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Wie du mit Alkohol und Drogen bei Jugendlichen umgehst

Plötzlich experimentiert der eigene Nachwuchs mit Rauchen, Alkohol oder Kiffen – ein Grund für Panik? Was tun beim ersten Joint oder wenn gar harte Drogen konsumiert werden? Ab wann Eltern Hilfe holen sollten und woran man eine Sucht erkennt, erfährst du in diesem Beitrag.

Eltern haben oft Angst um ihr Kind, wenn es um Drogen und Alkohol geht.
Wenn dein Kind jeden Tag Alkohol trinkt oder einen Joint raucht, solltest du dir professionellen Rat einholen. Foto: PIKSEL, iStock, Thinkstock

Das Interesse von Jugendlichen an Drogen und Alkohol beginnt oft in der frühen bis mittleren Adoleszenz. Dies ist eine Zeit grosser Veränderungen und Experimentierfreude. Jugendliche können durch Neugier, den Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder den Drang, erwachsen zu wirken, motiviert sein. Eltern sollten alarmiert sein, wenn sie zum Beispiel bei ihrem Kind Verhaltensänderungen feststellen. 

Drogen- und Substanzmissbrauch bei Jugendlichen: Was bringen Verbote?

Das Thema Verbote im Kontext des Umgangs mit Drogen und Alkohol bei Jugendlichen ist komplex. Generell können strenge Verbote manchmal kontraproduktiv sein, da sie die Neugier und das Bedürfnis nach Rebellion verstärken können.

Sollten Eltern eine Nulltoleranzgrenze bei Drogen und Alkohol setzen?

Der Entscheid, ob Eltern eine Nulltoleranzgrenze für Drogen und Alkohol setzen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann von Familie zu Familie unterschiedlich sein. 

Argumente für eine Nulltoleranzgrenze:

  • Klare Grenzen: Sie bietet Jugendlichen klare Grenzen und Erwartungen, was den Konsum von Drogen und Alkohol betrifft.
  • Sicherheit: Sie zielt darauf ab, Jugendliche vor den potenziellen Risiken und Gefahren des Drogen- und Alkoholkonsums zu schützen.
  • Gesetzliche Aspekte: Viele Drogen sind illegal, und der Konsum von Alkohol ist in vielen Ländern für Minderjährige verboten. Eine Nulltoleranzgrenze unterstützt die Einhaltung des Gesetzes.

Argumente gegen eine Nulltoleranzgrenze:

  • Kommunikationsbarrieren: Eine strenge Nulltoleranz-Politik kann dazu führen, dass Jugendliche weniger offen mit ihren Eltern über ihre Erfahrungen und Probleme sprechen, aus Angst vor strengen Konsequenzen.
  • Realitätsferne: Da viele Jugendliche irgendwann mit Drogen und Alkohol in Kontakt kommen, kann eine Nulltoleranz-Politik unrealistisch sein und zu Heimlichkeit und Lügen führen.
  • Fehlende Lernmöglichkeiten: Jugendliche lernen möglicherweise nicht, verantwortungsvoll mit Substanzen umzugehen, wenn das Thema tabuisiert wird.

Ein ausgewogener Ansatz könnte sinnvoller sein:

  • Offene Kommunikation: Über die Risiken und Folgen von Drogen und Alkohol aufklären, ohne dabei moralisierend oder bedrohlich zu wirken.
  • Vertrauensvolle Beziehung: Eine Atmosphäre schaffen, in der sich Jugendliche trauen, über ihre Erfahrungen zu sprechen.
  • Individuelle Entscheidungen: Jugendliche dazu ermutigen, informierte und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
  • Förderung von Selbstvertrauen und kritischem Denken: Jugendliche stärken, damit sie Gruppenzwang widerstehen und eigene Wertvorstellungen entwickeln können.

Alkohol- und Substanzmissbrauch bei Jugendlichen: Was also sollen Eltern tun?

Es ist wichtig, dass Eltern von Anfang an klare und konsistente Grenzen setzen, jedoch sollten diese im Rahmen einer offenen und ehrlichen Kommunikation erfolgen.

Die Betonung sollte auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung liegen. Jugendliche sollten über die Risiken und Folgen des Konsums von Drogen und Alkohol informiert werden, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Dies beinhaltet Gespräche über gesundheitliche, rechtliche und soziale Konsequenzen. Eltern sollten auch ein gutes Vorbild sein und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kindern aufbauen. Eine Atmosphäre, in der Jugendliche sich wohlfühlen, über ihre Erfahrungen und Gedanken zu sprechen, ist entscheidend. In einem solchen Umfeld können Jugendliche lernen, mit Gruppenzwang umzugehen und eigene Werte zu entwickeln.

Es ist also nicht nur eine Frage von Verboten, sondern vielmehr von Bildung, offener Kommunikation und der Förderung von Selbstvertrauen und kritischem Denken bei Jugendlichen.

Was ist die häufigste Einstiegsdroge?

