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Hat mein Kind eine Laktoseintoleranz? Zehn Fragen, zehn Antworten

Ihr Kind leidet immer wieder unter Blähungen und Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen? Vielleicht steckt eine Laktoseintoleranz dahinter. Hier erfahfren Sie alles, was Sie wissen müssen.

Laktoseintoleranz bei Kindern kann für Unsicherheiten sorgen.
Bauchweh nach Milchkonsum? Ihr Kind könnte eine Laktoseintoleranz haben. Foto: anitnov, iStock, Getty Images Plus

Tatjana weint. Sie hat Bauchschmerzen. Ihr Bauch ist hart und wie aufgepumpt. Gleichzeitig hat sie unangenehme Blähungen. Immer wieder treten diese Symptome auf, hin und wieder auch Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Was steckt dahinter? Vielleicht eine Laktoseintoleranz? Wir haben die zehn wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema gesammelt. Hier gelangen Sie direkt zu den Tipps für eine laktosearme Ernährung.

Laktoseintoleranz: Zehn Fragen und Antworten

1 Woher kommen die Bauchschmerzen?

Hinter solchen Symptomen kann eine Laktoseintoleranz stecken. Laktoseintoleranz ist sehr verbreitet. Laut dem «aha! Allergiezentrum Schweiz» leidet ungefähr jede fünfte Person in der Schweiz an einer Laktoseintoleranz.

2 Was ist Laktose eigentlich?

Laktose ist ein Zweifachzucker, der in der Milch von Säugetieren enthalten ist, ein Milchzucker also. Laktose ist ein Energielieferant und Energiespeicher, der auch die Aufnahme des Mineralstoffs Calcium unterstützt.

3 Und was ist eine Laktoseintoleranz?

Der Körper braucht das Verdauungsenzym Laktase, um die Laktose in Schleimzucker (Galaktose) und Traubenzucker (Glukose) zu spalten. Wenn nun der Körper aber keine oder kaum Laktase produziert, finden die Bestandteile der Laktose im Dünndarm nicht den Weg ins Blut. Stattdessen wandert die Laktose weiter in den Dickdarm. Dort vergären nun Bakterien den Milchzucker. Die typischen Probleme beginnen: Gase entstehen und Wasser sammelt sich an.

4 Können schön Babys eine Laktoseintoleranz haben?

In den meisten Fällen entwickelt sich eine Laktoseintoleranz erst im Lauf der Kindheit – bei Kindern, die in Europa leben, meist ab einem Alter von fünf Jahren. Nur bei einer angeborenen Unverträglichkeit, der Alaktasie, vertragen Babys keinen Milchzucker und damit auch keine Muttermilch. Das ist allerdings ausgesprochen selten. Eine laktosefreie Spezialnahrung, vom Arzt verordnet, ist dann die Lösung.

5 Wie lässt sich eine Laktoseintoleranz feststellen?

Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Erbrechen – das sind Symptome, die Eltern für ihr Kind möglichst schriftlich festhalten sollten. Wann treten die Symptome auf? Was hat das Kind gegessen? Um welche Symptome handelt es sich genau? Mit Hilfe solcher Angaben bekommt der Arzt wichtige Anhaltspunkte. Denn die Ursachen können unterschiedlich sein.

Mögliche Auslöser sind neben einer Laktoseintoleranz zum Beispiel eine Fruktosemalabsorption, Zöliakie oder eine Milcheiweiss-Allergie. «Wird der Verdacht einer Laktoseintoleranz durch die Anamnese erhärtet, sollte unter Anleitung einer Fachperson während zwei Wochen eine streng laktosefreie Diät eingehalten werden», erklärt die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung. Auch mit dem Wasserstoff-Atemtest lässt sich eine Laktoseintoleranz feststellen.

