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Funkelstern, zeig mir den Weg: Eine kleine Adventsgeschichte

Geschichten gehören zur Weihnachtszeit wie das Mailänderli und der Christbaum. Und darum wollen wir Ihnen dieses Jahr eine Geschichte schenken. Die Autorin Nadine Gerber nimmt Sie und Ihre Familie mit auf die wundersame Reise von Max, dem kleinen Fuchs. Viel Spass beim Vorlesen und schöne Weihnachten!

Mitten in der Nacht durchs Schneegestöber: Max, der kleine Fuchs, erlebt ein ganz besonderes Weihnachtswunder. Bild: GettyImages Plus, Ondrej Prosicky

von Nadine Gerber

Max, der kleine Fuchs, streckte sein Näschen vorsichtig aus seinem Bau. Es war dunkel und die Luft war kalt und feucht. Es musste geschneit haben, dachte Max. Eigentlich freute er sich immer über den Schnee. Denn dann konnte er mit seinen Freunden aus dem Wald darin herumtollen. Aber jetzt freute er sich nicht.

Es war der Weihnachtsabend. Aber niemand war da, um mit ihm zu feiern. Im letzten Jahr hatten alle Tiere des Waldes sich getroffen, waren um eine wunderschöne, riesige Tanne getanzt, hatten Lieder gesungen und leckere Sachen gegessen. Aber jetzt war er ganz alleine.

Warum? Er hatte Angst. In seinem ganzen Bau war es dunkel. Es musste etwas Schlimmes geschehen sein. Wo waren seine Eltern? Und seine Freunde?

Vorsichtig schlich er sich aus dem Bau hinaus. Es schneite tatsächlich. Grosse Flocken fielen vom Himmel und bedeckten den Boden mit einer dicken Schicht Weiss. Es gab so viel Schnee, dass Max auch keine Spuren erkennen konnte.

Er setzte Pfote um Pfote in die kalte Masse und hinterliess so die einzigen Abdrücke. Wenn er nur etwas sehen könnte. Er war in seinem Bau eingeschlafen. Mama und Papa hatten etwas für das Festessen suchen wollen. Und dann hatten sie versprochen, ihn abzuholen. Sie waren nicht gekommen. Und er, Max, war doch sooo müde gewesen. Auf einmal glitzerte es hell durch die Baumkronen.

Max blinzelte und guckte nach oben. Ein heller Stern leuchtete am Himmel. Sofort sah die Welt ein bisschen freundlicher aus. Ob der Stern hell genug war, um ihm zu helfen, seine Eltern zu finden?

«Hallo, Max», erklang eine Stimme aus der Dunkelheit. Der kleine Fuchs zuckte zusammen.

Wer redete denn da? «Ich bin es, der helle Stern. Schau mich an.»

Vorsichtig lugte Max wieder in den Himmel und es sah so aus, als würde der Stern noch ein bisschen heller leuchten.

«Sterne können nicht sprechen», erklärte Max logisch. «Ich schon», sagte der Stern. «Ich heisse Funkelstern und ich möchte dir helfen.»

«Warum möchtest du mir helfen?»

«Weisst du das denn nicht? Heute ist Weihnachten. Und da sollte niemand alleine sein.»

Alle sind weg. Mama und Papa und alle anderen Tiere», sagte Max betrübt. «Ich bringe dich zu ihnen», versprach Funkelstern. «Aber wie?» «Folge einfach meinem Licht, dann wirst du alles wissen.»

Max spürte: Das war eine ganz besondere Nacht. Max folgte Funkelsterns Stimme, stapfte durch den tiefen Schnee. Es ging durch das Dickicht, vorbei an grossen, dunklen Baumstämmen, über eine Wiese und sogar einen kleinen Teich entlang. «Warum kannst du sprechen, Funkelstern?», wollte Max wissen.

«Das kann ich nur an Weihnachten», erklärte der leuchtende Stern mit lustiger Stimme. «Dann sorge ich dafür, dass alle Tiere das Glück finden.»

«Alle Tiere?»
«Ja, ihr wollt doch alle zusammen feiern, oder?»
«Die Tiere sind sicher schon alle bei der grossen Tanne.»
«In diesem Jahr nicht», erklärte der Stern. «Die Tiere des Waldes müssen sich an einem anderen Ort versammeln.»

«Warum?»
«Das wirst du gleich sehen, du neugieriger, kleiner Fuchs», lachte Funkelstern.
«Ist das eine Überraschung?»
«Eher ein Geschenk», sagte der Stern geheimnisvoll.

Max überlegte und überlegte. Ein Geschenk? Für ihn? Was konnte das nur sein? Er war nun schon ganz schön lange unterwegs. «Ist es noch weit?», fragte Max nach einer Weile. «Nein», sagte Funkelstern. «Schau doch mal, ich bin schon fast über dir.»

