier kannst du jeweils nach den Events in deiner Region suchen: Veranstaltungskalender.

Die Schweizer Erzählnacht findet jeweils im Winter statt.  Dieses Jahr ist es am 10. November so weit. Schweizweit gibt es dann ganz viele tolle Erzählevents für Kinder, organisiert von Schulen, Bibliotheken, Buchhandlungen, Jugendtreffs, Gemeinschaftszentren, Kulturinstitutionen und anderen Organisationen.

Kleines Mädchen schaut sich ein Bilderbuch an.
Regelmässiges Vorlesen motiviert zum Lesen: Kinder lernen so, dass es in Büchern spannende Geschichten zu entdecken gibt. © Unsplash, Stephen Andrews

Vorteile Vorlesen: So wirkt sich Vorlesen auf Kinder aus

Dass Vorlesen für Kinder und ihre Entwicklung wichtig ist, wissen die Initianten des Schweizer Vorlesetags sehr gut. Sie setzen sich darum dafür ein, dass wieder mehr vorgelesen und so die Leseförderung vorangetrieben wird. Hier erklären die Experten des Aktionstages, welche Vorteile Vorlesen für Kinder hat:

Vorlesen stärk die Beziehung: Eltern, die ihren Kindern vorlesen, bieten Nähe und schenken Aufmerksamkeit. Das wiederum schafft ein Gefühl von Sicherheit. Es zählt beim Vorlesen nicht die Geschichte, sondern das gemeinsame Erlebnis. Wenn dabei noch über die eigenen Gefühle und Gedanken gesprochen wird, verstärkt dies den Beziehungs-Effekt sogar noch weiter.

Vorlesen fördert die Empathiefähigkeit: Die Entwicklung von sozialen und emotionalen Kompetenzen wird durch regelmässiges Vorlesen unterstützt. Geschichten ermöglichen Kindern neue Perspektiven und Weltsichten. Sie können sie eigene Erfahrungen und Gefühle spiegeln. Zudem regt Vorlesen zu Gesprächen an: Kinder lernen so, Gefühle zu artikulieren, Anteilnahme, aber auch wie Konflikte gelöst werden können.  Eine Geschichte kann helfen, eigene Probleme einzuordnen und zu verarbeiten.

Vorlesen stärkt die Sprachkompetenz: Kinder, denen viel vorgelesen wird, entwickeln meist schneller einen grösseren Wortschatz und lernen leichter lesen und schreiben. Sie nehmen unbewusst Sprachmuster wahr, merken wie Sätze gebildet werden und mehr – alles Fähigkeiten, die es für das Lesen und Verstehen von Texten braucht.

Vorlesen motiviert zum Lesen (lernen): Wenn du deinen Kindern vorliest und sie früh an Bücher heranführst, merken sie: Lesen ist toll - in Büchern verstecken sich ganze, unbekannte Welten, die man entdecken kann. Durch häufiges Vorlesen entsteht ein positiver Bezug zu Büchern und die Motivation, selbst zu lesen.

Vorlesen führt in Kultur und Werte ein: Bücher vermitteln vieles. Sie erzählen nicht nur eine Geschichte, Vorlesen führt Kinder an unsere Schrift- und Buchkultur heran. Sie lernen so, dass man bei uns Bücher von vorne nach hinten liest, dass man zurückblättern kann. Sie lernen, Erzählformen kennen und was Sachbücher sind. Bücher vermitteln auch Werte - seien es unsere oder die aus anderen Kulturen.

Vorlesen: Ab wann du deinem Kind vorlesen kannst

Mit dem Vorlesen kannst du schon im Alter von wenigen Monaten beginnen. Dein Kind beginnt sich schon früh für seine Umwelt zu interessieren,  es beobachtet und hört zu. Schon im Alter von drei, vier Monaten profitieren Kindern von regelmässigem Vorlesen. Klar, versteht dein Kind dann noch nicht, was du ihm erzählst. Aber es lauscht deiner Stimme und geniesst deine Aufmerksamkeit und Nähe. Wenn du deinem Baby zum Beispiel immer abends vorliest, wird die  Vorlesezeit so schon früh zu einem Ritual.

Bis wann vorlesen: Vorlesen hat keine Altersbeschränkung!

Dein Kind kann schon selbst lesen? Kein Grund, nicht mehr vorzulesen. Auch ältere Kinder (und auch Erwachsene) lieben es, wenn man ihnen vorliest. Ausserdem bietet das Vorlesen immer eine Möglichkeit, ein Gespräch anzufangen und mehr über die Gedanken deines Kindes zu erfahren. Vor allem mit älteren Kindern kann so ein toller Austausch entstehen. Versuch es!

Kindern Vorlesen: Wie lange, wie oft und wann?

Wie lange und wie oft du deinem Kind vorliest, ist dir überlassen. Wie schon erwähnt: Wichtig ist vor allem, dass du vorliest. Schon fünf Minuten Vorlesen am Tag wirken sich positiv auf de Entwicklung deines Kindes aus. Findet einen Rhythmus für eure Vorleserituale, der zu euch und eurem Alltag passt. Denn wichtig ist die Regelmässigkeit!