6 Ist Milch generell schlecht?

Immer wieder steht Milch in Verdacht, ungesund zu sein. Ein Team um den Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen vermutet, dass Kuhmilch und auch Rindfleisch chronische Entzündungen auslösen können, sodass Dickdarm-, Brust- und Prostatakrebs wahrscheinlicher werden. Auf Milch zu verzichten, ist aber unnötig. Denn eine solche Infektion nach dem Stand der heutigen Forschung nur bei Babys möglich und nur dann, wenn sie zum ersten Mal Kuhmilchprodukte zu sich nehmen. Mütter, die ihr Baby möglichst lange stillen, bieten ihrem Kind die beste Prävention. Denn die Laktose der Muttermilch schützt vor den Erregern. 

7 Welche Ersatzprodukte gibt es?

Laktoseintoleranz ist in der Regel leicht zu behandeln, denn es gibt gute Ersatzprodukte. Am einfachsten ist es, Milch und Joghurt, Quark und Rahm ohne Laktose zu kaufen – im Supermarkt, Detail- oder Fachhandel. In diesen Produkten wurde die Laktose bereits gespalten. Übrigens: Laktosefreie Milch schmeckt je nach Verfahren etwas süsser! Wer auf das Schweizer Allergie Gütesiegel achtet, hat die Sicherheit, dass unabhängige Stellen das Produkt geprüft haben.

8 Und was ist mit pflanzlicher Milch?

«Eine weitere Alternative bei Laktoseintoleranz bieten pflanzliche Milchersatzprodukte wie zum Beispiel Reisdrink», darauf weist die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung hin. «Weil diese Produkte natürlicherweise praktisch kein Calcium enthalten, sollte man immer die angereicherte Variante wählen.» Die Preise in den Super- und Biomärkten schwanken – je nach Anbieter, liegen aber tendenziell höher als bei Kuhmilch. Was schmeckt, gilt es herauszufinden.

9 Muss jetzt alles laktosefrei sein?

Nicht unbedingt. Denn Laktoseintoleranz ist meist keine generelle Unverträglichkeit – zum Glück. Das heisst, in diesen Fällen muss das Kind nicht komplett auf Milch und Milchprodukte verzichten. Die Menge macht’s. So können viele Kinder trotz Laktoseintoleranz ruhig mal ein Milcheis essen. Nur wenn ein ausgeprägter Laktasemangel vorliegt, der angeboren und genetisch bedingt ist, ist eine vollkommen laktosefreie Diät wichtig. Letztendlich aber gilt: Wieviel Laktose verträglich ist, ist individuell verschieden.

10 Welche Tipps gibt es zur laktosearmen Ernährung?

  • Laktose wird in der Regel besser vertragen, wenn gleichzeitig fett- oder eiweissreiche Nahrungsmittel gegessen werden.
  • Reifer Käse wird oft gut vertragen, denn während des Reifungsprozesses wird der grösste Teil der Laktose durch Bakterien abgebaut.
  • Butter enthält nur Spuren von Laktose und ist daher gut verträglich.
  • Sauermilchprodukte enthalten weniger Milchzucker als reine Milch, weil die Bakterien bei der Milchsäuerung die Laktose in Milchsäure umwandeln.
  • Es besteht die Möglichkeit, das fehlende Enzym Laktase in Form von Kapseln oder Tabletten einzunehmen.

(Quelle: aha! Allergiezentrum Schweiz)

Eine Betroffene erzählt von Laktoseintoleranz

Laktoseintoleran, das Buch zum Thema

In ihrem Kinderbuch «Laktose ... Was?», erschienen im Herzli-Verlag, erzählt Sarah Karimi, wie die kleine Emelie dem Grund für ihre Bauchschmerzen auf die Spur kommt. Sie hat eine Laktoseintoleranz und stellt sich natürlich viele Fragen. Die Autorin verträgt selbst keine Laktose und sagt, es habe lange gedauert, bis das festgestellt worden sei. Mit ihrem Buch möchte sie auf unterhaltsame Art Aufklärungsarbeit leisten. 

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