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Pflegefall in der Familie: So fällt der Alltag leichter

Wenn ein Familienmitglied plötzlich pflegebedürftig wird, ist schnelles und informiertes Handeln gefragt. Wie ihr euch als Familie auf ein solches Ereignis vorbereiten und solch herausfordernde Zeiten meistern könnt. 

eine junge Frau lächelt eine alte Frau, die im Bett liegt, an
Ein Pflegefall in der Familie ist nicht nur für die betroffene Person ein einschneidendes Ereignis. Auch die Familienangehörigen stellen sich die Frage, was nun zu tun ist. © KatarzynaBialasiewicz, Getty Images

Nicht selten steht er wie aus heiterem Himmel vor der Tür: Ein Unfall oder eine schwere Erkrankung haben zur Folge, dass man plötzlich pflegebedürftig wird. Bei einem Pflegefall in der eigenen Familie gilt es, schnell die richtigen Schritte einzuleiten. Wer gut vorbereitet ist, hat Vorsorge dafür getroffen, dass ein betroffenes Elternteil sein Leben eines Tages nicht mehr eigenständig führen kann und Hilfe benötigt. Zu einer guten Vorbereitung gehören aktuelle Informationen über den Anspruch und die Höhe der Hilflosenentschädigung. Nicht weniger wichtig sind aber auch die Unterstützung, die die Angehörigen, ein Pflegedienst und bestimmte Mobilitätshilfen leisten.

Ein Pflegefall in der Familie: Was bedeutet das?

Werden Vater oder Mutter plötzlich pflegebedürftig, müssen die Angehörigen deren Ruder übernehmen. Neben der Sorge um den Gesundheitszustand gilt es, die richtigen Schritte für die Zeit der Pflege einzuleiten. Im besten Fall hat man schon im Vorfeld die wichtigsten Punkte geklärt. Hierzu gehören:

  • Die aktuelle Lebenssituation richtig analysieren
  • Fachliche Beratung in Anspruch nehmen
  • Bevollmächtigte involvieren
  • Wichtige Dokumente vorbereiten
  • Übergang des Nachlasses klären

Die aktuelle Lebenssituation richtig analysieren

Wer im Hinblick auf eine Pflegebedürftigkeit seine Lebenssituation richtig einschätzt, kann im Ernstfall schnellere Hilfe bekommen. Hierzu überlegt man gemeinsam, welche Hilfe eventuell notwendig wird und wer der Kinder das erkrankte Familienmitglied am besten verpflegen kann.

Fachliche Beratung in Anspruch nehmen

Tritt ein Pflegefall ein, erhalten die betroffene Person und deren Angehörigen auch Hilfe von aussen. Um optimal vorbereitet zu sein, nimmt man eine fachliche Beratung in Anspruch. Diese leisten z. B. die Krankenversicherer und das Bundesamt für Gesundheit. Wichtig ist, dass bei der späteren Pflege die eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht vollkommen aus dem Blick fallen. 

Bevollmächtigte involvieren

Wer im Pflegefall nicht mehr dazu in der Lage ist, medizinische Behandlungen zu veranlassen oder die Finanzen zu klären, benötigt einen Bevollmächtigten. Dieser nimmt gegenüber der pflegebedürftigen Person eine Vertrauensstellung ein. Deshalb ist es wichtig, dass diese Person schon vor Eintritt eines Pflegefalls involviert wird. 

Wichtige Dokumente vorbereiten

Mit einer Patientenverfügung oder einer Vorsorgevollmacht stellt man frühzeitig die Weichen für die Folgen eines Pflegefalles. Damit diese Verfügung später akzeptiert wird, gilt es einige Formalitäten einzuhalten. Um schnell handeln zu können, sollte man die Dokumente überdies an einem sicheren Ort aufbewahren und die Angehörigen hierüber informieren. 

Übergang des Nachlasses klären

Der Übergang des eigenen Vermögens kann mit der Errichtung eines Testaments geregelt werden. In diesem schriftlichen Dokument werden die Nachlassempfänger festgelegt. Auch hier ist es wichtig, dass bestimmte rechtliche Vorgaben eingehalten werden. Hier empfiehlt es sich, einen Anwalt hinzuzuziehen. 

Die optimale Vorsorge für den Pflegefall

Wer optimal vorsorgt, denkt vor Eintritt eines Pflegefalls daran, mindestens eines der beiden folgenden Dokumente auszufüllen:

  • Patientenverfügung
  • Vorsorgevollmacht

Patientenverfügung

Mit einer Patientenverfügung trifft der Verfasser Vorsorge, dass er infolge eines Unfalls oder einer Erkrankung keine eigenen Entscheidungen mehr fällen kann. Hier ist geregelt, welche ärztliche Versorgung der Verfasser der Patientenverfügung sich wünscht. Damit es gültig ist, muss das Dokument handschriftlich unterschrieben werden. Ohne Patientenverfügung liegt die Entscheidung bei den Angehörigen.   

