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Den richtigen Kindergarten finden

Welcher Kindergarten ist am besten für Ihr Kind geeignet? Ein privater oder öffentlicher Kindergarten? Der Rudolf-Steiner-, Sport- oder vielleicht der Wald-Kindergarten? Betreuung der Kinder für den ganzen oder nur den halben Tag? Auf was Eltern achten sollten bei der Wahl des richtigen Kindergartens, erfahren Sie hier.

Bei der Wahl des Kindergartens oder der Kinderkrippe sollten Sie einige Dinge beachten
Kinder werden im Kindergarten spielerisch gefördert. Foto: iStock, Thinkstock

Harmos hin, Harmos her. Auch ohne Obligatorium gehen die Kinder in der Schweiz in die Kindergärten. Die Erfahrungen bisher: Ab dem Alter von fünf Jahren besuchen praktisch alle Kinder in der Schweiz den Kindergarten, ab dem Alter von vier Jahren ist es aber auch bereits die grosse Mehrheit. Die meisten Kinder gehen zwei Jahre lang in den Kindergarten. Im Kanton Tessin besuchen die Kinder den Kindergarten sogar drei Jahre lang.

Von Kanton zu Kanton unterscheidet sich das Angebot der Kindergärten beträchtlich. Der Unterricht variiert zwischen 18 bis 22 Stunden pro Woche – meistens findet die Kindergartenbetreuung am Vormittag statt. Die Gruppengrösse ist ebenfalls sehr unterschiedlich und liegt durchschnittlich allerdings bei 18 Kindern. Auch das Eintrittsalter variiert sehr stark. Die Kleinsten kommen bereits mit 3 Jahren, die Ältesten mit 5 Jahren und 3 Monaten in den Kindergarten. In der Mehrheit der Kantone liegt das minimale Eintrittsalter aber bei 4 Jahren.

Woran man vielleicht auch denken muss, ist, dass vom Eintritt in den Kindergarten später alles abhängt, die Einschulung, die Entscheidung für den Beruf etc. (eine Mutter)

In den Kindergarten sollte das Kind dann, wenn es die sogenannte Kindergartenreife erlangt hat. Kindergartenreife bedeutet, dass das Kind in seiner Persönlichkeit so weit entwickelt ist, dass es eine Trennung für einige Stunden von seinen Eltern verkraftet, auch selbständig eine Toilette aufsuchen und sich alleine an- und ausziehen kann. Ebenfalls ist es wichtig, dass es seine Bedürfnisse mitteilen kann. Unsichere Eltern können sich zur Einschätzung der Kindergartenreife an den Kinderarzt wenden. Ist das Kind noch nicht so weit, hat aber das entsprechende Alter schon, kann es auf Antrag der Eltern auch ein Jahr später in den Kindergarten.

Betreuung in den Kindergärten

Es kann nicht genug Wert auf den richtigen Kindergarten und die richtige Betreuung gelegt werden. Das sagen nicht nur die Eltern sondern auch die Betreuer selber und das sagen auch die zuständigen Gemeinden und Kantone. Seit 2003 hat sich die Anzahl der Kindergärtnerinnen und Kindergärtner verdoppelt – die Anzahl der Kinder ist im gleichen Zeitraum von knapp 156'000 auf knapp 152'000 Kinder gesunken. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass auf eine gute Betreuung mehr Wert gelegt wird.

Der Besuch des Kindergartens ist nämlich wichtig für das Wohl und die Entwicklung des Kindes. Ziel ist, Motorik, Sprache, Gedächtnis- und Merkfähigkeit, Neugier, Experimentier- und Wissensdrang zu fördern. In Schwerpunkt liegt auch bei der Sozialkompetenz. Die Kinder lernen, Rücksicht zu nehmen, sich durchzusetzen und angemessen mit Konflikten umzugehen.

Ausländerproblem in den Kindergärten?

Je nach Region variiert auch der Anteil der ausländischen Kinder und der Kinder mit anderer Muttersprache beträchtlich. Den Spitzenplatz belegt Basel Stadt mit einem Ausländeranteil von 40% in den staatlich subventionierten Kindergärten. Kein Wunder, ist hier auch der Anteil der Kinder, die nicht subventionierte Privatkindergärten besuchen höher als anderswo in der Deutschsprachigen Schweiz. Er liegt bei 10%.

Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche, auf dem die Starken sich vervollkommnen. (Maria Montessori)

Aber auch in Obwalden liegen Privatkindergärten trotz extrem tiefem Ausländeranteil im Trend: 9.7% der Kinder werden privat betreut. An der Spitze der Privatkindergärten liegt aber die Genferseeregion. Knapp 30% der Kinder besuchen private Kindergärten – in Genf sogar über 50%. In Bern sind es 1.5%, in Zürich 3.6% und in St. Gallen 0.7%.

Oft ist es weniger der Ausländeranteil, der zum Entscheid für oder gegen einen privaten Kindergarten führt als das kostenpflichtige Zusatz-Angebot, das den Eltern mehr Flexibilität ermöglicht.

  • Mittagstisch: Betreute Mittagsverpflegung im Kindergarten ist noch nicht die Regel. In einer grossen Mehrheit der Kantone gibt es Mittagsverpflegung mit Betreuung. Doch ausser in den Kantonen Tessin, Appenzell Ausserrhoden und Zürich liegt der Anteil de Kindergärten bzw. Vorschulen mit Mittagstisch unter 50%.
  • Tageskindergarten: Kindergärten mit ganztägigen Betreuungsangeboten an mehreren Tagen in der Woche sind noch weniger verbreitet. In einigen Kantonen fehlt ein Angebot sogar gänzlich. Der Kanton Tessin macht hier die Ausnahme: 85% der Kindergärten haben Tagesstrukturen.
  • Andere Angebote: Deutlich weiter verbreitet sind betreute Auffangzeiten vor und nach dem Kindergarten.

