Kind > Betreuung

Geboren im falschen Körper: Transgender Kinder

Kindern wird früh beigebracht, was den üblichen Rollenbildern entspricht und was nicht. Was aber, wenn sich das eigene Kind in diesem Rollenbild nicht wohl fühlt und sich mit dem bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht nicht identifiziert? Wie Eltern ihr Kind in der Entwicklung unterstützen und was für trans Kinder wichtig ist beim Heranwachsen.

Kleines Mädchen und kleiner Junge sitzen auf Skateboard und rollen die Strasse hinunter.
Wer bin ich? Das Gefühl für die eigene Identität entwickelt sich schon im Kindesalter. © GettyImages Plus, AleksandarNakic

Trans Kinder: Das Wichtigste in Kürze

  • Trans ist ein Sammelbegriff für alle Menschen, die sich nicht oder nicht ausschliesslich mit dem ihnen bei Geburt zugeschriebenen biologischen Geschlecht identifizieren können. Zur Bedeudung
  • Trans Kindern ist schon sehr früh bewusst, dass das bei Geburt zugeschriebene biologische Geschlecht nicht mit ihrer Genderidentität übereinstimmt. So äussert sich Transidentität bei Kindern
  • Mit dem Beginn der Pubertät wächst bei vielen trans Menschen der Wunsch nach äusserlichen Veränderungen der Geschlechtsmerkmale. Transidentität im Jugendalter
  • Möchten transgender Menschen eine Hormontherapie beginnen oder sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen, ist ein psychiatrisches Gutachten nötig. Mehr dazu
  • Für die Eltern eines trans Kindes gilt: Liebe dein Kind, wie es ist. Wie Erziehungsberechtigte ihr trans Kind unterstützen können

Das Bewusstsein für die eigene Identität entwickelt sich im Kindesalter. So auch das Bewusstsein, im falschen Körper geboren zu sein. Immer mehr Menschen erkennen und outen sich als trans und nehmen das Geschlecht an, mit dem sie sich identifizieren. Was also, wenn sich das eigene Kind nicht als Junge oder Mädchen identifiziert, sondern sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlt? Wir machen uns auf Spurensuche und erklären, was trans bedeutet und wie Eltern von trans Kids ihr Kind in seinem Wohlbefinden und auf seinem Weg unterstützen.

Wir erhalten jeden Monat mehrere Anfragen von Kindern, Jugendlichen, Eltern oder Lehrpersonen. 

Tanja Martinez, Kinder- und Jugendberatung Transgender Network Switzerland

Was bedeutet Trans überhaupt?

Trans ist ein Sammelbegriff für alle Menschen, die sich nicht oder nicht ausschliesslich mit dem bei Geburt zugeschrieben Geschlecht identifizieren können. Um trans zu verstehen, ist es wichtig, die verschiedenen Ebenen von Gender und Geschlecht zu kennen. Dafür eignet sich die «Genderbread Person» hervorragend. Unterschieden wird nämlich zwischen sexueller Orientierung, Genderidentität, Genderausdruck und dem biologischen Geschlecht.

Bei einer trans Person stimmen das biologische, bei Geburt zugeschriebene Geschlecht nicht mit der Genderidentität überein. Anders gesagt: Bei der Geburt wurde Emil das weibliche Geschlecht zugeteilt, obwohl sich Emil eigentlich mehr mit dem männlichen Geschlecht identifiziert und deshalb auch ein Junge ist.

Wichtig zu wissen: Trans ist keine sexuelle Orientierung

Da trans nichts mit den sexuellen Vorlieben, sondern mit der Identität einer Person zu tun hat, sollten Begriffe wie «transsexuell» oder «Transsexualität» nicht benutzt werden.

Was bedeutet trans bei Kindern?

