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Weshalb Bloggerin «Mama on the rocks» keine heile Welt präsentieren möchte

Séverine Bonini aka «Mama on the rocks» erzählt uns, warum Sie einen Familienblog betreibt, wie ihr Alltag mit Beruf, Kindern und dem Schreiben aussieht und verrät, worauf es beim Bloggen ankommt.

Interview mit einer Familienbloggerin.
Selbstständig bloggen mit Kind. Foto: Nadezhda Fedrunova, iStock / Getty Images Plus

Frau Bonini, Sie sind Autorin des Familienblogs «Mama on the rocks». Warum bloggen Sie?

Wenn ich blogge, dann geht es mir besser. Es ist, als würde ich ein Problem «einpacken», ich kann es benennen, es ist raus und das tut mir gut. Natürlich blogge ich auch wegen der Reaktionen, sonst könnte ich genauso gut Zuhause in ein Buch hineinschreiben. Man möchte von der Leserschaft hören: «Wow gut gemacht» oder «Mein Respekt!». Ich denke, dass es ein menschliches Grundbedürfnis ist, gesehen und gehört zu werden.

Vor Ihrer Schwangerschaft waren Sie Gastkolumnistin beim Blick am Abend. Wieso haben Sie das aufgegeben und stattdessen einen Blog gestartet?

Damals habe ich jeden Tag einen Artikel geschrieben und das wurde mir schlichtweg zu viel. Eine Redaktorin meinte dann, ich solle mich doch mit einem Blog versuchen. Das war das erste Mal, dass ich überhaupt etwas vom Bloggen gehört habe. Nach der Geburt meiner Tochter habe ich das alles ziemlich schnell in die Tat umgesetzt und begonnen, auf einem eigenen Blog zu schreiben. Als meine Tochter etwa ein Jahr alt war, begann ich auch über die Mutterschaft zu schreiben.

«Mama on the rocks» – was hat es mit Ihrem Blognamen auf sich?

Ich habe lange überlegt, wie ich meinen Blog nennen soll. Schlussendlich habe ich mich für etwas Amüsantes entschieden, etwas, das zu mir passt. Es ist eine Ableitung von «Whiskey on the rocks». Das trinke ich ab und zu sehr gerne. Ausserdem ist das «on the rocks» auch eine Art Wortspiel. Mütter müssen cool bleiben und sollten nicht die Nerven verlieren.

Zur Person

Familienbloggerin «Mama on the rocks» im Interview.
Foto: zVg

Séverine Bonini ist selbstständige Verlegerin, Journalisitin und Mama von 2 Kindern.

Was möchten Sie Ihren Lesern mit auf den Weg geben?

Mir ist es wichtig, nicht nur eine heile Welt zu präsentieren. Ich möchte meine Leser hinter die Fassaden blicken lassen. Was für Probleme treten im Alltag mit Kindern auf? Ich würde mich nicht als typische Instagram-Mama beschreiben, die nur schöne Bilder postet. Seit meine Tochter im Kindergarten ist, hat sich zudem alles ein wenig verändert. Da mein Blog bei uns im Dorf bekannt ist, ist es wichtig meine Kinder vor Hänseleien zu schützen. Heute schreibe ich mehr aus meiner Perspektive als berufstätige Mutter.

Sie haben auf Ihrem Blog Ihre Kooperationspartner aufgelistet. Was sollten Blogger bei der Zusammenarbeit mit Werbepartnern beachten?

Aus Erfahrung bin ich da knallhart. Ich deklariere jede Werbung und wenn der Kunde das nicht möchte, dann sage ich ganz einfach ab. Fremdtexte nehme ich nicht an, alle Texte auf meinem Blog sind von mir geschrieben. Ausserdem vertrete ich immer meine Meinung, das heisst, dass ich auch kritische Texte zu Produkten verfasse. Allerdings schicke ich die dann zuerst an den Kunden und erkläre dem, was nicht gut war. Für mich ist es nicht vereinbar, sich authentisch zu nennen, aber dann für Produkte zu werben, bei denen man denkt: «So ein Quatsch!» – in so einem Fall würde ich absagen. Ich muss wirklich von dem Produkt überzeugt sein. Eine angemessene Bezahlung spielt natürlich auch eine Rolle, die Zeit, die ich investiere, muss sich rentieren. Aufgrund von meinen strengen Richtlinien habe ich zwar nicht viele Kooperationspartner, aber mir geht es persönlich besser damit.

Lesen Sie selbst Blogs von anderen?

