Kind > Neue Medien

Kinder und Fernsehen: Tipps für den richtigen Umgang mit dem TV

An Auswahl mangelt es nicht: TV-Sender und Streaminganbieter versuchen schon die Kleinsten anzusprechen. Kinder unter fünf Jahren sollten trotzdem nur mit einer erwachsenen Person zusammen vor den TV. So können Eltern Fragen beantworten, Inhalte altersgemäss auswählen und über Werbung diskutieren. So kann Fernsehen sogar einen Mehrwert für Kinder haben. Tipps von Medienexpertin Sharmila Egger.

Kinder Fernsehen zu lassen ist kein Problem, es kommt aber auf ein paar Regeln an.
Kinder müssen den Umgang mit dem Fernseher erst lernen. Bild: Pexels, Ksenia Chernaya

Kinder und Fernsehen – das Wichtigste in Kürze:

  • Wie lang Kinder fernsehen dürfen, hängt vom Alter ab. Unter fünf Jahren sollten Kinder nicht alleine vor dem TV sitzen. Richtwerte und Altersempfehlungen
  • Fernsehen muss gelernt werden. Eltern sollten Regeln nachvollziehbar formulieren und Fernsehen weder als Belohnung, noch als Strafe einsetzen. Auf Folgendes sollten Sie achten.
  • Wenn Kinder Sendungen und Serien konsumieren, sollten die Inhalte altersgemäss sein. Achten Sie auf kindgerechten Humor, Erklärungen und korrekte, unkomplizierte Sprache. Mehr dazu.
  • Babys und Kleinkinder unter drei sollten keine Serien oder Filme konsumieren. So jung hat das Fernsehen noch keinen Mehrwert und kann sie überfordern. Alle Informationen

Es gibt kaum mehr einen Schweizer Haushalt ohne Fernseher – laut Netzwoche besitzen 93 Prozent von Frau und Herr Schweizer mindestens ein Gerät. Klar, sitzen auch Kinder regelmässig vor dem Bildschirm. Wie wirkt sich TV-Konsum auf Kinder aus? Der richtige Umgang kann laut Medienexperten und Expertinnen sogar fördernd sein. Es kommt aber sehr darauf an, was, wann und wie lange konsumiert wird. 

So lange dürfen Kinder fernsehen

Wie lange Kinder vor dem Bildschirm sitzen dürfen, hängt vom Alter und von der Reife ab. Fernsehen ist per se nichts Schlimmes, denn es kann die Fantasie fördern und auf das Leben vorbereiten. Wir haben  Sharmila Egger, Expertin und Beraterin von zischtig.ch, gefragt, wie viel Zeit vor dem Fernseher erlaubt ist. Ihre Empfehlungen:

  • 3- bis 5-Jährige: Maximal 30 Minuten täglich in Begleitung von Erwachsenen
  • 6- bis 9-Jährige: Maximal 5 Stunden pro Woche
  • 10- bis 12-Jährige: Maximal 10 Stunden pro Woche

Vorsicht: Die Minutenzahl betrifft jegliche Bildschirme – sprich Smartphones, Tablets oder den Fernseher.

Hier lesen Sie, weshalb Eltern den Medienkonsum Ihrer Kinder einschränken sollten.

Wann Kinder am Tag fernsehen dürfen

Schon vor dem Frühstück oder als Belohnung vor dem Schlafen: Sie wissen nicht, wann Sie Ihr Kind fernsehen lassen sollen? Routine ist Kindern wichtig, deshalb ist es hilfreich, klare Fernsehzeiten zu formulieren. Wenn Sie nach dem Abendessen gemeinsam eine Folge Peppa Wutz oder Heidi anschauen, ist das unbedenklich. Der Fernseher ist ein Medium wie auch Bücher und Hörspiele. Kurz vor dem Einschlafen sollten Sie den TV aber lieber aus lassen, damit Ihr Kind zur Ruhe kommen kann.

Fernseher im Kinderzimmer: Klares Nein

Darf man einen Fernseher ins Kinderzimmer stellen? Experten und Expertinnen raten generell davon ab, das Gerät ins Kinderzimmer zu stellen. So verlockend es sein mag, dass dann die Kinder im Zimmer beschäftigt sind und Eltern keine lauten Störgeräusche von Kinderserien hören müssen – sinnvoll ist es nicht. Kinder können viel einfacher unkontrolliert Serien anschauen – vor allem, wenn der Fernseher Internetzugang hat.

