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In der Kindertagesstätte Natur erleben

Rudolf-Steiner-Schulen sind wahrscheinlich jedem ein Begriff. In Littau im Kanton Luzern werden die darauf aufbauenden Grundsätze der Elementarpädagogik in einer Kindertagesstätte umgesetzt. Aber wie unterscheidet sich die Kita «Chlyne Prinz» damit von anderen Betreuungsangeboten? familienleben.ch hat bei der Leiterin Tamina Hofer nachgefragt.

Die Naturerfahrung in der Kita ist für die Kinder wichtig, damit sie lernen, richtig mit der Umwelt umzugehen.
Der Wald gehört zum täglichen Erlebnisraum.

Die Kindertagesstätte «Chlyne Prinz» wird nach den Grundsätzen der Elementarpädagogik geführt. Was genau bedeutet das?

Der Elementarpädagogik folgend werden bei uns das Wesen des Kindes und seine gesunde Entwicklung in das Zentrum der Betreuung gestellt. Wir möchten die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten, sie bei der Sammlung von Erfahrungen mit ihrer Umgebung unterstützen.

Wie wird diese Lehre in der Kita umgesetzt?

Kinder lernen hauptsächlich durch das Nachahmen von Vorbildern. Daher helfen ihnen Wiederholungen dabei, Handlungsabläufe mehrmals zu üben und sich dadurch besser einzuprägen. Aber auch kreative Werkarbeiten mit wertvollen Materialien wie Stoff, Holz und Stein sowie das freie Spielen kommen nicht zu kurz. So können die Kinder sich sowohl auf Rituale stützen als auch täglich ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen.

Dem Ausführen von Ritualen wird demnach eine besondere Bedeutung beigemessen. Inwiefern beeinflussen sie die Entwicklung der Kinder?

Ein durch wiederkehrende Handlungen entstehender Rhythmus führt nicht nur dazu, dass die Kinder Dinge leichter erlernen und somit schneller selbst ausführen können. Die Beständigkeit dieser Rituale gibt den ihnen zusätzlich auch Sicherheit und fördert ihr Selbstbewusstsein. Dementsprechend wird in der Kita viel Wert auf das bewusste Ausführen bestimmter Rhythmen gelegt. Spezielle Feiertage werden zum Beispiel immer auf dieselbe Weise gefeiert. Ebenso gibt es ein Ritual zum Feiern des Geburtstags, das bei jedem Kind gleich ist. Aber auch im Alltag halten Rituale Einzug, wie bestimmte Lieder, die einen festen Platz im Tagesablauf haben. Die Beständigkeit dieser wiederkehrenden Handlungsabläufe stärkt das Vertrauen der Kinder.

Kindertagesstätte Chlyne Prinz - Spielraum
Auch Drinnen werden nur natürliche Materialien zum Spielen verwendet.

Bleibt bei immer gleichen Ritualen nicht ein wenig die Kreativität auf der Strecke?

Wie wiederkehrende Handlungen mit Kreativität verbunden werden können, zeigt sich zum Beispiel bei der Darstellung des Jahresrhythmus, der in unserer Kita einen besonderen Platz hat. Die jeweils vorherrschende Jahreszeit wird durch einen kleinen Tisch am Eingang symbolisiert, der gemeinsam von Betreuern und Kindern passend geschmückt wird. Dadurch lernen die Kinder, welche Materialien und Farben sich für diese Jahreszeit eignen. Zusätzlich können sie bei der Gestaltung des Jahreszeitentisches ihre Kreativität einsetzen und ihn nach ihren Wünschen gestalten. Bereits beim Hereinkommen werden sie zudem jeden Morgen an das gemeinsame Projekt erinnert.

Kinder spielen auf einer grünen Wiese im Kindertagesstätte Chlyne Prinz

Draussen gibt es immer was zu entdecken.

Sie betreuen insgesamt 12 Kinder zur gleichen Zeit, die zwischen vier Monate und sieben Jahre alt sind. Ist es bei den teilweise sehr grossen Altersunterschieden nicht schwierig, jedem Kind gerecht zu werden?

Nein, überhaupt nicht. Wir betreuen die Kinder im Familiensystem. Das bedeutet, alle lernen und spielen gemeinsam. Diese familienergänzende Betreuung hat viele Vorteile. So lernen nicht nur die kleinen von den grossen Kindern sehr viel, sondern auch umgekehrt. Dazu gehört auch, im Kontakt mit verschieden alten Spielkameraden Grenzen kennen zu lernen und Konfliktbewältigung zu üben. Bei der Betreuung im Familiensystem werden die Kinder ausserdem in viele alltägliche Handlungen eingebunden, wie Kochen, Backen, Abwaschen, Putzen, Nähen, aber auch Filzen und Singen. Mit den Betreuerinnen als Vorbild können die Kinder dann, ihrer Altersstufe entsprechend, Handlungsabläufe nachahmen. Dadurch lernen sie bereits sehr früh nützliche Dinge für den späteren Alltag.

Das hautnahe Naturerlebnis hat in der Kita «Chlyne Prinz» einen besonderen Stellenwert. Warum ist der direkte Kontakt mit der Natur für die Kinder so wichtig?

Die Kinder lernen, die Umwelt ganz bewusst zu erleben. Sie können sie selbst erforschen und dadurch hautnah kennenlernen. Wir gehen mit den Kindern täglich raus in die Natur und lassen sie den Wald bewusst wahrnehmen. Kinder begreifen am besten durch Anfassen und Fühlen. Die Nachmittage im Wald bringen ihnen so die verschiedenen Pflanzen und Tiere näher. Sie lernen damit, was ihre Umwelt alles zu bieten hat.

Der tägliche Waldspaziergang ist also auch eines Ihrer Rituale?

Ja, denn durch den stetigen Kontakt mit der Natur erleben die Kinder den Verlauf der Jahreszeiten hautnah. So lernen sie den Kreislauf der Natur kennen und bekommen mit, wie sich Wald und Wiesen innerhalb der verschiedenen Jahreszeiten verändern. Dieses Erlebnis finden sie dann wieder, wenn sie zurück in die Kita kommen, denn dort wartet am Eingang schon der Jahreszeitentisch auf sie.

Welche Rolle spielt bei den Naturerlebnissen nachhaltiges Verhalten?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Zukunft der Kinder. Es ist daher von grosser Bedeutung, dass sie so früh wie möglich mitbekommen, die Natur zu schätzen und nichts zu verschwenden. Das ist auch einer der Gründe, warum wir mit der Gruppe in den Wald gehen und in der Kita nur Spielzeuge aus hochwertigen Materialien anbieten. Die Kinder sollen lernen, umsichtig mit den Dingen umzugehen. Sie sollen verstehen, wie wertvoll Rohstoffe wie Wasser und Holz sind. Es ist wichtig, ihnen beizubringen, dass man nur soviel aus der Natur nehmen darf, wie man braucht. Denn der Umwelt zuliebe darf nichts verschwendet werden. Das verstehen auch schon kleine Kinder, wenn man es ihnen zeigt.

Weitere Informationen zur Kita «Chlyne Prinz» finden Sie unter: www.chlyneprinz.ch

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