Dass Kinder mit Geschlechterrollen experimentieren, ist ganz normal. Ein Junge, der mit Barbies spielt oder gerne Röcke anzieht, ist nicht automatisch trans. Vielmehr äussern trans Kinder bereits früh, dass sie sich nicht mit dem ihnen bei Geburt zugeschriebenen biologischen Geschlecht identifizieren können. So sagt Tanja Martinez von der Kinder- und Jugendberatung des Transgender Networks Switzerland: «Je jünger ein Kind ist, umso klarer sieht es sich. Je älter es wird, umso mehr spielen gesellschaftliche Erwartungen eine Rolle, an die sich das Kind möglicherweise anpasst.»

Wie äussert sich Transidentität bei Kindern?

Bereits ab einem Alter von zwei Jahren ist es möglich, dass Kinder sich von ihrem biologischen Geschlecht distanzieren. Dies äussert sich beispielsweise durch den Wunsch, den Namen zu einem ihrer Genderidentität passenden zu ändern. Zudem interessieren sie sich für Spiele und Aktivitäten, die in der Regel typischerweise nicht dem Rollenbild ihres biologischen Geschlechts übereinstimmt.

Auch hadern transgender Kinder mit den Geschlechtsmerkmalen ihres Körpers und wünschen sich, dass diese verschwinden. Durch unsere Gesellschaft geprägt, wünschen sie sich typische Merkmale ihres gefühlten Genders wie Frisur und Kleidung.

Transgender ist keine Kranheit

Oftmals wird im Internet nach Symptomen für Transidentität gesucht. Da es sich dabei nicht um eine Krankheit handelt, sollte nicht von Symptomen gesprochen werden.

Erst 2018 hat die UNO entschieden, Transidentität künftig nicht mehr als Krankheit anzusehen.

Trans Jugendliche: Was passiert in der Pubertät?

Mit dem Beginn der Pubertät vergrössert sich die Unstimmigkeit von biologischem Geschlecht und Genderidentität. Trans Jugendliche haben oft Angst vor den körperlichen Veränderungen, die mit der Pubertät einhergehen und entwickeln eine Ablehnung ihres bei Geburt zugewiesenen biologischen Geschlechts.

Häufig versuchen sie, die Körpermerkmale ihres biologischen Geschlechts in der Öffentlichkeit zu kaschieren. Trans Männer binden sich beispielsweise die Brüste ab und trans Frauen tragen enge Unterhosen.

Ausserdem wird auch das Interesse für ihre Transidentität zunehmend grösser. Transgender Jugendliche informieren sich oft im Internet, setzen sich mit anderen trans Menschen in Kontakt und suchen nach Möglichkeiten, ihr biologisches Geschlecht der Genderidentität anzugleichen.

Medizinische Unterstützung für trans Menschen

Hormonelle Behandlungen und medizinische Eingriffe sind allen Menschen in der Schweiz erlaubt. Mündigkeit ist dabei nicht erforderlich. Es muss jedoch ein psychiatrisches Gutachten vorliegen, um die geschlechtsangleichende Operationen durchführen zu können. Das Angebot für geschlechtsangleichende Operationen vor dem Erreichen der Mündigkeit ist jedoch begrenzt.

Wie können Eltern ihr transgender Kind unterstützen?

Outet sich ein Kind bei seinen Eltern als trans, kann dies Überforderung der Beziehungsberechtigten hervorrufen. Das ist normal. Wichtig ist allerdings, wie die Eltern mit der Situation umgehen. In unserer Gesellschaft stossen viele trans Menschen auf Ablehnung, werden diskriminiert und körperlich angegriffen. Aus diesem Grund leiden trans Menschen oft an psychischen Erkrankungen.

Es ist deshalb essenziell, dass die Eltern ihr Kind so zu akzeptieren, wie es ist! Äussert ein Kind, dass das biologische Geschlecht nicht der Genderidentität entspricht, liegt es bei den Eltern, dem Kind zu zeigen, dass es geliebt wird.

Vielen Eltern hilft das Gespräch mit anderen Eltern von trans Kindern. Zudem findest du beim Transgender Network Schweiz viele hilfreiche Informationen und Angebote – sowohl für die Betroffenen wie auch für Angehörige.

Neueste Artikel

Beliebte Artikel