Früher habe ich mehr gelesen als heute, allerdings gab es da noch nicht viele Blogs. Mittlerweile gibt es so viele, dass man die Übersicht verliert. Dennoch lese ich jeden Tag andere Blogs. Mein Hauptmedium neben dem Blog ist Twitter, alles was mir da reingespielt wird und ich interessant finde, lese ich.

Sie sind Bloggerin und Unternehmerin, wie sieht Ihr Alltag aus?

Berufstätige Mutter zu sein bedeutet für mich, selbstständig im Homeoffice zu arbeiten. Ich betreibe meine eigene Firma, das heisst, ich muss mein Geschäft um meine Kinder herum planen. Früher bin ich vom Aargau nach Zürich zur Arbeit gependelt, aber mit zwei Kindern war das logistisch nicht mehr möglich. Dass ich Zuhause arbeite ist sehr vorteilhaft, gerade wenn ein Kind krank wird oder Sonstiges ansteht, bin ich vor Ort. Trotzdem ist es eine Herausforderung zu arbeiten und Kinder zu haben. Homeoffice war für mich die beste Lösung.

Wie sehen Sie die Familienblogger Szene in der Schweiz?

Früher war die Szene in Deutschland viel fortgeschrittener als in der Schweiz. In der Schweiz war es so, dass jeder in seinem Gärtchen vor sich hin geschrieben hat und sich nicht sehen oder austauschen konnte. Aus diesem Grund habe ich 2016 die Swiss Blog Family ins Leben gerufen. Seither hat sich viel getan, es gibt zum Beispiel auch das Netzwerk der Schweizer Familienblogger, das sich für die Belange der Familienblogger stark macht.

Was hat es mit der Swiss Blog Family auf sich?

Die Swiss Blog Family ist der Schweizer Bloggerkongress, bei dem nicht nur den grossen, sondern auch kleineren Bloggern ein Gesicht gegeben wird. Man trifft sich seit 2016 einmal im Jahr und tauscht sich untereinander aus, vernetzt sich. In Vorträgen und Workshops bilden sich die Bloggenden weiter. Der Kongress ist aus dem Bloggen selbst heraus entstanden, dahinter steckt keine Agentur. 

Wie wird sich die Szene Ihrer Ansicht nach in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Das ist jetzt eher Wahrsagerei, aber was ich sehe, ist eine Entwicklung seitens der Medien. Der Begriff «Influencer» wird sich eher auf Instagram-Blogger beziehen, die für Produkte auf ihrem Instagram-Profil werben. Die Blogger werden sich eher «back to the roots» entwickeln, sodass der Fokus auf dem Erzählen von Geschichten liegen wird und sich differenziert von der Schnelllebigkeit von Bildern auf Instagram. Dann wird sich die Frage stellen, wen Medien zukünftig noch als Influencer definieren.

Was halten Sie vom Swiss-Influencer-Award, der 2019 zum ersten Mal hierzulande stattfindet? Gekürt werden die Social-Media-Stars der Schweiz. Ist es für Familienblogger Ihrer Meinung nach erstrebenswert, daran teilzunehmen?

Das geht total an mir vorbei, für mich ist es nicht erstrebenswert. Mir geht es als Bloggerin nicht darum, irgendwelche Produkte zu promoten und damit Geld zu verdienen. Es gibt Blogger, die wirklich finanziell davon leben, aber ich gehöre nicht dazu. Der Ursprung des Bloggens gerade für Eltern ist, sich bei Problemen zu helfen und zu merken, dass man nicht alleine ist, dass das alles der normale Wahnsinn ist – sich auszutauschen und davon zu profitieren.

Séverine Boninis Tipps für angehende Familienblogger:

Worauf muss ich achten, wenn ich einen Familienblog starte?

  • Schreiben, schreiben, schreiben
  • Es geht um guten Inhalt
  • Es muss Spass machen
  • Aber: Kinder schützen! (Das Internet vergisst nie)
  • Interaktion mit anderen auch auf Social Media
  • Ausprobieren, nicht sofort suchmaschinenoptimiert schreiben
  • Kooperationen sollten nicht das Ziel, sondern ein Nebeneffekt des Bloggens sein
  • Austausch mit anderen Bloggern suchen

Welches Content-Management-System empfehlen Sie?

  • WordPress

Wie oft sollte man etwas posten?

  • So oft wie möglich, bestenfalls 2-3-mal pro Woche

Persönliche Empfehlung von «Mama on the rocks»:

Wichtige weiterführende Infos für angehende Blogger:

Swiss Blog Family 
Bloggerkongress
Organisatoren: Séverine Bonini, Martin Rechsteiner, Claudia Hamer und Muriel Urech Tsamis

Schweizer Familienblogs
Netzwerk von Familienbloggern
Organisatoren: Rita Angelone und Jérôme Lacourrège

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