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Wenn das Kind schlecht hört: Oft steckt ein Paukenerguss dahinter

Der Paukenerguss – verursacht durch ein Sekret hinter dem Trommelfell, das nicht abfliessen kann – gehört zu den häufigsten Ohrenerkrankungen. Vor allem Kleinkinder sind betroffen.

Mit einem Paukenerguss kann das Kind nur noch schlecht hören.
Besonders Kleinkinder sind von Paukenergüssen betroffen. Foto: Hermes Rivera, Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell ansammelt, spricht man von einem Paukenerguss.
  • Betroffen sind vor allem Kleinkinder.
  • Die Kinder hören aufgrund eines Paukenergusses oft sehr schlecht, was die Sprachentwicklung beeinträchtigen kann.
  • Symptome und Ursachen können auf verschiedene Art gelindert werden.
  • Eine Operation mit Trommelfellschnitt und Paukendrainage kann besonders bei langfristigen Fällen helfen. 

Seit einiger Zeit scheint das Kind nicht recht zu hören. Es reagiert nicht, wenn es an der Tür klingelt, das Handy bimmelt oder es gerufen wird. Den Eltern fällt auch auf, dass das Kind selbst lauter als üblich spricht.

Ursache: Paukenerguss

Besonders häufig liegt die Ursache für eine solche Hörstörung hinter dem Trommelfell. Wenn sich dort Flüssigkeit angesammelt hat, die nicht abfliessen kann, hat das Kind einen Paukenerguss.

Der Paukenerguss tut dem Kind zwar in der Regel zum Glück nicht weh, kann aber einen gewissen Druck aufs Ohr ausüben. Vor allem aber stört er das Trommelfell bei seiner Aufgabe, Schallwellen weiter zu leiten. Eine Behandlung ist aufgrund der unangenehmen Symptome also ratsam.

Wie ein Paukenerguss entsteht

Normalerweise verbindet die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum und belüftet es auf diese Weise. Manchmal aber ist die Belüftung gestört. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn ein Atemwegsinfekt die Schleimhäute oder die Rachenmandel an der hinteren Rachenwand stark anschwellen lässt.

Dann kann Flüssigkeit, die Schleimhäute im Mittelohr bilden, nicht mehr abfliessen. Ein Paukenerguss ist entstanden. Je länger die Flüssigkeit verbleibt, umso zähflüssiger und schleimiger wird sie.

Ein Fall für den Hals-, Nasen-, Ohren-Arzt

Der Hals-, Nasen- Ohren-Arzt kann mit Hilfe des Ohrmikroskops einen Paukenerguss erkennen. Paukenergüsse gehören zu seinem Berufsalltag, denn sie treten besonders häufig auf. Vor allem Kleinkinder sind betroffen, denn die Rachenmandel ist im Kleinkindalter verhältnismässig gross.

Nasentropfen und Inhalieren

In vielen Fällen helfen Nasentropfen, denn sie bringen die Schleimhäute zum Abschwellen und machen auf diese Weise die Verbindung zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum wieder frei. Auch durch Inhalieren kann die Belüftung des Mittelohrs verbessert werden. Die Symptome werden gelindert.

Darüber hinaus ist die Ursachenbekämpfung ist wichtig. So können Antibiotika gegen den Infekt eingesetzt werden. Auch Allergien, die Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum verursachen, benötigen Behandlung.

Nasenballon bei Paukenerguss

Als vielversprechendes Mittel gegen den Paukenerguss gilt der Nasenballon, den das Kind mit je einem Nasenloch aufpusten muss, während das andere Nasenloch zugehalten wird. Der erhöhte Naseninnendruck kann die Verbindung zwischen Nase und Ohr wieder öffnen.

Einer Studie der University of Southampton zufolge verhilft der Nasenballon jedem zweiten Kind zu einem normalen Mittelohrdruck. Ein Nasenballon kommt allerdings nur dann zum Einsatz, wenn der Rachenraum nicht entzündet ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Keime in das Mittelohr gelangen.

Muss operiert werden?

Haben Nasentropfen, Antibiotika und der Nasenballon zur Behandlung über mehrere Monate keinen Erfolg, bleibt der operative Eingriff: ein Trommelfellschnitt. Eine Operation ist dann sinnvoll, wenn das Sekret hinter dem Trommelfell bereits zäh und dick ist.

Möglicherweise hört das Kind so schlecht, dass seine Sprachentwicklung gestört ist. Angesagt ist eine OP auch dann, wenn das Trommelfell durch Ohrinfektionen langfristig Schaden nehmen könnte, die Symptome also schon sehr weit fortgeschritten sind.

Ein kleiner Schnitt ins Trommelfell

Ein kleiner Schnitt ins Trommelfell – nur ein bis zwei Millimeter lang – reicht aus, um den Schleim abzusaugen. «Der Trommelfellschnitt dient zur Druckentlastung und Ergussentleerung aus dem Mittelohr», erklärt Dr. Reto Hasler aus Winterthur auf seiner Internetseite. «Da dieser Schnitt im Normalfall innerhalb weniger Tage zuheilt, muss unter Umständen zur Langzeitbelüftung ein Paukenröhrchen eingesetzt werden.»

Paukenröhrchen für die Belüftung

Das Paukenröhrchen (Paukendrainage), ein Röhrchen aus Titan, Gold-Platin, vergoldetem Silber oder Kunststoff, hat einen Durchmesser von etwas mehr als einem Millimeter. Es sorgt im Trommelfell nun und für die nächsten Monate für die Belüftung des Mittelohres.

Der gesamte Eingriff dauert eine Viertelstunde bis halbe Stunde. Üblich ist eine Vollnarkose. Wenn nötig, entfernt der Arzt auch die Rachenmandel. Falls sich nach der Operation Entzündungen trotz Paukenröhrchen bilden, verschreibt der HNO-Arzt antibiotische Ohrentropfen.

Leben mit Paukenröhrchen im Ohr

Dem Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte im Netz zufolge dürfen Kinder in der Regel trotz Paukenröhrchen bzw. Paukendrainage schwimmen gehen: «Es kann kein Wasser über das Röhrchen ins Mittelohr gelangen.» Viele HNO-Ärzte raten dennoch aus Sorge vor Bakterien, die ins Ohr gelangen könnten, vom Planschen und Schwimmen ab.

Einigkeit besteht eher darin, dass beim Baden und Haarewaschen Vorsicht geboten ist. Denn durch die Seifenzusätze ist die Oberflächenspannung des Wassers herabgesetzt und das Wasser kann leichter ins Ohr eindringen. Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte: «Ohrenstöpsel und Wattestäbchen dürfen nicht benutzt werden!»

Paukenröhrchen stossen sich alleine ab

Nach einem halben Jahr bis einem Jahr fallen die Röhrchen in der Regel von selber ab, müssen also nicht aufwendig entfernt werden. Das Trommelfell wächst dann wieder zu, in der Regel ohne eine Narbe zu hinterlassen. Dr. Reto Hasler: «Sehr selten kann sich das Röhrchen innerhalb von wenigen Wochen in den Gehörgang abstossen.

In solch einem Fall müsste der Eingriff wiederholt und ein anderes Paukenröhrchen eingesetzt werden.» Wichtig ist, regelmässig mit dem Kind zum HNO zu gehen und das Paukenröhrchen überprüfen zu lassen.

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