TV-Konsum: Welche Folgen Fernsehen für Kinder hat

Ist Fernsehen für Kinder schädlich und welche Auswirkungen hat der TV-Konsum auf unsere Kleinen? Eines ist klar: Fernsehen will geübt sein. Besonders kleine Kinder können beim Fernsehkonsum von den Bildern überfordert oder gar verängstigt werden. Ausserdem kann der Bildschirm faszinierend sein, aber auch süchtig machen – deshalb sind klare Regeln wichtig. Laut einer Studie von zischtig.ch hat es keine Nachteile für Kinder, wenn sie mit Eltern gemeinsam fernsehen. So kann auch überprüft werden, dass die Inhalte altersgerecht sind. Übermässige TV-Nutzung kann aber die motorische Fähigkeit verzögern, süchtig machen und zu innerer Unruhe bei Kindern beitragen.

Fernsehverbote sind nicht hilfreich

Das Fernsehen ganz zu verbieten, funktioniert selten gut. Es kann Kinder dazu verleiten, bei Freunden oder Freundinnen fernzusehen – ganz ohne die Aufsicht der Eltern. Verbote machen das Fernsehen noch verlockender. Besser ist ein neutraler Umgang mit dem Medium, sodass Kinder die Chance haben, richtiges Fernsehen zu lernen.

Kinder und Fernsehen: 5 Tipps für Eltern

1 Klare Fernseh-Regeln: Wochenstunden und Ausgleich

Stellen Sie deutliche Regeln zum Umgang mit dem Fernseher auf. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, was wann geschaut werden kann und behalten Sie dabei die Stundenanzahl pro Woche im Kopf: Kinder, die einen längeren Film ansehen wollen, dürfen dann eben am nächsten Tag nichts mehr schauen. Das gilt auch, wenn die Kinder mit den Eltern Sport schauen oder Ähnliches. Gestalten Sie alle Regeln konsequent und nachvollziehbar, dann kommt es nicht immer zu Diskussionen.

2 Gemeinsam Fernsehen: Fragen und Inhalte klären

Mit dem Kind gemeinsam fernzusehen, hat viele Vorteile, nehmen Sie sich ruhig die Zeit. Wenn Sie etwas mit Ihren Kindern anschauen, können Sie aufkommende Fragen klären und sich über das Gesehene austauschen. Gleichzeitig haben Sie die Kontrolle darüber, welche Inhalte das Kind zu sehen bekommt und merken rechtzeitig, ob Sie damit einverstanden sind.

3 Werbung, Botschaften und Nachrichten: Reden Sie darüber

Sprechen Sie mit Ihren Kindern über das, was sie angeschaut haben (auch wenn Sie die Serie vielleicht nicht interessiert). Das hilft Ihrem Kind, die Informationen zu verarbeiten und vielleicht auch die ein oder andere positive Botschaft mitzunehmen. Schaut das Kind mit Ihnen die Nachrichten an und sieht verstörende Bilder, dann sollten Sie erklären, was passiert und warum. Hier gibt es Tipps, wie Sie Ihren Kindern solche Inhalte erklären. Zeigen Sie ausserdem den Unterschied zwischen Werbung und Programm, um Ihre Kinder dafür zu sensibilisieren. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel.

4 Fernsehen ist weder Belohnung, noch Strafe

Fernsehen sollte nie Belohnung oder Strafe sein: Wenn Sie Verbote aussprechen oder Kinder mit einer Folge der Lieblingsserie für gute Taten belohnen, erhält das Fernsehen eine zu grosse Bedeutung im Leben und hat so einen besonderen Reiz. Das lässt sich vermeiden, indem der TV neutral behandelt wird. 

5 Folge verpasst? Fernsehprogramm ist nicht Alltag

Das Fernsehprogramm sollte nicht den Alltag der Kinder bestimmen. Sie müssen lernen, dass es nicht so schlimm ist, eine Folge im TV zu verpassen. Notfalls kann diese aufgezeichnet und später angeschaut werden. Die Verabredung mit der Kita-Freundin oder der Ausflug zum See hat dann doch Priorität. Mehr Regeln zum Umgang mit TV gibt es hier.

Was darf Ihr Kind im TV anschauen?

