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Wenn das Baby zwar mit dem Köfpchen im Becken, aber mit dem Gesicht nach vorne im Bauch liegt, spricht man von einem Sternengucker-Baby. Dies weil das Baby gegen den Himmel zu schauen scheint. Mamas mit einem Sternengucker Baby müssen sich in vielen Fällen auf eine anstrengerendere Geburt einstellen. Aber Sternengucker sind selten: Denn viele Babys drehen sich vor oder während der Geburt doch noch. Es gibt verschiedenene Übungen, die helfen. Wir zeigen Ihnen welche und erklären, was Sie sonst noch über Sternengucker wissen müssen.
Ist Ihr Kind ein Sternengucker? Ob das Kind in der hinteren Hinterhauptslage liegt, kann die Gynäkologin beim Ultraschall feststellen. Bild: GettyImages Plus, gorodenkoff
Ihr Baby ist ein Sternengucker, sagt die Ärztin bei der Kontrolluntersuchung. Das mag schön tönen, kann aber für Schwierigkeiten sorgen, fügt sie an. Was ist ein sogennantes Sternengucker-Kind und was bedeutet es für die Schwangerschaft und Geburt?
Sterngucker – diesen Namen erhalten nur wenige Babys. Hebamme Franziska Zumbrunn, Geschäftsleiterin des Geburtshauses Ambra in Wittinsburg im Kanton Basel-Landschaft, erklärt den Ausdruck wie folgt: «Ein Sterngucker-Baby ist ein Kind, das bei der Geburt mit dem Kopf nach unten liegt und jedoch – falls die Frau in Rückenlage gebären würde – nach oben Richtung Himmel schaut.» Der Fachausdruck für die Sternengucker-Lage ist hintere Hinterhauptslage.
Wenn ein Baby in der Hinteren Hinterhauptslage liegt, hat es sich zwar in die Schädellage gedreht, die eigentlich als günstig für die Geburt gilt. Doch es wendet seinen Rücken nicht dem Bauch, sondern dem Rücken der Mutter zu. Sein Näschen zeigt also nicht zum Rücken, sondern zum Bauch der Mutter. Manche Babys neigen schon vor der Geburt zur Sterngucker-Lage. Doch meist wird ein Baby erst während der Geburt zum Sterngucker.
Sternenkinder Babys gelten als selten. Etwa 0,5 bis zwei Prozent der Babys sollen Sterngucker sein. «Im Geburtshaus zählen wir zu Beginn der Geburt etwa drei Sternengucker unter 60 Geburten», sagt Franziska Zumbrunn.
Dass nur wenige Babys in der Hinteren Hinterhauptslage den Geburtskanal passieren, ist der Grund für einen Mythos: Sternengucker-Babys gelten als etwas Besonderes. Worin ihre Besonderheit besteht, ist allerdings nicht bekannt. Manchmal wird ihnen nachgesagt, im Leben viel Glück zu haben.
Wenn Sie ein Sternengucker-Baby haben, müssten Sie sich erstmal keine Sorgen machen. Fragen Sie im Zweifelsfalle Ihre Hebamme oder Gynäkologin nach Übungen und alternativen Behandlungsmöglichkeiten wie Akupunktur. Wir zeigen Ihnen ausserdem hier einige Übungen, die helfen, das Baby noch zu drehen. Das Baby kann sich vor wie auch während der Geburt noch in die korrekte Lage drehen.
Normalerweise liegt das Baby in der Vorderen Hinterhauptslage genannt. Dann ist der Rücken zum Bauch der Mutter gewandt. Das Gesicht zeigt nach hinten zum Kreuzbein bzw. Steissbein der Mutter. Franziska Zumbrunn: «Das Hinterhaupt des Kopfes ist dann in der Führungslinie, dies ist somit der kleinste Umfang des Kopfes.» In dieser günstigen Geburtsposition kann sich das Kind besonders gut durch den Geburtskanal schieben. Das Kinn ist dabei zur Brust geschoben. Seinen Kopf schiebt das Baby dann nach draussen, indem es seinen Kopf nach vorne beugt.
