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Kasperli: Kultfigur oder neuer Cervelat-Promi?

Zur Veröffentlichung der neuen Kasperli-CD konnte Familienbloggerin Rita Angelone vom Kasperli höchstpersönlich erfahren, wie er sich während seiner langen Auszeit weiter entwickelt hat und ob er heute – trotz Promi-Bonus, Glanz und Gloria und riesigem Medienrummel – immer noch ein Kasperli für jedes Kind ist.

Der Kasperli ist wieder da.
«Potz Bluemechranz und Sargnägeli, Sie jaget mir ja en Schreck i!» Kasperli spricht ganz offen. Foto: Zoonar, Thinkstock

Bist du immer noch derselbe Kasperli? Der aus Züri Wollishofen?

Ja, grüezi zersch emal. Schribet Sie jetz das alles uuf? Chunnt das dänn I de Zytig? Oder im Radio? Dörf ich no mis Groseli grüesse? Hoi Grooseli!

Wie meinet Sie jetz das? Also, ich ha immer no e roti Zipfelchappe a. Und sälbschtverschtäubli bin ich immer no so en braave, lieebe, aaständige wie ich scho immer gsy bin. Au wänn mis Mameli da amigs nöd ganz iiverstande isch. Wohne tue ich e chly überall, I de Chöpf vo de Chind, wo mir zuelosed.

Hast du dir also sozusagen eine 16-jährige Auszeit genommen und bist jetzt wieder voller Tatendrang zurück auf dem Parkett? Oder wie ist diese lange Abwesenheit zu erklären? Gestorben? Wiedergeburt?

Potz Bluemechranz und Sargnägeli, Sie jaget mir ja en Schreck i! Bim Kasperli biisst doch niemer is Gras, höchschtens inen suure Öpfel oder en feine Hambi. Ich bin doch immer da gsy, grad vor ihrem Zingge! Oder händ Sie dänn nie meh es Abentüür mit mir erläbt?

Neue Kasperli-Geschichten auf CD

Bis 1995 erschienen über 40 Kasperlihörspiele auf Mundart. Nach einer langen Pause gibt es jetzt wieder neue Geschichten vom kleinen Mann mit der Zipfelmütze. Für die neuen Geschichten leiht Parodist David Bröckelmann, bekannt aus «Giacobbo / Müller», dem Kasperli seine Stimme. Die Kasperligeschichten erscheinen zweimal jährlich. Die erste Ausgabe, mit den zwei Geschichten «De Seegeischt im Fürwehrweiher» und «S verzauberete Flugzüüg», ist seit dem 23. März als CD und Kassette im Handel erhältlich. Die zweite Ausgabe mit weiteren zwei Geschichten ist ab Herbst 2012 zu hören. Mehr unter www.kasperligeschichten.ch

Im Prinzip kann man dich als Wiedereinsteiger betrachten – hast du keine Angst, den Anschluss verpasst zu haben? Wie hast du dich über all die Jahre à jour gehalten betreffend den Anliegen der Kinder?

Ui, Sie gstelled aber komplizierti Frage. A Jour? Boschur! Tuschur! Aso die Chind, wo ich känne, sind immer no di glyche luschtige Chnöpf. Mir lached viel zäme und mängisch händs au e chly de Zitteri, wänn ich wieder einisch mues sonen fiese Chnuschti ume Egge bringe.

Wie hast du dich persönlich weiter entwickelt? Worin bist du heute anders als der Kasperli, den wir kannten?

Also, momänt emal! Ich wird im Fall scho lang nüm gwicklet, gället Sie! Höchschtens um de Finger, mängmal, vomene herzige Prinzässli. Si müend halt mini Gschichtli lose! Oder fröget si mal min Papeli. Dä seit au immer, ich sig e chly andersch gwicklet als anderi.

Hast du dein Chnebelschiitli immer noch? Setzt du es auch noch ein? Darfst du das? Bekommst du nicht Probleme mit dem Jugendschutz? Sagst Du dunklen Menschen immer noch Negerli? Wieso nicht?

Wüsset Sie, wänn’s gföhrlich wird, und iirgend sonen gruuusige Hagel Öpperem öppis wott zleid wärche, dänn mues de Kasper iigriife! Aagriife! Meischtens mach ich das mit minere fräche Schnurre, das funktionubled am beschte. Keis Tönli bringets amigs me use, die Glünggis! Und wänn’s glych nöd wänd lose, dänn luegi halt, was ume isch! Die meischte Unghüür sind ja nöd grad Schlaumeier – ich find fasch immer use, wie me si chan bodige!

Jugendschutz weis I nöd, was es isch. Um so Züüg kümmeret sich die, wo mini Gschichtli uufschriebed. Das sind so Sträberli und so, die wänd ja nie öppis faltsch mache.

