Von der Idee zum Erfolg: So gründen junge Erwachsene ihr eigenes Start-up
Freiheit, Flexibilität, finanzielle Unabhängigkeit – der Gedanke, sich selbständig zu machen, lockt mit zahlreichen Vorteilen. Doch auf dem Weg in die Selbständigkeit gilt es einiges zu beachten. Was junge Erwachsene wissen sollten, wenn sie mit dem Gedanken spielen ein Start-up zu gründen und wie ihre Eltern sie dabei unterstützen können.
Punkt 1: Ideenfindung und Konzeptentwicklung
Jedes erfolgreiche Start-up beginnt mit einer innovativen Geschäftsidee. Diese Idee muss nicht zwangsläufig völlig neu sein, sondern kann auch darin bestehen, eine bestehende Lösung zu verbessern oder auf eine einzigartige Weise neu zu interpretieren. Es geht nicht nur darum, kreativ zu sein, sondern auch darum, eine bestehende Marktlücke zu erkennen und zu füllen. Daher ist es sinnvoll, sich selbst Fragen zu stellen wie:
- Welches Problem soll mein Produkt oder meine Dienstleistung lösen?
- Welche unerfüllten Bedürfnisse oder ungelösten Probleme gibt es in meiner Zielgruppe?
Eltern können ihre Kinder bei diesem Schritt unterstützen, indem sie sie ermutigen, ihre Interessen und Leidenschaften genauer zu erkunden: Wo liegen meine Stärken? Und wie kann ich diese bestmöglich einbringen? Ein Brainstorming kann dabei helfen, vielversprechende Ideen zu entwickeln.
Feedback von aussen ist für angehende Start-up-Gründerinnen und Start-up-Gründer von tragender Bedeutung: Eltern sollten sich daher die Zeit nehmen, sich mit der Idee und den Plänen des Nachwuchses bezüglich der Start-up-Gründung auseinanderzusetzen. Hier geht es als Eltern auch darum, das Vorhaben kritisch zu prüfen und konstruktive Kritik einzubringen – gerade mit Blick auf finanzielle Herausforderungen.
Je nachdem können Eltern auch ihre eigenen Erfahrungen aus der Geschäftswelt einbringen, welche für die Kinder bei der Gründung des Start-ups von Bedeutung sind.
Punkt 2: Kriterien zur Wahl der Rechtsform
Nachdem der Ausarbeitung und Konkretisierung der Geschäftsidee steht die Wahl der richtigen Rechtsform für das Start-up an.
In der Schweiz sind die drei gängigsten Rechtsformen die Einzelfirma, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Aktiengesellschaft (AG). Jede dieser Rechtsformen hat Vor- und Nachteile.
- Die Einzelfirma eignet sich besonders für kleinere Unternehmen oder Einzelunternehmer, die eine unkomplizierte und leicht zu verwaltende Rechtsstruktur bevorzugen. Die persönliche Kontrolle über das Unternehmen und der geringe bürokratische Aufwand stellen hierbei entscheidende Vorteile dar. Allerdings geht damit auch eine persönliche Haftung für die geschäftlichen Verbindlichkeiten einher.
- Für mittelgrosse Unternehmen bietet sich die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) an. Hier profitieren Firmengründerinnen und Firmengründer von der beschränkten Haftung, was bedeutet, dass das persönliche Vermögen nicht vollständig für Unternehmensschulden haftet. Die GmbH ist weniger formell und bürokratisch als eine Aktiengesellschaft, was den Verwaltungsaufwand reduziert. Allerdings ist die Flexibilität bei der Kapitalbeschaffung im Vergleich zur AG eingeschränkter.
- Neigt das Start-up zu grösseren Ambitionen und beabsichtigt man, Kapital von Investoren aufzunehmen, ist die Aktiengesellschaft (AG) die passende Rechtsform: Eine AG ermöglicht eine breite Streuung des Eigentums durch den Verkauf von Aktien, was die Kapitalbeschaffung erleichtert. Allerdings gehen mit dieser Rechtsform auch höhere formelle Anforderungen und Verwaltungsaufwände einher.
Wie viel Startkapital braucht man für ein Start-up?
Hand in Hand mit der Wahl der passenden Rechtsform geht auch die Festlegung des Kapitalbedarfs. Je nach Rechtsform des Start-ups ist mit unterschiedlichen Kosten zu rechnen. Hierbei handelt es sich jeweils um die reinen Administrativkosten; geschäftsspezifische Infrastrukturkosten sind in der Tabelle nicht enthalten:
Einzelfirma | GmbH | AG | |
---|---|---|---|
Gründungs-kosten | zwischen ein paar hundert bis tausend Franken | zwischen 5000 und 10'000 Franken | zwischen 10'000 und 20'000 Franken |
Kapitaleinlage | – | mindestens 20'000 Franken | mindestens 100'000 Franken |
Punkt 3: Eintrag ins Handelsregister
Nach der Überprüfung des Kapitalbedarfs steht der formelle Gründungsprozess an. Dieser dauert in der Regel zwischen drei und sechs Wochen. GmbHs und Aktiengesellschaften haben eine Eintragungspflicht ins Handelsregister; Einzelunternehmen erst ab einem Umsatz von 100’000 Franken¹. Die Verwaltung des Handelsregisters liegt in der Zuständigkeit der Kantone. In der folgenden Übersicht findet sich eine Auflistung der einzelnen kantonalen Ämter.
