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Warum plötzlich so viele Kinder an Scharlach erkranken

In Grossbritannien warnt die Gesundheitsbehörde nach mehreren Todesfällen bei Kindern vor einer Scharlach-Welle. Auch in der Schweiz beobachten Ärzte eine Zunahme von Scharlach-Infektionen, die durch sogenannte A-Streptokokken ausgelöst werden. Die Bakterien werden durch Speicheltröpfchen übertragen und verursachen Halsschmerzen, Hautausschlag und Fieber. Typisch für eine Scharlach-Erkrankung ist die sogenannte Himbeerzunge und die Scharlach-Angina. Die Infektion wird je nach Situation mit Antibiotika behandelt. Warum die bakterielle Infektion wieder häufiger auftritt und wie Eltern einen schweren Verlauf verhindern.

untere Gesichtshälfte eines Kindes, das die Zunge herausstreckt, diese ist weiss belegt und darunter sehr rot.
Zuerst weiss belegt, danach knallrot: Eines der Hauptsymptome bei Scharlach ist die sogenannte Himbeerzunge. © GettyImages, angelsimon

Scharlach bei Kindern: Das Wichtigste in Kürze

  • Scharlach wird durch Bakterien (A-Streptokokken) ausgelöst. Diese werden durch Speichel übertragen. So verläuft die Ansteckung mit Scharlach.
  • Die Symptome treten sehr plötzlich auf: Kinder haben hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Schluckbeschwerden oder leiden auch mal unter Bauchschmerzen und Erbrechen. Das sind die ersten Symptome bei Scharlach.
  • Typisch für eine Scharlach-Infektion sind rote Wangen, ein Hautausschlag mit kleinen Flecken, die sich feuerrot färben und die sogenannte Himbeerzunge.
  • Viele der Symptome können mit Schmerzmitteln und fiebersenkenden Mitteln behandelt werden. Dies reicht aber nicht immer. Wann Scharlach mit Antibiotika behandelt werden muss. 
  • Scharlach sollte unbedingt richtig behandelt werden, um Spätfolgen zu vermeiden. Das sind die häufigsten Komplikationen
  • Es gibt mehrere Scharlach-Erreger. Somit sind wiederholte Ansteckungen möglich. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht.

Im Winter haben nicht nur Viren ein leichteres Spiel, sondern auch Bakterien. So wie die Scharlach-Bakterien, sogenannte A-Streptokokken. Scharlach ist hochansteckend, kann aber wenn nötig, mit Antibiotika gut behandelt werden. Trotzdem kam es in den letzten Monaten in Grossbritannien zu mehren Todesfällen bei Kindern aufgrund von Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A. Die britische Gesundheitsbehörde warnt nun vor einer «Scharlach-Welle» und ruft zu erhöhter Wachsamkeit auf.

Auch Christoph Berger, Chefarzt Infektiologie am Kinderspital Zürich, und seine Kollegen registrieren aktuell wieder etwas mehr Scharlach-Infektionen. Der Grund ist für ihn klar: «Wir tragen diesen Winter erstmals seit zwei Jahren keine Masken mehr», begründet Berger. «So werden wieder mehr Viren und Bakterien von Mensch zu Mensch übertragen – neben RSV, Influenza und SARS-CoV-2 auch Bakterien wie Streptokokken der Gruppe A.» Besondere Gefahr bestehe für Kinder deshalb aber nicht. 

Christoph Berger

Christoph Berger (Prof. Dr. med.) ist Chefarzt der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene am Universitäts-Kinderspital in Zürich. Er ist auf Infektiologie sowie Kinder- und Jugendmedizin spezialisiert und zudem Mitglied der European Society for Paediatric Infectious Diseases.

Symptome: So erkennt man Scharlach

Kinder, die sich mit Scharlach angesteckt haben, haben meist sehr plötzlich sehr starke Beschwerden. Die Symptome treten nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Tagen auf. Viele davon sind unspezifisch und kommen auch bei anderen Krankheiten vor. Es gibt aber einige Hauptsymptome, die klar auf eine Scharlach-Infektion hinweisen. 