Noch wird allerdings die Kinderbetreuung durch Verwandte stärker in Anspruch genommen als die kostenpflichtigen Betreuungs-Angebote der Gemeinden. Wo Angebote – und besonders kostengünstige – fehlen, behilft man sich privat.

Mehr Qualität

Die Eltern und die Betreuer und Betreuerinnen des Kindergartens bilden eine Erziehungsgemeinschaft. Wichtig ist deshalb neben den äusseren Faktoren der Kindergartengruppe, der Räumlichkeit, des Weges in den Kindergarten vor allem die Kommunikation mit den Betreuern. Besonders wichtig wird dies in Konfliktsituationen, wenn etwa das Kind ein Verhalten zeigt, das ein Eingreifen erfordert. Gemeinsame Fallbesprechungen der Betreuer sind ebenso notwendig wie regelmässige Elterngespräche. Da wo die Eltern spüren, dass die Lehrkräfte und Leiter am gleichen Strang ziehen, ist das Kind gut aufgehoben – auch wenn die Meinungen einmal auseinander gehen.

  • Pädagogische Grundsätze
    Informieren Sie sich über Lehrpläne und pädagogische Ansätze. Was bedeuten sie in der Praxis?
  • Gruppengrösse
    Die EU empfiehlt 6-8 Kinder pro Erzieherin, höchstens 15 Kinder pro Gruppe. Der Schweizer Durchschnitt beträgt 18 Kinder pro Gruppe. Die Gruppeneinteilung liegt bei den öffentlichen Kindergärten bei der Kindergartenkommission. Wünsche können schriftlich und mit Begründung eingereicht werden.
  • Lage des Kindergartens
    Ist der Kindergarten von zuhause gut erreichbar? Ist der Weg sicher? Laufen Sie am besten mit Ihrem Kind den Weg mehrmals ab.
  • Öffnungszeiten
    Wann sind die Betreuungszeiten? Gibt es eine Überbrückung für die Schulferien? Sind die Betreuungszeiten flexibel? Kann das Kind auch mal später abgeholt werden? Gibt es Jokertage (frei wählbare Tage, zu beantragen bei der Schulpflege), an denen das Kind nicht in den Kindergarten muss?
  • Spielen und Lernen
    Gibt es altersspezifische Spiel- und Lernangebote? Gibt es Kooperationen mit Musikschule oder Sportvereinen? Gibt es genug Platz zum Spielen und für Bewegung? Können die Kinder ins Freie und die Umgebung erkunden? Gibt es ausreichend Spiel- und Lernmaterial?
  • Rückzug
    Gibt es einen Ruhebereich, wenn sich das Kind zurückziehen will? An wendet es sich, wenn es einmal traurig ist?
  • Gesundheit und Ernährung
    Gibt es einen Mittagstisch? Wird auf gesunde Ernährung geachtet? Sind Kindergärtnerinnen ein Vorbild? Werden Zähne geputzt?
  • Einbezug der Eltern
    Werden Eltern in die Kindergartenarbeit einbezogen? Werden sie regelmässig über Fortschritte des Kindes unterrichtet?
  • Förderung
    Werden Kinder gefördert und ermutigt? Gibt es Bedarf zur gezielten Förderung?
  • Ausbildung des Personals
    Wer arbeitet in dem Kindergarten? Wie gut sind die Betreuer ausgebildet?
  • Integration
    Sind ausländische Kinder gut integriert? Gibt es Projekt und Rollenspiele, in denen Kinder das friedliche Miteinander lernen können?

Der Kindergarten wird als Spiel-, Lern- und Lebensraum verstanden, als Ort wo an der Lebenswirklichkeit der Kinder angenknüpft wird und Möglichkeiten zur Vertiefung, Verarbeitung und Erweiterung von Erfahrungen angeboten werden. (Erziehungsdirektion des Kantons Bern 1999)

Neben den öffentlichen Kindergärten gibt es auch eine grosse Anzahl privater Kindergärten. Ihr Angebot ist sehr individuell und reicht von den Kindergärten nach der Pädagogik Rudolf Steiners oder Maria Montessoris über zweisprachige Betreuung, Frühförderung, Tageskindergarten bis zu Waldkindergärten, in denen die Kinder mit einem anerkannten Lehrplan mehr Zeit im Wald verbringen.

Während allerdings in den öffentlichen Kindergärten jedes Kind Anrecht auf einen Platz hat, ist dies bei den privaten Kindergärten nicht der Fall. Aber für welchen Kindergarten sich die Eltern entscheiden: Der unterricht im Kindergarten ist immer etwas Ergänzendes. Es geht darum, die Kinder zu unterstützen und ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen. Denn auch wenn die Kinder den Kindergarten besuchen – die Verantwortung für die Entwicklung tragen letztlich die Eltern.

Weitere Informationen

  1. Der Verband der Kindestagesstätten der Schweiz
  2. Kindergarten.ch – das Portal für KindergärtnerInnen, Eltern und Kinder im Internet

 

Broschüre Kindergarten

Kindergarten Basisstufe - Ein Schritt weiter
Autorinnen: Gaby Schmidli-Morger, Susann Näf, Ursula Häberli-Nef
Wenn ein Kind in den Kindergarten kommt, ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung. Das Kind geht einen Schritt weiter auf seinem Weg zur Selbstständigkeit. In der Broschüre von S&E finden Eltern und Interessierte Antworten auf zentrale Fragen, die vor und während dieser Zeit aktuell sein können.

 

Text: Kathrin Fischer, Mitarbeit: Monika Beluskova

 

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