Farbenfrohes Handwerk – Papier marmorieren
Papier marmorieren ist eine uralte Technik, und dennoch ist dieses Handwerk bei jungen und älteren Künstlern beliebt. In dieser Anleitung zeigen wir, wie Papier marmorieren geht.
Ein Gastbeitrag von Yvonne Tschopp*
Farben, die ineinander verlaufen, schwungvolle Formen, Fantasiewelten oder abstrakte Zeichnungen. Das kann beim Papier marmorieren entstehen. Sie müssen kein Picasso sein, um farbenprächtige Bilder zu schaffen. Beim Marmorieren geht es um Kreativität und Spass.
Das brauchen Sie
- Marmorierfarben, zum Beispiel von Ascocolor
- Marmoriergrund, zum Beispiel von Gelasco
- Verdünner, zum Beispiel von Gelasco
- Pipetten
- Schwingbesen
- Holzstäbchen
- Ein Kamm
- Ein flaches Becken mit Deckel, beispielsweise einen Rakobehälter von etwa 5 Zentimetern Höhe. Die Breite können Sie selbst bestimmen, je nach Grösse des zu marmorierenden Papiers.
- Weisses Papier zwischen 120 und 220 Gramm/m2
Vorbereitung zum Papier marmorieren
Den Marmoriergrund müssen Sie folgendermassen ansetzen: Etwa 5 Liter Wasser und 4 Esslöffel Gelascopulver ins Becken füllen. Mit dem Schwingbesen alles miteinander verrühren. Es wird einige Klumpen geben, die aber innerhalb 12 Stunden verschwinden. Am besten also den Marmoriergrund einen Tag vorher vorbereiten. Der Grund ist gebrauchsfertig, wenn das Wasser sich in eine glasklare, gelartige Masse verwandelt hat. Den Grund können Sie zwei bis drei Wochen im Behälter aufbewahren.
Der Marmoriergrund und die öligen Farben haben zwar keine Tendenz zu spritzen, trotzdem empfehlen wir Ihnen, eine Schürze zu tragen. Die Farben sind nicht wasserlöslich, darum lassen sie sich nur mit Aceton wieder entfernen. Arbeiten Sie neben einem Wasserhahn und legen Sie ein Becken sowie eine flache Platte in der Grösse Ihres Papiers oder einen Rako-Deckel bereit.
So geht es
Schritt 1: Um die Farben tropfenweise auf den Marmoriergrund zu geben, verwenden Sie Pipetten. Bei einer Grösse von A4 benötigt ein kräftiges Bild mit drei Farben etwa 5 Tropfen pro Farbe. Zuviel Farbe sinkt und kommt später unkontrolliert wieder hoch. Mit weniger Farbe entsteht ein Pastell-Bild. Interessant ist, dass sich nicht jede Farbe gleich verhält. Blau und Gelb verteilen sich sofort auf der ganzen Fläche. Violet wächst langsam, andere Farben ergeben nur einen Punkt.
Schritt 2: Mit den Holzstäbchen oder einem Kamm zeichnen Sie Muster. Mit dem Kamm sollte man sorgfältig und langsam arbeiten, damit sich die Farben nicht allzu stark mischen. Ansonsten wird alles braun und grau. Mit dem Holzstäbchen können Sie schnelle Bewegungen machen, so entstehen schwungvolle Muster, die sich auf dem Grund selber weiter drehen. Seien Sie kreativ, aber versuchen Sie, Luftbläschen zu vermeiden.
Schritt 3: Nun zum Werkstoff, den es zu marmorieren gilt. Verwenden Sie das vorbereitete Papier von 120 bis 220 Gramm pro Quadratmeter. Zu leichtes Papier verzieht sich sofort, zu schweres lässt sich nicht schön biegen. Legen Sie es von einer Ecke aus langsam abrollend auf den Mamoriergrund. Es dürfen keine Luftbläschen zwischen Papier und Grund kommen, weil an diesen Stellen die Farbe nicht aufs Papier gelangt. Alle Ränder und Ecken sorgfältig ausstreichen. Zu beachten ist, dass die Farbe möglichst nicht auf die Rückseite des Papiers schwappt, ansonsten sieht es unsauber aus.
Schritt 4: Nun nehmen Sie das Papier vorsichtig raus und legen es mit der Farbe nach oben auf die vorbereitete Platte oder den Deckel. Mit der Brause die Farbe nur kurz abwaschen. Die Farbe ist unempfindlich, doch das Papier mag das lange Wasserbad nicht. Zum Trocknen legen Sie das fertige Papier auf ein Gitter oder einen Windelständer oder hängen es an einer Schnur auf.
Schritt 5: Wenn das Papier trocken ist, können gewellte Stellen auftreten. Um diese zu glätten, verwenden Sie eine Bügelpresse oder ein Bügeleisen. Dazu legen Sie das Papier auf einen Filz und darüber ein Tuch.
Zur Person
* Die Gastautorin Yvonne Tschopp ist Mitglied des Vereins Weiss- und Schwarzkunst. Sie ist gelernte typografische Gestalterin und arbeitete mehrere Jahre in typografischen Ateliers und in der Druckvorstufe bei Zeitungsverlagen. Der Verein Weiss- und Schwarzkunst bietet im eigenen Atelier in Hochdorf (LU) Kurse rund um das Kunsthandwerk mit Papier an. Der Verein bietet neben den Handwerkskursen auch Führungen durch die traditionelle Buchdruckwerkstatt an, wo man alles über die Handsetzerei und Zeilengiessmaschine lernt. Die Mitarbeiter von Weiss- und Schwarzkunst kommen aus der grafischen Branche und kommen aus unterschiedlichen Generationen. Mit dem Verein wollen sie das alte Wissen rund ums Papier und die Papierverarbeitung aufrechterhalten und weitervermitteln.