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Kinder, nehmt Platz! Die Redaktion macht den Veloanhänger-Test

Veloanhänger werden immer beliebter. Aber lohnt sich die Investition überhaupt? Die Familienleben-Redaktion hat den Alltagstest gemacht und verrät, wo Kinder besonders sicher und bequem mitfahren.

Veloanhänger-Test: Burley, Thule, Croozer - welche Modelle überzugen?
Im Veloanhänger fahren Kinder sechsmal sicherer als im Kindersitz. Illustration: iStock

Spätestens mit dem zweiten Kind kam auch bei uns der Veloanhänger auf die Wunschliste. Für den Praxistest entschieden wir uns für die relativ erschwingliche Honey Bee von Burley (UVP 499 Franken), die für einen schmaleren Preis viel Qualität und Flexibilität verspricht, ohne bei der Sicherheit zu sparen.

Burley Honey Bee
Und so schaut die Honey Bee von Burley aus.

Mit 12 Kilo ist der Veloanhänger ein Leichtgewicht, dass uns Eltern mit nur etwas Muskelkraft in den Beinen, aber ohne Elektromotor am Velo überzeugte. Auch beim Zubehör ist alles da, was wir brauchen. Regenschutz, Rücklicht-Reflektoren und ein praktisches Walking-Set, so dass man den Anhänger als Buggy nutzen kann.

Obwohl die Bedienungsanleitung nicht zu ausführlich erklärte, klappte der Zusammenbau recht schnell und problemlos, zumindest habe ich meinen Mann nicht ein einziges Mal fluchen gehört. Der Hänger schiebt sich einfach und wirkt sehr stabil. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase rollte mein Mann schon bald geschmeidig über den Teer – und ich hinterher.

Aber allein zum Cruisen lohnt sich ein Veloanhänger für uns nicht. Er soll unsere Familie auch im Alltag unterstützen. Wir haben unsere Töchter zum Playdate gebracht und wieder abgeholt, sind einkaufen gegangen, waren ohne Velo spazieren und sind eine kleine Velotour von Zürich zum Katzensee und retour gefahren. Unsere Beobachtungen und die wichtigsten Fragen rund um Kinder-Fahrradanhänger haben wir in einem FAQ zusammengestellt.

Veloanhänger-Test: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Wie macht sich der Veloanhänger von Burley im Test. Lesen Sie hier unseren Erfahrungsbericht.
Für den Veloanhänger-Test ging es auf einer eine kleine Tour von Zürich bis zum Katzensee. Bild: Nathalie Riffard

1 Wie geht’s den Kindern im Velo-Anhänger?

Beide Kinder sitzen etwas beengt, aber relativ komfortabel in der Burley Honey Bee, auch wenn sie nicht allzu kuschelig ausgepolstert ist. Im Vergleich zum Kindersitz, bei dem der Kopf auch heftig mitruckelt, sind sie im Anhänger aber wesentlich besser geschützt. Zudem hat es hier Platz und Gelegenheit für Spielzeug, Essen oder Trinken - und auch ein Nickerchen ist problemlos möglich.

Bei sehr heissen Temperaturen ist die Fahrt im Veloanhänger aber vielleicht nicht empfehlenswert. Obwohl es ein luftdurchlässiges Netz hat, beschwerte sich unsere ältere Tochter bei 26 Grad, dass es ihr zu heiss sei. Bei regnerischem und kaltem Wetter erweist sich diese kleine Schwäche vielleicht aber als grosses Plus.
Als störend empfanden wir manchmal die Distanz zu den Kindern. Gerade auf einer Radtour möchte man auch während der Fahrt etwas zeigen oder sich unterhalten. Das gestaltet sich aber oft schwierig, allein schon, weil die Kinder eine andere Perspektive haben.

2 Wie sicher ist der Veloanhänger?

Im Vergleich mit Kindersitzen und Lastenfahrrädern sitzen Kinder im Veloanhänger am sichersten, sagt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Die Gefahr einer Verletzung im Veloanhänger sei sechsmal kleiner gegenüber einem Kindersitz. Unsere Testmarke Burley schnitt im aktuellen Fahrradanhänger-Test des TCS von 2018 mit dem D-Lite Modelle mit 72 von 100 Punkten sogar als Sieger ab. (Die Honey Bee wurde nicht getestet.) Ähnlich gut bewiesen sich Modelle von Croozer (69 Punkte), Thule (60 Punkte), XLC (55 Punkte), Leggero (54 Punkte).

