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Wenn Mädchen richtig reiten lernen wollen

«Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde». Diesen Satz würden die meisten Mädchen, vor allem zu Beginn der Pubertät, sofort unterschreiben. Ihr grösster Traum ist es, richtig reiten zu lernen. Damit das Reiten langfristig Spass macht, gilt es, auf einige Sicherheitsaspekte zu achten.

Viele Mädchen wollen reiten lernen.
Wer einmal auf dem Rücken eines Pferdes sass, will oft nie mehr herunter. Foto: Alexia_Khrushcheva, iStock, Thinkstock

An den Wänden Pferdeposter. Auf dem Bett Pferdezeitschriften. Auf dem T-Shirt Ponybilder. Es ist keine Frage, dass Pferde die ganz grosse Liebe vieler junger Mädchen sind. Ihr grösster Traum ist es, richtig reiten zu lernen. So reiten rund acht Prozent der zehn- bis 14jährigen mindestens gelegentlich, berichtet die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). «Was ist es, was Mädchen so an Pferden fasziniert?» fragen sich viele Eltern.

Das Pferd – das letzte Kuscheltier

Harald Euler hat sich wissenschaftlich mit pferdevernarrten Mädchen auseinander gesetzt. «Mädchen neigen dazu, die Beziehung zum Pferd zu idealisieren », erklärt der Evolutionspsychologe. Sie sähen in ihm einen einzigartigen und existentiell wichtigen Freund fürs Leben, der ihnen Sicherheit und Geborgenheit vermittelt – in einer Zeit, in der sie beginnen, sich vom Elternhaus abzulösen. Euler: «Das Pferd ist das ultimative Kuscheltier, das grösste, schönste und letzte.» Sich um das Pferd kümmern und reiten lernen zu können, gäbe Mädchen tiefe innere Zufriedenheit. «Ausserdem erfüllt der Umgang mit dem Pferd die Sehnsucht nach unverfälschtem Naturerlebnis und bewältigbarem Abenteuer.»

Reiten lernen ist unfallträchtig

Viele Eltern tun sich schwer, ihren Töchtern den grossen Wunsch, richtig reiten zu lernen, zu erfüllen. Denn Reiten, so heisst es immer wieder, ist ein besonders gefährlicher Sport. Fühlen sich Pferde bedroht, treten sie ganz plötzlich die Flucht an. Dabei können sie Geschwindigkeiten von bis zu 65 Stundenkilometern erreichen. Besteht keine Fluchtmöglichkeit, verteidigen sich Pferde mit Huftritten. «Pferde sind Lebewesen und kein Sportgerät. Das macht sie unberechenbar», sagte jüngst der Sprecher der bfu, Rolf Moning, in einem Interview mit dem SRF, Schweizer Radio und Fernsehen.

Jährlich verletzen sich rund 8.000 Menschen in der Schweiz beim Umgang mit Pferden und Reiten so schwer, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Beinahe 40 Prozent der Verletzten sind Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. Diese traurige Bilanz zog die bfu nach einer Sicherheitsanalyse zum Pferdesport in der Schweiz. 29 Unfälle endeten seit dem Jahr 2000 tödlich. «Die meisten Verletzungen und tödlichen Unfälle ereignen sich beim Reiten, hauptsächlich in Folge von Stürzen vom Pferd», so die bfu.

Richtig reiten lernen: So lassen sich Gefahren minimieren

Viele Unfälle beim Umgang mit Pferden und beim Reiten entstehen, weil Kinder nicht wissen, wie sie sich vor Gefahren schützen können und in schwierigen Situationen falsch reagieren. Wichtig ist deshalb, dass Eltern den Reitstall, in dem ihre Tochter reiten lernen soll, gut überprüfen. In einem guten Reitstall sind dem Personal die Gefahren bewusst, die von Pferden ausgehen können. Entsprechend werden die Kinder geschult. Wie putze ich ein Pferd? Wie viel Mindestabstand ist von Pferd zu Pferd in der Stallgasse sinnvoll? Wie betrete ich eine Pferdebox? Wie gehe ich von hinten an einem Pferd vorbei? Mädchen, die mit Pferden umgehen, sollten die Antworten nicht nur kennen. Sie sollten auch immer wieder daran erinnert werden, Sicherheitsregeln einzuhalten.