Wie modern und zeitgemäss sind deine neuen Geschichten «De Seegeischt im Fürwehrweiher» und «S verzauberete Flugzüüg»? Integrationsfragen, Medienkompetenz, sexuelle Aufklärung, Suchtprobleme u.v.m – all diese Themen beschäftigen heute Kinder viel früher als noch vor 16 Jahren. Spielen diese neuen Themen für dich eine Rolle? Wie?

Ui, I mim Oberstübli git’s grad Spaghetti Bolonaise, wänn Sie mit so viel komplifizierte Wörtli chömed! Aso einisch han ich es Bärli kenneglehrt, wo kei Bäredütsch gredt hät, wells vo wit wäg isch cho – meined Sie so öppis? Aber die Gschicht verzell ich de ebe erscht im Herbscht uf de 2. CD, wüsset Sie. Aber ich bi im Fall kein Lehrer – ich bin de Kasperli! Bi mir gaht me nöd I d Schuel, mit mir hätt mes eifach glatt. Cheibe glatt. So glatt wie binere Seegfrörni. Sauglatt, eifach.

Uns dünkt, dass du jetzt plötzlich nicht mehr ein Kasperli für jedermann bist, sondern eher ein Kasperli mit Promi-Effekt. Du suchst das Rampenlicht, trittst bei Glanz und Gloria auf und die ganze Cervelat-Prominenz kennt dich plötzlich und ist dein Fan. Wie gehst du um mit diesem neuen Image?

Cervelat han ich schüüürli gärn! Händ Sie eini mitbracht? Ich gange die amigs go bröötle, am Spiessli, aber nöd im Rampeliecht, sondern ufere Liechtig im Wald. Mängisch chömed au de Glanz und sini Frau d Gloria, das sind zwei Wichteli, wo dete wohned, känned Sie die au? Mached Sie mit dene au emal es Interviu? Die wüssed au, wo’s di beschte Promibeeri hätt, im ganze Wald! Und s’Mameli macht Comfi druus. Für Jedermann. Und jedi Frau und jedes Chind und mängisch dörf au jedi Chatz no chly abschläcke.

Hast du nicht Angst, dass «Prolo-Eltern» ihren Kindern weiterhin die alten, konventionellen Kasperli-Geschichten erzählen werden und dass du in die Promi-Ecke abdriftest und vielleicht sogar «nur» bei erwachsenen, zeitgenössischen, urbanen Leute ankommst? Schliesslich entsprichst du dem aktuellen Retro-Zeitgeist, wenn man zum Beispiel sieht, dass der Chasperli in der Chinderstube im Hive-Club in Zürich rockt, was ja definitiv nur Erwachsene anspricht.

Hä? Isch urban öppis ähnlichs wie en Turban? Dä händ d Lüüt a, det wo’s heiss isch. Damit sie sich de Näggel nöd verbränned. Mis Mameli macht amigs au eine, wänn si us de Duschi chunnt. Aber ou, das dörf I nöd verzelle, hätt si gseit. Isch dänn de Promi-Egge so öppis wie en Spiel-Egge imene Chindsgi? Oder me so en Schämi-Egge, wo me mues inestah, we me ein Seich gmacht hät? Ich han gar nöd so gern Egge. Isch immer so äng dete. Ich bin lieber I de Mitti! Det, wo öppis lauft!

Und zum Schluss: Kasperli, wovor hast du heutzutage wirklich Angst?

Ich hane kei Angscht. Isch doch alles wurzelbar und bäumig und früehlig und freudig! Mich dunkt’s, Sie sind e chly e Ärnschti. Sie müend me lache, das isch gsund! Simmer jetz fertig? Bi dem ganze Promibeerizügs und Cervelat hätt’s i mim Buuch afaange tööne wie im Bareggtunnel. Und de isch au nie läär. Also! Vinke talmal und uf Widergüx!

Uf Widergüx, Kasperli!

Autor: Rita Angelone im März 2012, Dieser Beitrag ist auch auf Rita Angelones Blog und dem wir eltern-Blog erschienen.

Sind Sie ein Kasperli-Fan? Was mögen Sie besonders am lustigen Mann mit der Zipfelmütze? Schreiben Sie uns! Hier geht es zum Kommentarfeld.

Rita AngeloneRita Angelone ist mit dem Familienoberhaupt verheiratet, hat zwei Kinder – der Grosse (5 1/2) und der Kleine (3 1/2) – und schreibt jede Woche im «Tagblatt der Stadt Zürich» unter der Rubrik «Die Angelones» über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags. Sie führt zudem den gleichnamigen Familienblog und gibt unverblümt zu, dass das Schwangersein viel einfacher war als das Kinderhaben. Und nicht selten ärgert sie sich, dass niemand offen zugeben will, dass eine Familie zu haben wahrlich alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Rita Angelone bloggt wöchentlich auch für den wir eltern-Blog. Mehr infos unter www.dieangelones.ch

 

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