Auch wir haben ein besseres Gefühl, seit wir den Kinderrücksitz gegen den Veloanhänger eingetauscht haben. Dazu ist unser Testmodell mit einem 5-Punkte-Sicherheitsgurt ausgestattet, der auch unseren Verstand überzeugt.

Video-Tipp: Der Kinder-Fahhradanhänger-Test des TCS (2018)

Der TCS testete die meistverkauftesten Veloanhänger für Platz mit zwei Kindern. Dabei zeigte sich, dass teure Modelle nicht zwingend mit mehr Sicherheit punkten, sondern oft mit dem Zubehör.


3 Wie fährt sich der Veloanhänger?

Der Anhänger fährt sich überraschend einfach. Die Kupplung der Honey Bee beweist sich als sehr fest und stabil, so dass man kein ruckeln spürt und geschmeidig fahren kann. Auch bei Kurven fühlt man kaum einen Unterschied. Die grossen Reifen geben einen guten Halt. Gute Bremsen am Velo sind aber ein Muss, da das Gewicht eines vollbeladenen Hängers bei Vollbremsungen oder bei Bergabfahrten stark nach vorne drückt. Dieses Problem zeigten aber alle Modelle beim TCS-Veloanhänger-Test.

4 Wie schwer ist der Veloanhänger?

Das hängt tatsächlich sehr vom Hersteller ab. Im TCS-Test schnitten auch Modelle gut ab, die 18 Kilo wogen. Unser Testmodell gehört mit 12 Kilo zu den leichten Modellen. Das ist vor allem zu empfehlen, wenn man kein Elektrovelo hat oder den Anhänger auch für kurze Spaziergänge oder Ausflüge nutzen möchte.

 

5 Braucht man ein Elektro-Velo für den Anhänger?

Besitzer sehr trainierter Beine würden vielleicht immer Nein sagen. Wer aber regelmässig steile Hänge zu fahren hat, kann motorisierte Unterstützung gut gebrauchen. Mein Mann meinte nach unserem Ausflug zum Katzensee: eine Velotour ohne Elektromotor braucht er nicht jeden Tag, als sportliche Herausforderung am Wochenende nimmt er sie aber gerne an. Ich für meinen Teil, überlasse die Berge gerne jeden Tag seinen Schenkeln und gebe meinem Mann dafür am Hang ab und zu grosszügig einen Schubs mit.

6 Welches Zubehör braucht man wirklich zum Veloanhänger?

Regen- und Sonnenschutz, Rücklichtreflektoren, Stauraum, Abkopplungssystem sind bei der Honey Bee enthalten und auch wirklich nützlich im Alltag. Wenn wir aber nochmal frei wählen könnten, wäre ein platzsparendes Modell mit vier statt drei Rädern und gepolsterte Sitzgurten interessant. Eine einstellbare Federung haben wir aber bislang nicht vermisst.

7 Wie macht sich der Veloanhänger auf kurzen Strecken und im Alltag?

Im Quartier unterwegs mit unserem neuen Veloanhae,ger von Burley.
Zurück bei uns im Quartier werden die Beine langsam müde. Bild: Nathalie Riffard

Statt Kinderwagen und Trotti können die Kinder jetzt bequem im Anhänger sitzen, wenn wir kurze Wege haben. Für jede Strecke können wir uns das aber nicht vorstellen. Denn wir wollen, das unsere Grosse sich auch bewegt und die Kleine viel sehen darf. Toll ist aber, dass sich die müden Kinder jetzt abends im Wagen gemeinsam entspannen dürfen.
Praktisch ist auch, dass sich der Veloanhänger schnell abkoppeln lässt und dank drittem Rad wie ein Kinderwagen funktioniert. Zum Beispiel beim Einkaufen.

Wer seinen Velo-Anhänger im Einkaufsladen durch die Gänge schiebt, muss aber auf rücksichtsvolle Miteinkäufer hoffen, denn die müssen oft ausweichen. Der Charme unserer Kinder hat aber für schmunzelnde Gesichter statt roter Köpfe gesorgt. Ein weiteres Plus: der Stauraum der Honey Bee beherbergt problemlos zwei Einkaufstüten.

Bleibt nur die Frage, haben Sie auch soviel Platz in der Garage?

Sicherheitstipps für den Veloanhänger

  • Kinder sollten aufrecht sitzen können (ab ca. 6 Monaten), bevor sie im Anhänger mitfahren.

  • Kleidung der Temperatur anpassen

  • Bei warmen Temperaturen auf Belüftung achten

  • Beim Anhänger auf Sichtbarkeit achten, im Dunkeln sind zusätzliche Lichter meist notwendig

  • schweres Gepäck immer hinten lagern

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