Welche Versicherungen Familien brauchen. Und welche nicht
Wer ausrechnet, wie hoch der Anteil des Familienbudgets ist, der an Versicherungen geht, kann ins Staunen kommen. Doch nicht jede Versicherung muss sein, weiss der unabhängige Finanzcoach Bruno Amgwerd.
Herr Amgwerd, Hochzeits- und Reise-Rücktrittsversicherung, Verträge für Waschmaschine und Trockner, Zahnzusatzversicherungen: Es gibt wenig, was sich nicht irgendwie versichern lässt. Welches Kriterium sollten Familien anlegen, um zu entscheiden, ob eine Versicherung sinnvoll ist?
Wichtig ist, die wirklich grossen, kostspieligen Gefahren zu versichern. Damit meine ich also die möglichen Schäden, die eine Existenz langfristig bedrohen können, weil man sie nicht oder nur schwierig ersetzen könnte.
Welche freiwilligen Versicherungen sind wirklich nötig?
Stellen Sie sich eine Pyramide vor, in der Versicherungen gestaffelt werden. Das Fundament bildet die wichtigste Versicherung, die das finanzielle Leben massgeblich schützt. Das ist sicher die Privathaftpflichtversicherung. Sie hat höchste Priorität und ist ein absolutes Muss. Die Privathaftpflichtversicherung deckt Schäden, die ich einem Dritten zufüge, wenn ich zum Beispiel mit meinem Fahrrad einen Fussgänger verletze. Auf die nächste Stufe der Pyramide gehören alle weiteren Versicherungen, die das Budget besonders stark belasten.
?! Versicherungen sind ein Schutz vor unvorhersehbaren Schicksalsschlägen, die ein Versicherter alleine selbst nicht tragen könnte.
Eine Art Schicksalsgemeinde übernimmt die Haftung. Versicherungen können nach verschiedenen Gesichtspunkten gegliedert werden, zum Beispiel nach Sach- oder Lebensversicherungen, Schaden- oder Summenversicherungen.
Welche Schäden können das Einkommen so stark reduzieren, dass der gewohnte Lebensunterhalt stark eingeschränkt wird?
Der Lohnausfall und der Tod. Die Lohnausfallversicherung und die Risikotodesfallversicherung minimieren die Folgen eines Ausfalls einer Person oder eines Lohnes immerhin materiell. Das hilft zum Beispiel, wenn ein Elternteil mit keinem oder eher bescheidenem beruflichen Einkommen stirbt. Denn die Witwer/n- und Waisenrenten aus der 1.Säule decken das entstandene Loch meistens nur wenig und schränken die Hinterbliebenen ohne nennenswertem Vermögen stark ein.
Braucht man eine Hausratversicherung?
Ja, eine Hausratversicherung, die zum Beispiel den Hausrat bei einem Wohnungsbrand ersetzt, rangiert bereits auf der dritten Dringlichkeitsstufe. Hinzufügen könnte man allenfalls für Kinder noch eine gute Zahnversicherung als Zusatz bei der Krankenkasse. Je nach Behandlung können da auch beträchtliche Ausgaben zusammenkommen.
Auf welche Versicherungen kann man getrost verzichten?
Die bisher genannten Versicherungsbeispiele decken notfalls grosse Summen ab, die die geschädigten Versicherten selber nicht oder nur schwierig aufbringen könnten. Alle anderen Versicherungen für Private sind nicht unbedingt notwendig. Sie übernehmen lediglich finanzielle Schäden, die nicht existenziell sind, sondern das finanzielle Vermögen von Menschen absichern. Auf solche Versicherungen kann man auch gut verzichten.
Dann trägt man also das finanzielle Risiko selber. Hier muss also jeder selbst abwägen?
Ja, jeder einzelne kann sich fragen, in wie weit er sein Vermögen absichern möchte oder wie weit er alternativ bereit ist, Vermögensverluste in Kauf zu nehmen.
Auf dem Versicherungsmarkt bestehen ziemliche Preisunterschiede, zum Beispiel bei Risikolebensversicherungen, die den Lohnausfall ersetzen oder ein Todesfallkapital leisten, bei Krankenkassen-Zusatzversicherungen und Auto-Vollkaskoversicherungen. Wie lassen sich Versicherungsleistungen und Preise vergleichen?
Im Internet finden sich verschiedene Anbieter, die Preisunterschiede aufzeigen, zum Beispiel comparis.ch. Alternativ ist es möglich, die Dienste eines unabhängigen Versicherungsvermittlers in Anspruch zu nehmen. Eine solche Fachperson kann drei bis vier Angebote organisieren und darüber hinaus individuell beraten.
Der Finanzcoach Bruno Amgwerd
Der zertifizierte Finanzcoach Bruno Amgwerd bietet mit seiner Firma: Amgwerd-Finanzcoaching GmbH in Stäfa (Kanton Zürich) Finanzplanungen, Finanzcoaching und Ruhestandsplanungen an. Besonders wichtig ist ihm dabei, individuell sinnvolle Lösungen zu finden und Kunden Wissen und Entscheidungsstärke zu vermitteln. Die Hälfte des Honorars, das er aus Finanzcoachings erhält, lässt er dem Hilfswerk Women’s Hope International zukommen.