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Lifestyle-Inflation vermeiden: So behält das Einkommen seinen Wert

DefinitionUrsachenFolgenBudgetSechs Anregungen

Sich nach der Lohnerhöhung eine teure Uhr kaufen? Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt – schade ist nur, wenn Mehreinnahmen nicht zu einer höheren Sparquote führen. Das Phänomen hat einen Namen: Lifestyle-Inflation. Sie tritt dann ein, wenn mit steigendem Einkommen Konsumausgaben schleichend zunehmen und als Folge davon weniger Geld zum Sparen übrig bleibt. 

Eine junge Frau schaut in das Schaufenster einer Luxus-Uhren-Shops.
Auch bei gestiegenem Einkommen sollten gerade junge Erwachsene das Budget im Blick behalten. © Jorge Elizaquibel / iStock / Getty Images Plus

Lifestyle-Inflation kurz erklärt

Lifestyle-Inflation besteht aus zwei Wörtern: Lifestyle und Inflation. Das englische Wort Lifestyle bedeutet «Lebensstil» und bezieht sich auf die Art, wie Menschen ihr Leben gestalten. Der Begriff «Inflation» meint dagegen einen allgemeinen Preisanstieg, der zur Folge hat, dass Geld an Wert verliert.

Der zusammengesetzte Begriff Lifestyle-Inflation vereint die beiden Bedeutungen: Lifestyle-Inflation setzt dann ein, wenn bei zusätzlichem Einkommen sich die Konsumausgaben und der allgemeine Lebensstil allmählich erhöhen. Gleichzeitig nimmt aber Sparquote nicht oder nur unwesentlich zu.

Wo Lifestyle-Inflation beginnt

Sich mit dem ersten Gehalt eine lang ersehnte Reise oder ein gemütliches Sofa zu gönnen, löst noch keine Lifestyle-Inflation aus. Vielmehr halten die Mehrausgaben schleichend Einzug. Was früher noch als Ausnahme oder kleine Belohnung galt, wird mehr und mehr zur Gewohnheit. Die Gründe können vielfältiger Natur sein: Nach der Ausbildung ist man möglicherweise aus der preiswerten WG in eine eigene Wohnung gezogen. Wurde bislang der Kochlöffel geschwungen, stellen jetzt Lieferservice und Restaurantbesuche ihre Dienstleistungen in Rechnung. Oder in den Ferien mietet man sich jetzt eine schicke Wohnung, während man vorher campen gegangen ist.

Welche Folgen Lifestyle-Inflation hat

Im Allgemeinen tendieren viele Menschen dazu, ihre Ausgaben an ihre Einnahmen anzupassen. Dies ist normal und nicht zwangsläufig problematisch. Auf lange Sicht führt ein schleichend luxuriöserer Lebensstil aber zu stagnierenden Ersparnissen und Schwierigkeiten, grössere finanzielle Ziele – wie beispielsweise der Erwerb von Wohneigentum – zu erreichen. Darüber hinaus ist die Altersvorsorge erschwert. Lifestyle-Inflation erstickt also den Versuch, langfristig Vermögen aufzubauen. Natürlich kann das eine bewusste Entscheidung sein, man sollte sich aber auch der Kehrseite bewusst sein: Sinkt das Einkommen plötzlich wie etwa im Falle einer Arbeitslosigkeit oder einer Pensenreduktion, ist man gezwungen, seinen Lebensstil drastisch anzupassen, weil die Finanzpolster fehlen. Passt man seinen Lebensstil nicht an, kann dies in einer Verschuldung münden.

Lifestyle-Inflation: Ein Budget schärft den Blick auf die Finanzen 

Wer überprüfen möchte, ob er selbst oder ein Familienmitglied von Lifestyle-Inflation betroffen ist, ist mit der Erstellung eines Budgets gut beraten. Die Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben verschafft Überblick über getätigte Zahlungen.

Schon Jugendliche können ihr eigenes Budget erstellen, um ihr Sackgeld, das Geld für einen Ferienjob oder den Lehrlingslohn zu verwalten. Eine App wie die der Budgetberatung Schweiz hilft dabei.

Lifestyle-Inflation in der Familie vermeiden: Sechs Anregungen

  • Es ist ratsam, Konsumentscheidungen zu reflektieren und nicht jedem spontanen Wunsch nachzugeben. Stattdessen sollte man sich jeweils die Frage stellen, ob man das Gut oder die Dienstleistung wirklich braucht. Es kann hilfreich sein, eine Woche zu warten, bevor ernsthaft in Betracht gezogen wird, Geld dafür auszugeben. Möglicherweise ist der Wunsch dann schon nicht mehr aktuell.
  • Die Ausgaben rund um Essensbestellungen und Restaurantbesuche sollten im Griff behalten werden. Denn wer jede Woche 20 Franken weniger dafür ausgibt, spart im Jahr rund 1000 Franken.
  • Noch vor wenigen Jahren kamen wir ohne Dinge aus, die heute selbstverständlich sind – wie etwa E-Bikes oder stylische Kaffeeautomaten. Beim Kauf solcher Artikel geht es aber oft nicht nur um Luxus: In vielen Fällen schwingt der Wunsch mit, einen gewissen Status zu erwerben und sich einer Lifestyle-Gruppe zugehörig zu fühlen. Denn längst nicht alle Konsumgüter verbessern spürbar die Lebensqualität.
  • Natürlich muss nicht auf alles verzichtet werden! Schliesslich macht Konsum auch Spass. Aber es ist sinnvoll zu überlegen, was wirklich nötig ist, um zufrieden und glücklich zu sein. In der Familie offen solche Fragen zu besprechen, ist dabei besonders wichtig.
  • Bei einem Bonus oder einer Gehaltserhöhung sollte die Hälfte des Betrags sofort beiseitegelegt und gespart werden. Die andere Hälfte kann zur Erhöhung des Lebensstils genutzt werden. Natürlich sind auch andere prozentuale Aufteilungen möglich. Von Anfang an einen Beitrag auf die Seite zu legen, führt sowohl dazu, dass man sich etwas gönnt als auch den Vermögensaufbau beschleunigt.
  • Vermögensaubau in den Fokus nehmen: Vorsorge ist bereits für junge Erwachsene ein wichtiges Thema. Um Vermögen aufzubauen, muss man jedoch zunächst Geld sparen – behält man diesen Gedanken im Hinterkopf, führt dies automatisch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Konsum im Hier und jetzt.

Finanzen verstehen – Finanzen erklären

Die Rubrik «Finanzen» wird präsentiert von jugendbudget.ch. Der Elternratgeber bietet hilfreiche Tipps rund ums Thema Kinder und Geld.

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