Häufige Symptome: So fängt Scharlach an

  • Fieber
  • Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost
  • Abgeschlagenheit
  • Bauchschmerzen und Erbrechen – diese beiden Symptome betreffen vor allem Kinder

Hauptsymptome: Diese Symptome hat man bei Scharlach

  • eine weisslich belegte Zunge, die nach einigen Tagen rötlich wird  – die sogenannte Himbeerzunge
  • gerötete und geschwollene Mandeln – die sogenannte Scharlach-Angina
  • Rote Wangen
  • Haut­aus­schlag: Viele kleine Fle­cken, die sich flam­mend rot färben. Sie treten meist um die Ach­seln, in der Brust- und Leis­ten­ge­gend sowie den In­nen­sei­ten der Ober­schen­kel auf und jucken kaum. Das Mund-Kinn-Dreieck ist nie betroffen. Nach etwa drei Wochen verblasst der Ausschlag und die Haut beginnt sich zu schälen. 

Vor allem bei Erwachsenen gibt es immer wieder Infektionen, die symptomlos oder sehr mild verlaufen und somit nicht erkannt werden. Ansteckend ist man trotzdem.

Himbeerzunge: Warum verfärbt sich bei Scharlach die Zunge?

Eine Scharlach-Infektion sorgt für Veränderungen der Schleimhaut: Zuerst wird der Rachen feuerrot (darum sagt man auch scharlachrot), dazu kommen fleckige Verfärbungen auf der Mundschleimhaut und den Mandeln. Diese Verfärbung zeigt sich auch auf der Zunge. Zuerst ist sie von einem weissen Belag überzogen, der nach einigen Tagen abgestossen wird. Da die Geschmackspapillen darunter entzündet sind, hat die Zunge ein ganz spezielles rot und sieht himbeerartig aus.

Grafik: Kind mit Scharlach-Ausschlag auf Brust und roten Wangen, geöffneter Mund mit belegter Zunge und entzündetem Gaumen
Rote Wangen, ein nicht juckender Ausschlag und ein geröteter, entzündeter Rachen gehören zu den Hauptsymptomen bei Scharlach. © GettyImages, ttsz

Scharlach Ansteckung: So werden A-Streptokokken übertragen

Scharlach ist eine von vielen Krankheiten, die durch Streptokokken der Gruppe A ausgelöst werden. Die Bakterien werden über Speicheltröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen. Bei einer Übertragung kann es neben Scharlach auch zu Entzündungen im Rachen und an den Mandeln kommen. Muss es aber nicht. Wie Christoph Berger sagt, sind die Bakterien zwar weit verbreitet, werden aber oft nicht wahrgenommen. «Viele Kinder und Erwachsene tragen solche A-Streptokokken im Rachen, ohne deswegen Symptome zu haben.» Aber, so warnt er: A-Streptokokken können auch sehr schwere Infektionen verursachen. Dies ist laut dem Experten jedoch sehr selten.

Wichtig zu wissen ist, dass Scharlach lange Zeit ansteckend ist. Auch wenn die Infektion symptomlos verläuft. Es sei denn, der Patient wird mit Antibiotika behandelt. In der Regel ist man innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Einnahme des Antibiotikums nicht mehr ansteckend.

Darf ein Kind mit Scharlach in die Kita, den Kindergarten oder die Schule?

Da Scharlach sehr asteckend ist, sollten Kinder während der Infektion nicht in den Hort oder die Kita und werden auch vom Kindergarten und der Schule ausgeschlossen. Chinderarzt.ch empfiehlt diese Isolation für mindestens zwei Wochen. Anders ist es, wenn das Kind Antibiotika erhält. «24 Stunden nach Behandlungsbeginn mit Antibiotika besteht keine Ansteckungsgefahr mehr und das Kind kann bei gutem Allgemeinzustand in die Schule, den Kindergarten oder die Kita zurückkehren», heisst es auf der Seite.