Auch die Wahl eines passenden Firmennamens entscheidend, um die Einzigartigkeit der Unternehmensidentität zu gewährleisten. Ob der gewünschte Firmenname bereits vergeben ist, lässt sich mit einer raschen Recherche im zentralen Firmenindex, kurz Zefix, ermitteln.
Punkt 4: Fördermöglichkeiten und Service-Anbieter für Firmengründungen in der Schweiz
Für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer bieten sich in der Schweiz verschiedene Fördermöglichkeiten an, die den Start in die Selbstständigkeit erleichtern. Die Plattform «Innosuisse» konzentriert sich beispielsweise auf die Förderung innovativer Start-ups und bietet Informationen zu verschiedenen Förderprogrammen. Diese Programme bieten finanzielle Unterstützung und Beratungsdienstleistungen für innovative Unternehmen. Auch Kantonalbanken unterstützen Gründerinnen und Gründer und begleiten diese auf dem Weg in die Selbstständigkeit, beispielsweise der Gründerdesk der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Um die passenden Fördermöglichkeiten zu finden, lohnt es sich, direkt auf die regionalen Wirtschaftsförderungsinstitutionen und die jeweilige Kantonalbank zuzugehen. Eine individuelle Beratung kann helfen, lokale Förderprogramme zu identifizieren, die genau auf die Bedürfnisse von Gründern in der Region zugeschnitten sind.
Zusätzlich gibt es in der Schweiz verschiedene Service-Anbieter (siehe Infobox), die den Gründungsprozess begleiten und unterstützen. Diese Dienstleistungen sind in der Regel kostenpflichtig, geben Gründerinnen und Gründern aber Sicherheit, dass sie alle juristischen und formalen Vorgaben korrekt einhalten. Ebenfalls informieren mehrere Online-Portale regelmässig über die Schweizer Start-up-Szene und setzen sich für Sichtbarkeit und eine Vernetzung der Start-ups mit anderen Akteuren der Wirtschaftswelt ein.
¹ Quelle: Zürcher Kantonalbank
Hinweise, Ansprechpartner und Anlaufstellen für Start-up-Gründerinnen und Start-up-Gründer
In der Schweiz gibt es verschiedene Service-Anbieter, die Start-up-Gründerinnen und Start-up-Gründer auf ihrem Weg zum eigenen Unternehmen unterstützen und begleiten:
- Gründerdesk der Zürcher Kantonalbank
Ob AG, GmbH oder Einzelfirma: Der Gründerdesk der Zürcher Kantonalbank bietet umfassende Unterstützung für die Gründung eines Unternehmens. Expertinnen und Experten begleiten einen durch alle Phasen der Gründung – von der Entscheidungsfindung und der Entwicklung der Geschäftsidee bis hin zur Wahl der passenden Rechtsform. Auch nach der Gründung steht weiterhin Beratung zur Verfügung, beispielsweise zu Themen wie Krankentaggeld, Pensionskasse oder Unfallversicherung.
- Jurata.ch
Die Online-Rechtsplattform Jurata unterstützt sowohl Privatpersonen als auch KMU bei der Bewältigung rechtlicher Herausforderungen, unter anderem auch bei der Unternehmensgründung.
- Startups.ch
startups.ch unterstützt Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer bei der Gründung ihrer eigenen Firma. Das Angebot umfasst Beratung, Treuhand, Steuerberatung, Markenschutz, Rechtsdienst sowie Unternehmerschulungen.
- Startup Academy
Bei der Startup Academy handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein, der schweizweit Start-ups mit Wirtschaft und Hochschulen in Kontakt bringt. Angeboten werden unter anderem verschiedene Begleitprogramme zur Gründung und Führung eines Start-ups.
- Swiss Startups
Bei der Plattform handelt es sich einerseits um ein Online-Magazin, das über die Schweizer Start-up-Szene berichtet und junge Unternehmen vorstellt. Andererseits möchte die Plattform Events für Start-ups organisieren. Übergreifendes Ziel ist die Verbesserung der Sichtbarkeit und der Vernetzung von Schweizer Start-ups.
- Startupszene.ch
startupszene.ch dient als umfassende Informationsplattform, die einen Einblick in die Start-up-Landschaft der Schweiz bietet. Die Website informiert regelmässig über Entwicklungen und Erfolgsgeschichten von innovativen Jungunternehmen in der Schweiz.
- Startupticker.ch
Das Nachrichtenportal Startupticker informiert täglich über Erfolge von Jungunternehmen, Unterstützungsangebote wie Preise und Förderprogramme sowie bevorstehende Events und Schulungen. Die wichtigsten Neuigkeiten der Woche werden im wöchentlichen Newsletter zusammengefasst und in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch bereitgestellt.
- EasyGov.swiss
EasyGov erleichtert Start-up-Gründerinnen und Start-up-Gründern behördliche Abläufe. Die Website ermöglicht einen digitalen Zugang zu verschiedenen behördlichen Dienstleistungen – von der Gründung neuer Unternehmen bis zur laufenden Verwaltung von Geschäftsdaten.
Übrigens: Auch Minderjährige können ein Start-up gründen. In solchen Fällen gelten aber spezielle rechtliche Vorgaben. Nachzulesen sind diese im Leitfaden für minderjährige Unternehmende des SECO.
Finanzen verstehen – Finanzen erklären
Die Rubrik «Finanzen» wird präsentiert von jugendbudget.ch. Der Elternratgeber bietet hilfreiche Tipps rund ums Thema Kinder und Geld.