Die häufigste Einstiegsdroge für Jugendliche und junge Erwachsene ist in der Regel Tabak, Alkohol oder Cannabis. Diese Substanzen sind oft leicht zugänglich und gesellschaftlich relativ akzeptiert, was sie zu einem typischen Einstiegspunkt für den Drogenkonsum macht.

Alkohol: Aufgrund seiner breiten gesellschaftlichen Akzeptanz und Verfügbarkeit ist Alkohol oft eine der ersten Substanzen, die Jugendliche konsumieren. Der Konsum von Alkohol kann zu riskantem Verhalten führen und die Hemmschwelle für den Konsum anderer Substanzen senken.

Tabak: Tabakkonsum, insbesondere Zigarettenrauchen, ist ebenfalls weit verbreitet und kann der Einstieg in den Konsum stärkerer Substanzen sein. Nikotin ist eine stark abhängig machende Substanz, und der regelmässige Gebrauch kann zu einer Sucht führen.

Cannabis: In vielen Regionen ist Cannabis die häufigste illegale Droge, mit der Jugendliche experimentieren. Obwohl die Debatte über das Potenzial von Cannabis als «Einstiegsdroge» zu härteren Drogen weiterhin geführt wird, ist es häufig die erste illegale Substanz, die Jugendliche konsumieren.

Was sind die Ursachen, dass Jugendliche zu Drogen greifen?


Die Gründe, warum Jugendliche zu Drogen greifen, sind vielfältig und oft eine Kombination aus persönlichen, sozialen und umweltbedingten Faktoren:

  • Neugier und Experimentierfreude: In der Adoleszenz sind Jugendliche von Natur aus neugierig und möchten neue Erfahrungen machen, was sie dazu verleiten kann, Drogen auszuprobieren.
  • Sozialer Druck und Gruppenzugehörigkeit: Jugendliche können Drogen konsumieren, um Anerkennung zu finden, Teil einer Gruppe zu sein oder weil sie denken, dass es «normal» oder «cool» ist.
  • Familiäre Probleme: Konflikte zu Hause, mangelnde Aufsicht oder Vorbilder in der Familie, die Drogen konsumieren, können bei Jugendlichen zum Drogenkonsum führen.
  • Psychische Gesundheitsprobleme: Jugendliche, die mit Angstzuständen, Depressionen oder anderen psychischen Problemen kämpfen, greifen möglicherweise zu Drogen als eine Form der Selbstmedikation.
  • Schulische Probleme und niedriges Selbstwertgefühl: Schwierigkeiten in der Schule und ein geringes Selbstwertgefühl können dazu beitragen, dass Jugendliche Drogen als Ausweg betrachten.
  • Verfügbarkeit und Zugänglichkeit: Leichter Zugang zu Drogen erhöht die Wahrscheinlichkeit des Konsums.
  • Medien- und Kultureinflüsse: Darstellungen in Medien und Kultur, die Drogenkonsum glorifizieren, können Jugendliche beeinflussen.
  • Langeweile und mangelnde Freizeitangebote: Fehlende positive Beschäftigungsmöglichkeiten und Langeweile können Jugendliche dazu bringen, Drogen auszuprobieren.

Alkohol- und Substanzmissbrauch: Wann sollten Eltern professionellen Rat einholen?

Eltern sollten professionellen Rat suchen, wenn sie Anzeichen oder Verhaltensweisen bei ihrem Kind bemerken, die auf möglichen Drogen- oder Alkoholmissbrauch hindeuten oder wenn sie sich Sorgen um das Wohlbefinden ihres Kindes machen. Spezifische Situationen sind zum Beispiel:

  1. Verhaltensänderungen: Auffällige und anhaltende Veränderungen im Verhalten, wie Rückzug aus sozialen Aktivitäten, Verlust des Interesses an Hobbys, nachlassende schulische Leistungen oder ungewöhnliche Geheimhaltung.
  2. Körperliche Anzeichen: Physische Symptome, die auf Drogenkonsum hindeuten können, wie veränderte Schlafmuster, unerklärlicher Gewichtsverlust oder -zunahme, zitternde Hände, rote Augen, oder veränderte Pupillengrösse.
  3. Psychische Gesundheitsprobleme: Anzeichen von Depression, Angstzuständen, Paranoia oder anderen psychischen Problemen, die sich entwickeln oder verschlimmern.
  4. Drogenutensilien: Das Auffinden von Drogenutensilien oder anderen Gegenständen, die auf Drogenkonsum hindeuten.
  5. Veränderungen im Freundeskreis: Wenn das Kind den Freundeskreis plötzlich wechselt, besonders wenn die neuen Freunde bekannt dafür sind, Drogen zu konsumieren.
  6. Rechtliche Probleme: Probleme mit der Polizei oder der Schule wegen Drogen- oder Alkoholgebrauchs.
  7. Gesundheitliche Probleme: Anzeichen von gesundheitlichen Problemen, die mit Substanzmissbrauch in Verbindung stehen könnten.
  8. Eigene Überforderung: Wenn Eltern sich unsicher fühlen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, oder wenn ihre eigenen Versuche, das Problem anzusprechen oder zu lösen, erfolglos waren.

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