Scharlach behandeln: Mit Kindern im Zweifelsfall immer zum Arzt

Viele der Scharlach-Symptome können gut mit schmerzlindernden und fiebersenkenden Mitteln behandelt werden, sagt Christoph Berger. Auch Hausmittel und Wickel bringen bei einigen der Beschwerden Linderung. Wichtig sei auch, viel zu trinken. Berger rät aber dringend dazu, sich bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt zu melden, sobald das Kind stärkere Symptome und vor allem hohes Fieber hat. 

Der Arztbesuch ist aber auch aus einem anderen Grund wichtig: Eine Scharlach-Infektion muss richtig behandelt werden, um Spätfolgen zu vermeiden. Der Kinderarzt kann die nötigen körperlichen Untersuchungen vornehmen. Er kann eine Infektion mit Gruppe A-Streptokokken mit einem Schnelltest (Rachen-Abstrich) erkennen und bestätigen. Auch Blutwerte können auf eine Scharlach-Infektion hinweisen.

Scharlach bei Kindern: Ist Antibiotika wirklich nötig?

Eine schwere Infektion wird oft mit Antibiotika, meist Pe­ni­cil­lin, behandelt. Berger erklärt: «Infektionen mit Streptokokken sprechen sehr gut auf eine Antibiotikatherapie an.» Antibiotika können die Symptomdauer ein wenig verkürzen. Die Einnahme sei jedoch nicht immer nötig, so der Experte. «Verschreibt die Kinderärztin ein Antibiotikum, erklärt sie Ihnen auch warum», beschwichtig er besorgte Eltern. «Die Ärzte wissen genau, wann Antibiotika angezeigt sind und wann es auch ohne geht.»

Wichtig ist, die verschriebene Dauer einzuhalten, auch wenn es dem Kind wieder gut geht. Bei Scharlach beträgt die Therapie-Dauer meist sieben Tage. Dies ist nötig, um alle Bak­te­ri­en ab­zu­tö­ten. Ansonsten besteht das Risiko, dass die Krankheit wieder aufflammt oder aber, dass Er­re­ger eine Re­sis­tenz ent­wi­ckeln, weil sie sich an das Antibiotikum gewöhnen. 

Gibt es eine Impfung gegen Scharlach?

Gegen Scharlach kann man sich nicht impfen lassen. Es gibt bisher keinen Impfstoff. Aber eine Infektion sorgt für eine gewisse Immunität. Da es jedoch verschiedene Typen von Scharlach gibt, können Kinder mehrere Male erkranken. Zudem können auch noch an­dere Infektionen, die durch Strep­to­kok­ken ausgelöst werden, auftreten. ­

Spätfolgen und Komplikationen bei Scharlach

Nach einer Infektion im Rachen mit Gruppe A Streptokokken so wie Scharlach wurden früher oft Spätfolgen und Komplikationen gemeldet. «Diese Komplikationen treten bei uns eigentlich kaum mehr auf», beruhigt Berger. Es gelte darum heute auch keine generelle Empfehlung einer Antibiotikatherapie mehr.

Mögliche Komplikationen:

  • aku­tes rheu­ma­ti­sches Fie­ber 
  • Ent­zün­dungen des Herz­mus­kels und der Her­zin­nen­haut (Scharlachherz)
  • Blut­ver­gif­tung
  • Nie­ren­ent­zün­dung
  • neu­ro­psych­ia­tri­sche Au­to­im­mun­erkran­kun­gen

Meist verläuft die Erkrankung ohne Komplikationen. Sehr selten und sehr schwer ist ein septischer Verlauf der Streptokokken A Infektion, der mit schwerer Herzschädigung und Schock sogar zum Tod führen kann.

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