Eine wichtige Voraussetzung für einen guten Reitunterricht besteht darin, dass sich in der Reithalle nicht zu viele Pferde tummeln. Pferde, die sich nicht aus dem Weg gehen können, reagieren mit Aggressionen wie Beissen, Treten und Bocken aufeinander. Dabei können sich Reiter leicht verletzen. Nach einem langen Winter sticht die Pferde im Frühling oft der Hafer. Verantwortungsbewusste Reitlehrer unternehmen mit Anfängern dann keine Ausritte.

Richtig Reiten lernen in guter Reitschule

Ein kompetenter Reitbetrieb ist unter anderem an der fachgerechten Haltung der Pferde zu erkennen:

  • Die Tiere haben genügend Auslauf.
  • Der Stall/die Anlage ist sauber und aufgeräumt.
  • Der Reitbetrieb oder Verein verfügt über einen eingezäunten Reitplatz und/oder eine Reithalle.
  • Es stehen Pferde und Ponys in verschiedenen Grössen zur Verfügung.
  • Die Pferde sind gesund, gepflegt und die Ausrüstung ist passend.
  • Das Wichtigste zum Schluss: Die Lehrpersonen sind gut ausgebildet.

(Quelle: Broschüre der bfu: «Reiten. Sicher im Sattel und im Umgang mit dem Pferd»)

Wer reiten lernen will, braucht die richtige Ausrüstung.

Die richtige Reit-Ausrüstung schützt vor Verletzungen. Foto: Dušan Kostic, iStock, Thinkstock

Richtig reiten lernen dank kompetenten Reitunterrichts

Eine Reithalle voller Pferde, in der Mitte ein überforderter, nicht ausgebildeter Reitlehrer - dieses Bild bieten viele Reitschulen. Wer für solchen Unterricht Geld ausgibt, gibt es umsonst aus. Denn zum einen lässt sich in einer Reithalle mit vielen Pferden nicht richtig reiten lernen, weil die Pferde aufgrund des Platzmangels fast nur hintereinander her laufen können. Zum anderen kann ein nicht gut ausgebildeter Reitlehrer nur bedingt den Schülern helfen, reiten zu lernen. Reitlehrer mit in der Schweiz anerkannter Ausbildung tragen die Bezeichnung SVPS. Das bedeutet, die Ausbildung ist vom Schweizerischer Verband für Pferdesport anerkannt.

Reiten lernen: Die Kosten

Zu Beginn der Reitstunden steht am Anfang Longenunterricht. Hier bekommt das Kind ein Gefühl für die Bewegungen des Pferdes, lernt, richtig zu sitzen und die Balance in Trab und im Galopp zu halten. Longenunterricht ist Einzelunterricht. Der schweizerische Verband für Berufsreiter und Reitschulbesitzer (SVBR) schlägt für eine halbe Stunde einen Preis von 40 Franken vor. Für Kinder und Jugendliche wird jedoch meist weniger verlangt. Für den anschliessenden Reitunterricht mit anderen Pferden und Kindern in der Halle empfiehlt der SVBR einen Preis von 40 Franken für 50 Minuten. Die meisten Reitschulen bieten Zehnerkarten an, so dass die Kosten im Endeffekt preiswerter ausfallen.

Die Reitschule, die besonders preiswert Reitunterricht anbietet, ist nicht unbedingt die beste Reitschule. Denn wichtig ist, dass die Pferde gut gehalten, die Ausstattung sinnvoll und die engagierten Reitlehrer gut sind. All das sind Kosten, die Reitschulen an ihre Schüler weitergeben.

Eine gute Reit-Ausrüstung schützt vor Verletzungen:

  • Wirbelsäulenschutz: Die bfu rät zu einer gut angepassten, bequemen Schutzweste, die vor Verletzungen des Rumpfs schützt und die Bezeichnung EN 13158 aufweist.
  • Helm: Wichtig ist, dass der Reithelm gut passt und die Bezeichnung EN 1384 trägt.
  • Reitstiefel: Zum Reiten sind über die Knöchel reichende Schuhe mit Absatz und glatter Sohle nötig, am besten Reitstiefel oder Bottinen/Stiefeletten, die mit Mini-Chaps ergänzt werden.
  • Reithose: Die Reithose sollte anliegen, elastisch und faltenfrei sein
  • Reithandschuhe: Reithandschuhe schützen die Hände davor, vom Zügel aufgescheuert zu werden.

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