Vorsorgevollmacht

Für den Eintritt eines Pflegefalls nicht minder wichtig ist die Vorsorgevollmacht. Hierin bestimmt der Verfasser, wer ihn versorgen soll, wenn er selbst dazu nicht mehr in der Lage ist. Weil dies für die betreffende Person mit einer tiefgreifenden Veränderung verbunden ist, sollte sie vorher informiert werden. Es empfiehlt sich ausserdem, diese Person danach zu fragen, ob sie sich der Aufgabe gewachsen sieht. Auch hier wird dem zukünftigen Betreuer eine hohe Verantwortung aufgebürdet. Deshalb sollte er frei entscheiden können, ob er die Aufgabe annimmt oder nicht.  

Die Hilflosenentschädigung bei der Pflege daheim: Kostenbeteiligung durch den Staat und den Krankenversicherer 

Wer pflegebedürftige Menschen in ihrem gewohnten Umfeld betreut, kann unter den folgenden Bedingungen die Hilflosenentschädigung in Anspruch nehmen:

  • Die pflegebedürftige Person hat ihren Wohnsitz in der Schweiz und ist versichert.
  • Es wird einer der drei Grade der Hilflosigkeit festgestellt.
  • Bis zur Antragstellung wurden noch keine Leistungen aus der Hilflosenentschädigung in Anspruch genommen.
  • Mit einer Zusatzversicherung kann man sich die Ausgaben für eine Haushaltshilfeleistung teilweise zurückvergüten lassen. Alternativ lassen sich die Kosten auch bei der Steuererklärung ansetzen.

Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach dem Grad der Hilflosigkeit. Unterschieden wird hier nach leichter, mittelschwerer oder schwerer Hilflosigkeit. Das Vermögen der pflegebedürftigen Person und das Einkommen der Angehörigen, die die Pflegeleistungen im häuslichen Umfeld übernehmen, zählen nicht zu den Voraussetzungen, unter denen die Hilflosenentschädigung gewährt wird.

Aufgaben eines pflegenden Angehörigen

Ein pflegender Angehöriger widmet sich der Pflege und der Betreuung einer pflegebedürftigen Person. Zu seinen täglichen Aufgaben gehören z. B.

  • Hilfe beim Aufstehen und der Morgenwäsche: Diese beinhaltet das Duschen und die Zahnpflege.
  • Unterstützung beim Anziehen und Auskleiden.
  • Betreuung bei dem Einnehmen der Mahlzeiten.
  • Assistenz beim Toilettengang.
  • Hilfestellung beim Hinlegen.

Über die Tätigkeiten, die jeden Tag notwendig werden, können sich für einen pflegenden Angehörigen noch weitere Pflegeaufgaben ergeben. Hierzu gehören z. B. der Spaziergang im Park, das Einkaufen, wichtige Behördengänge und das Erledigen notwendiger Büroarbeiten

Patientenlift und andere Mobilitätshilfen

Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen stehen bei der Betreuung und der Versorgung nicht allein. Sie können von einem Patientenlift, einem Pflegebett oder anderen Mobilitätshilfen profitieren.

Mit einem Patientenlift kann eine betroffene Person ohne Probleme von dem Rollstuhl ins Bett umsteigen. Deshalb eignet sich diese Art der Unterstützung für alle pflegebedürftigen Personen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Es ist jedoch darauf zu achten, dass ein pflegender Angehöriger dem Betroffen immer bei der Nutzung des Patientenlifts helfend zur Seite steht.    

Die Anschaffung eines Pflegebetts hängt entscheidend von den Auswahlkriterien ab. Diese beziehen sich auf die körperlichen Einschränkungen und in welcher Form der Pflegebedarf erfüllt werden soll.  Der Kauf eines Pflegebetts wird möglicherweise von der Zusatzversicherung unterstützt, wenn dies von einem Arzt verordnet wurde. Anderenfalls besteht die Möglichkeit, das Pflegebett zu mieten. Dies empfiehlt sich z. B. auch dann, wenn das Pflegebett nur für einen vorrübergehenden Zeitraum genutzt werden soll.

Weitere Mobilitätshilfen stehen in der Form von Rollstühlen oder einem Gehwagen zur Verfügung. Ein Gehwagen wird z. B. eingesetzt, um dem Nutzer bei Gehübungen die notwendige Stabilität zu geben.

Unterstützung für die Pflege daheim

Neben der finanziellen Unterstützung nehmen viele pflegebedürftige Personen die Hilfe eines professionellen Pflegdienstes in Anspruch. Dieser steht bei Bedarf für 24 Stunden am Tag zur Verfügung. 

eine Pflegerin hilft einer Seniorin über die Türschwelle
Wer im Alter auf Pflege angewiesen ist, braucht fachliche Unterstützung. Diese leistet ein professioneller Pflegedienst. © SDI Productions, Getty Images

Der Vorteil eines Pflegedienstes besteht darin, dass die pflegebedürftigen Menschen während der kompletten Zeit betreut und versorgt werden. Hiervon profitieren z. B. Angehörige, die aus beruflichen Gründen zu wenig Zeit haben, um sich selbst dieser Aufgabe zu widmen. Sie wissen es zu schätzen, dass sie auch von ihren Pflichten im Haushalt entbunden sind. Denn der Pflegedienst fühlt sich ebenso für Einkaufen und Kochen zuständig, wie für das Putzen und das Waschen.   

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