Weil ein Sternengucker-Baby anders herum liegt, kann es den Kopf nicht so halten, dass er im Geburtskanal einen möglichst kleinen Durchmesser einnimmt. Der Kopf braucht also mehr Platz. Lisanne Halbeisen: «Ausserdem kann sich das Sterngucker-Baby nicht durch Nackenstreckung nach draussen schieben. Stattdessen muss es sich beugen.»
Sternengucker leiden häufiger unter dem KISS-Syndrom heisst es auf einigen Seiten. Das KiSS-Syndrom ist eine Fehlstellung der ersten beiden Halswirbel, die als Ursache vieler Entwicklungsstörungen bei Kindern gilt. Das allerdings ist wissenschaftlich nicht belegt.«Jedoch unbeachtet wie ein Kind geboren wird, ist eine Behandlung der Körperhaltung grundsätzlich empfehlenswert, um das Wohlbefinden des Babys zu unterstützen», sagt Franziska Zumbrunn. Dies ist zum Beispiel bei einem Osteopathen möglich.
Ein Sternengucker Baby kann sich jederzeit wieder in eine günstigere Position wenden – sowohl vor der Geburt als auch während der Geburt, darauf weist Lisanne Halbeisen, Hebamme vom Geburtshaus Nordstern vom KSA aus Rupperswil hin.
1 Vierfüsslerstand: «Wenn sich die Mutter in den Vierfüsslerstand begibt, kann der Rücken vom Kind nach vorn rutschen», erklärt Lisanne Halbeisen.
2 Ab ins Wasser! Auch beim Schwimmen habe das Kind Gelegenheit, sich in eine gute Geburtslage zu begeben, so die Hebamme.
3 Beckenkreisen: Kreisende Bewegungen mit dem Becken können das Baby veranlassen, sich in die Vordere Hinterhauptslage zu drehen.
4 Keine Sofahaltung: «Mütter sollten in den letzten Wochen der Schwangerschaft nicht zu lange in der typischen Sofahaltung sitzen», sagt Franziska Zumbrunn. Das Becken sollte möglichst nicht nach hinten gekippt sein, weil diese Haltung dem Baby wenig Platz bietet, sich zu bewegen. «Wenn sie das Becken gerade halten, also nicht schief zu einer Seite hin, kann das Baby besser ins Becken rutschen.»
5 Seitenlage oder aufrecht sitzen: Bequem geht es trotzdem. Lisanne Halbeisen empfiehlt die Seitenlage für alle, die nicht längere Zeit aufrecht sitzen wollen.
Mit bestimmten Übungen wie dem Vierfüsser-Stand können Sie ein Sternengucker-Baby zum Drehen motivieren. Bild: GettyImages Plus, Ridofranz
1 Einlauf: «Die Entleerung des Darms verschafft dem Kind mehr Platz, sich zu drehen, erklärt Lisanne Halbeisen.
2 Lagerung: Die Mutter auf alle Viere zu lagern, kann das Kind ebenfalls dazu bringen, den Rücken zu drehen.
3 Entspannung: «Muskulatur weich machen und Blockaden im Sakralgelenk lösen», nennt Lisanne Halbeisen als weitere Möglichkeit, das Kind zum Drehen zu veranlassen.
Besondere Risiken durch die seltene Lage wird einer Sterngucker-Geburt nicht nachgesagt. «Es gibt zwar Sterngucker, die problemlos kommen, aber in vielen Fällen wird die Geburt anstrengender», sagt Lisanne Halbeisen.
Sterngucker-Babys brauchen nicht grundsätzlich einen Kaiserschnitt, um auf die Welt zu kommen. «Es gibt jedoch immer wieder Kaiserschnitte, wenn das Kind nicht nach unten rutschen kann», berichtet Franziska Zumbrunn.