Geeignete Sendungen für Kinder

Wie findet man heraus, welche Inhalte für Kinder geeignet sind? Dank Mediatheken und Streaming-Diensten ist das Angebot selbst für die kleinsten Zuschauer und Zuschauerinnen riesig. Sie müssen als Elternteil nicht alles gut finden, was Ihr Kind konsumiert, aber Sie sollten darauf achten, dass es altersgerecht ist. Geeignet sind Serien mit kindgerechtem Humor, Spannung, die ausgehalten werden kann und Wissen, das einfach erklärt wird. Die Sprache sollte verständlich aber nicht zu kindlich sein.

Nicht pädagogisch wertvoll? Kein schlechtes Gewissen

Schaut Ihr Kind Inhalte an, die keinen pädagogischen Mehrwert haben, müssen Sie kein schlechtes Gewissen haben. Nicht jede Serie für Ihre Kinder muss pädagogisch wertvoll sein – sie kann die Kleinen auch einfach unterhalten. Tauschen Sie sich mit Ihrem Kind aus und hinterfragen Sie das Gesehene.

Streaming-Dienste: YouTube Kids und Netflix Kids – unbedenklich?

Die Streaming-Dienste wie YouTube Kids und Netflix Kids haben den grossen Vorteil, dass Sie schon vorab alle Erwachsenensendungen herausfiltern. Doch hier wird nicht zwischen kleinen und grossen Kindern unterschieden. Dementsprechend sollten Eltern trotzdem prüfen, welche Kinderserie der Nachwuchs gerade streamt. Bedenken Sie ausserdem: Ziel der Anbieter ist es, das Publikum möglichst lange an das Gerät zu binden – egal ob Jung oder Alt. Sie sollten also die Zeit, die Ihr Kind vor dem Bildschirm verbringt, im Auge behalten.

Fernsehen mit älteren Geschwistern: An den Jüngeren orientieren

Mit älteren Geschwistern ist es für Eltern besonders schwer, altersgemässe Regeln durchzusetzen.
Mit älteren Geschwistern ist es für Eltern besonders schwer, altersgemässe Regeln durchzusetzen. Bild: Pexels, Jessica Lewis

Wie lässt man Geschwister miteinander fernsehen? Sind die Kinder nicht gleich alt, stellt das Eltern vor eine besondere Herausforderung. Jüngere eifern ihren älteren Geschwistern schliesslich nach und wollen die gleichen Inhalte, Apps und Serien konsumieren. Hier kann zum Beispiel eine räumliche Trennung helfen – das ältere Geschwisterchen kann am Familien-Tablet eine Serie anschauen oder eine App nutzen, das jüngere Kind altersgerechte Inhalte im Wohnzimmer konsumieren. Schauen die beiden etwas zusammen, sollten ältere Geschwister auf die kleinen Rücksicht nehmen.

Dürfen Babys fernsehen?

Babys dürfen nicht aktiv fernsehen. Kleinkinder sollten im Alter unter drei noch nicht Fernsehen, denn es hat für sie keinen Mehrwert. Eher kann es überfordern und die Entwicklung stören. Lassen Sie Ihr Baby also noch keine Kinderserien anschauen. Sie sollten Ihr Baby nie ohne Kontrolle vor den Fernseher setzen – die Reizüberflutung kann schlecht für den kleinen Nachwuchs sein.

Was ist mit dem Baby, wenn die Eltern fernsehen?

Eltern und Erwachsene dürfen ruhig mal ihre Lieblingssendung laufen lassen, während das Kind im Raum ist – in der Regel sind Babys und Kleinkinder noch nicht sonderlich fasziniert vom Gerät. Kleinkinder spüren aber auch, wenn der Bildschirm mehr Aufmerksamkeit bekommt, als sie selbst. 

Der Verein zischtig.ch setzt sich dafür ein, Kinder und Jugendliche auf ansprechende, verständliche, berührende und wirksame Weise vor Onlinesucht, Cybermobbing, Cybergrooming und anderen Gefahren zu schützen. Im Vordergrund stehen ein begeisternder Vermittlungsstil und die Befähigung zu einer gewinnbringenden, kreativen und sicheren Mediennutzung. Auf Familienleben.ch finden Sie auch weitere Artikel von Sharmila Egger vom Verein über Themen rund um Medienkompetenz.

Mehr zu zischtig.ch und weitere Artikel von Sharmila Egger. 

 

Meistgelesene Artikel

Neueste Artikel

Beliebte Artikel