Vorlesen ist zum Beispiel ein schönes Gute-Nacht-Ritual oder auch eine wunderbare Möglichkeit, um vor dem Mittagsschlaf zur Ruhe zu kommen. Solche Rituale sind für Kinder wichtig: Sie vermitteln Sicherheit. Warum, erklären wir dir hier. Und du wirst sehen: Wenn dein Kind weiss, es darf sich vor dem Schlafen immer noch eine Geschichte aussuchen und sich auf euer kleines Ritual freut, werden eure Abende viel entspannter.

Digitale Bücher: Die schönsten Bilderbuch-Apps

Es muss nicht immer ein Buch sein. Auch Bilderbuch-Apps laden zum interaktiven (Vor-)Lesen ein. Richtig eingesetzt kann die gemeinsame Benutzung von kindgerecht gestalteten Apps Lernprozesse unterstützen und das Sprach- und Leseverständnis steigern. Wir stellen hier Bilderbuch-Apps vor, die sich lohnen.

Kleinkind vor Bücherkiste.
Keiner zu klein für eine Geschichte. © Unsplash, Bina Blum

Kindern vorlesen: 7 Tipps für die Vorlesezeit

1 Ihr braucht Zeit und Ruhe: Wenn du deinem Kind vorliest, ist das ein wichtiger Moment, den ihr teilt. Du zeigst deinem Kind so, dass du dir Zeit nimmst. Deshalb solltest du auf eine entspannte Vorlese-Atmosphäre achten. Sucht euch ein gemütliches Plätzchen. Auch der richtige Zeitpunkt macht sehr viel aus: Abends, vor dem Schlafen, in der Mittagspause oder an einem freien Nachmittag werdet ihr bestimmt nicht so schnell gestört. Auch das Handy, der Fernseher oder der Radio stören! Schalte diese während der Vorlesezeit aus.

Lesetipp!

VorlesenTipps vom Experten: Spannend erzählen

2 Wählt das Buch gemeinsam aus: Macht gemeinsam einen Ausflug in die Bibliothek, in den Buchladen oder zum Bücherregal. Welche Geschichte möchte das Kind am liebsten hören? Lass dein Kind entscheiden, was vorgelesen wird. Bei Geschwistern lässt du die Kinder am besten abwechselnd wählen. Und hab Geduld, wenn immer wieder nach derselben Geschichte gefragt wird. Das ist auch ein Kompliment. Das heisst, dass du alles richtig machst und offenbar ein toller Vorleser oder eine tolle Vorleserin bist.

3 So liest du lebendig vor: Du musst kein Vorleseprofi oder Schauspieler sein, um eine Geschichte spannend zu erzählen. Ein paar einfache Tricks machen das Vorlesen zu einem Erlebnis. Wichtig ist: Sprich laut und deutlich. Nutze deine Stimme, um die Geschichte zu beleben: Sprich hoch, tief, schnell, langsam. Wenn es dir liegt, kannst du auch deine Mimik und Gestik einsetzen, um das Vorlesen lebendiger zu gestalten. Nimm während dem Erzählen immer wieder Blickkontakt zu deinem Kind auf. Und: Leg immer wieder mal kurze Pausen ein - das erzeugt Spannung!

4 Sprecht über das Gehörte: Eine Geschichte ist ein gemeinsames Erlebnis. Welche Gedanken macht sich dein Kind zu dem, was es gehört hat? Lass auch während der Geschichte Fragen zu oder stelle gar selbst Fragen und rege so zum Nachdenken an. Vorlesen ist eine Chance, mit dem Kind über alles zu sprechen, was es beschäftigt. Aber auch, um kreativ zu werden. Vielleicht überlegt ihr euch zum Beispiel ein anderes Ende?

5 Lies in der Sprache vor, die ihr am besten sprecht: Lass dein Kind entscheiden, ob du ein Buch in Hochdeutsch vorlesen oder auf Schweizerdeutsch oder eurer Muttersprache erzählen sollst.

6 Regelmässig vorlesen und so ein Ritual einführen: Indem du deinem Kind oft und regelmässig vorliest, schafft ihr ein Ritual. Rituale sind für Kinder wichtig. Sie geben ihnen Sicherheit und ermöglichen ausserdem Vorfreude.

7 Lies so lange vor, wie das Kind das will: Auch wenn dein Kind schon selber lesen kann, geniesst es Vorleserituale. Vorlesen kennt keine Altersbeschränkung und eine geteilte Geschichte ist immer ein schöner, verbindender Moment. Übrigens: Auch Jugendliche hören gerne zu, wenn der Moment stimmt!

Weitere Tipps rund ums Vorlesen findest du auch auf der Website des Schweizer Vorlesetags. Das Team des Vorlesetags hat auch eine Liste zusammen gestellt mit Büchern, die sich wunderbar zum Vorlesen eignen. Direkt zur Liste. 

Neueste Artikel

Beliebte Artikel