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Jugend & Medien: Warum Sie mehr Gesellschaftsspiele spielen sollten

Viele Jugendliche in der Schweiz leiden regelmässig unter Kopf- und Rückenschmerzen, Müdigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten. Das zeigt eine neue Untersuchung von Experten der ZHAW. Diese haben den Einfluss der Mediennutzung auf die Gesundheit unter die Lupe genommen. Und sind neben digitalen Spielen, immer wieder auf das Thema Gesellschaftsspiele gestossen.

Mädchen starrt unter der Bettdecke ins Smartphone.
Rund ein Fünftel der Schweizer Jugendlichen schläft nicht gut: Ein Grund könnte die Mediennutzung sein. Bild: GettyImages Plus, Andrey Popov

Die meisten Jugendlichen in der Schweiz fühlen sich gesund. Jedoch leiden viele unter gesundheitlichen Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten. Auch die Schlafqualität wird bemängelt: Ein Fünftel der Jugendlichen berichtet von regelmässigen Einschlaf- oder Durchschlafproblemen. Doch was ist der Grund? Und was haben nun Gesellschaftspiele damit zu tun?

Die Zahlen stammen aus dem neusten JAMESfocus-Bericht der ZHAW und Swisscom. Experten haben im Rahmen der JAMES-Studie 2018 auch den Einfluss der Mediennutzung auf die Gesundheit von Jugendlichen untersucht. Dieser Fokusbericht wurde nun veröffentlicht.

Zu viel Bildschirm, zu wenig Bewegung

Die Erkenntnis? «Wer Bildschirmmedien intensiv nutzt, bewegt sich oft weniger und langes Sitzen in ungünstigen Positionen oder repetitive Bewegungsabläufe können zu Rücken- und Nackenschmerzen oder Augenbeschwerden führen», sagt ZHAW-Medienpsychologe Gregor Waller. Viel Zeit vor dem Bildschirm bedeutet meist weniger Bewegung. Zahlreiche Studien haben bereits gezeigt, dass ein inaktives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen von mehr als zwei Stunden pro Tag mit einer schlechten Körperzusammensetzung, geringerer Fitness und niedrigem Selbstwert assoziiert ist.

Eltern müssen genau hinschauen und Kinder allenfalls auf ihre Medienerfahrungen ansprechen.

Nicht überraschend ist der Zusammenhang zwischen negativen Medienerfahrungen und dem psychischen Wohlbefinden. Jugendliche, die belastende Erfahrungen mit Cybermobbing oder -grooming gemacht haben, berichten häufiger von psychischen Beschwerden und von Schlafproblemen. In der Studie fanden sich zudem Hinweise, dass die intensive Nutzung sozialer Netzwerke mit psychischen Beschwerden und Schlafproblemen in Zusammenhang stehen könnte.

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JAMESfocus-Bericht: Die Ergebnisse

Die meisten Jugendlichen in der Schweiz fühlen sich gesund. Jedoch leiden viele unter gesundheitlichen Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten.

Infografik: ZHAW / Swisscom, JAMESfocus-Bericht 2020

Der Jugendmedienschutz-Beauftragte der Swisscom rät: «Eltern müssen genau hinschauen: Kinder, die sich zurückziehen, müde wirken oder nicht mehr richtig essen, sollten auch auf ihre Medienerfahrungen angesprochen werden.»

Wer Gesellschaftsspiele spielt, fühlt sich besser

Das ist aber noch nicht alles, was Sie als Eltern tun können. Die Forscher fanden nämlich auch heraus, dass es Jugendlichen, die häufig etwas mit der Familie unternehmen, im Vergleich besser geht. So zeigte sich: Je mehr Gesellschaftsspiele gespielt werden, desto seltener treten körperliche Beschwerden auf. Und auch die Schlafqualität ist besser. «Jugendliche, die häufiger Zeit mit der Familie verbringen, scheinen weniger häufig Ein- oder Durchschlafprobleme zu haben», heisst es im Bericht.

Zeit mit der Familie zu verbringen, wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus. 

Medienpsychologe Waller führt aus: «Wer gemeinsam mit der Familie Zeit verbringt und beispielsweise Gesellschaftsspiele spielt, profitiert von der sozialen Unterstützung und pflegt oder verbessert die Beziehung zu den Eltern», sagt Waller. Dies wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.

Nutzen Sie also die Zeit, um mit Ihren Kindern etwas zu unternehmen. Sie werden nicht nur Spass haben, sondern tun so gleichzeitig auch etwas für die Gesundheit Ihrer Kinder.

Vielleicht inspirieren Sie ja unsere Tipps und Ideen für Gesellschaftsspiele. Übrigens: Unsere Expertin Sharmila Egger schreibt regelmässig zu aktuellen Themen und Fragen rund ums Smartphone, Apps und digitale Herausforderungen. Alle Beiträge gibt es hier. 

Tipps für einen gesunden Umgang mit Medien

1 In Bewegung bleiben: Wer viel vor einem Bildschirm sitzt, sollte sich trotzdem ausgiebig bewegen!

2 Augen und Kopf entspannen: Wer zu lange auf den Bildschirm starrt, leidet eher an Augenbeschwerden und Kopfschmerzen. Entspannungsübungen helfen.

3 Bildschirmpause vor dem Schlafen: Eltern sollten die Mediennutzung von Kindern am Abend kontrollieren. Aufwühlende Inhalte in Games, Filmen oder auf Social Media erschweren das Einschlafen. Verordnen Sie eine einstündige Bildschirmpause vor dem zu Bett gehen. So wird verhindert, dass das schlaffördernde Hormon Melatonin durch das Blaulicht des Bildschirms verzögert ausgeschüttet wird. Mobile Geräte sollten ausgeschaltet oder im Flugmodus sein über Nacht.

4 Über problematische Medienerfahrung sprechen: Jugendliche machen im Internet hin und wieder negative oder gar problematische Erfahrungen wie Cybermobbing. Diese Erfahrungen können psychisch belastend sein. In solchen Situationen ist ein Gespräch wichtig. Jugendliche sollten dann Hilfe suchen bei vertrauten Situationen oder professionellen Anlaufstellen (Tel. 147 / www.147.ch).

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