Max schaute nach oben und tatsächlich sah es so aus, als würde der Stern direkt über seinem Kopf funkeln und strahlen. Er blickte sich um. Hier war er noch nie gewesen. «Wo sind wir hier?»
«Noch immer in deinem Wald. Schau, da vorne ist eine kleine Lichtung. Siehst du sie? Da musst du hingehen, kleiner Fuchs.» Max schaute und konnte die Lichtung im funkelnden Licht des Sterns erkennen.

Ich muss mich jetzt von dir verabschieden.» «Warum?» Funkelstern lachte. «Weil ich noch viel zu tun habe. Ihr wollt doch schöne Weihnachten zusammen feiern.» Das Licht des Sterns erlosch ein bisschen. Es war noch immer der schönste und hellste Stern am Himmel, aber er funkelte nicht mehr ganz so schön wie kurz zuvor.

Max richtete seinen Blick nach vorne auf die Lichtung und stapfte die letzten Meter durch den hohen Schnee. Gleich hatte er es geschafft. Was ihn wohl erwarten würde? Er blickte sich um. Da war niemand. Kein einziges Tier.

Wohin hatte Funkelstern ihn nur gebracht? Er kannte nicht einmal mehr den Weg nach Hause. Plötzlich sah er, wie sich etwas bewegte. Es waren zwei Baumstämme, die übereinander lagen, so dass sich darunter eine kleine Höhle bildete. Dort war jemand drin. «Wer ist da?», rief Max mutig.

«Max? Bist das du?», rief eine vertraute Stimme zurück. Ein schöner, grosser Fuchs kam aus der kleinen Höhle heraus auf ihn zugerannt.
«Papa!» Max rannte ebenfalls los. Die beiden waren so stürmisch, dass sie beide in den Schnee kullerten und Papa Max mit seiner langen Zunge überall ableckte.

«Wie hast du uns denn gefunden?», fragte Papa. «Funkelstern hat mir den Weg gezeigt.» Papa verstand nicht, was Max meinte, aber er war froh, dass er gekommen war.

«Komm, ich muss dir jemanden vorstellen», sagte Papa und ging zurück zu der kleinen Höhle unter den Baumstämmen.

Dort lag Mama, ganz erschöpft. Und unter Mamas Bauch lugte ein kleines Füchslein hervor. Es war winzig, viel kleiner als Max.

«Hallo Max», sagte Mama. «Schau, das ist deine kleine Schwester, sie heisst Jana.»
«Deshalb konnten wir nicht nach Hause», erklärte Papa. «Die Geburt ging unterwegs los. Und dann begann es zu schneien. Wir sassen fest.»
«Du hattest bestimmt furchtbare Angst», sagte Mama.
«Es ist schon gut», sagte Max. «Jetzt sind wir ja zusammen.»

Er schnupperte an seiner kleinen Schwester.
«Du bist jetzt ein grosser Bruder», sagte Mama. «Und musst immer auf Jana aufpassen.»
Max guckte das Füchslein an und hatte es schon jetzt sehr lieb. Er war ein grosser Bruder. Das machte ihn sehr stolz.

«Heute ist Weihnachten», sagte Papa. «Heute kommt das Christkind.»
«Ich habe das Christkind doch schon gefunden», sagte Max und alle lachten.
«Es ist nur schade, dass wir nicht bei dem grossen Fest mit allen Tieren dabei sein können», meinte Papa.

Max schaute in den Himmel. Funkelstern begann wieder stärker zu leuchten.

Und plötzlich kamen aus allen Richtungen die Waldtiere auf die Lichtung. Rehe, Hirsche, Hasen, Eichhörnchen, die Frösche aus dem Teich, Eulen, andere Füchse und ein paar Dachse. Funkelstern hatte sie alle zu ihnen geführt. Sie alle freuten sich, dass Jana an Weihnachten geboren worden war. Und so feierten sie gemeinsam auf der Lichtung.

«Das ist das schönste Weihnachten, das ich je hatte», sagte Max glücklich. Und das war es auch.

Über die Autorin

Nadine Gerber träumte schon als kleines Mädchen davon, eines Tages ein Buch zu schreiben. Diesen Traum hat sie sich mittlerweile bereits dreimal erfüllt. Die Geschichte vom kleinen Fuchs und dem Funkelstern hat sie für ihre Kinder geschrieben. Nadine Gerber ist nämlich nicht nur Journalistin und Texterin, sondern auch zweifache Mama.

Weitere Informationen über Nadine Gerber finden Sie hier: www.nadinegerber.ch

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