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Gynäkologische Untersuchung: Das erste Mal beim Frauenarzt

Die Unsicherheit ist oft gross: Wann muss die Tochter zum ersten Mal zum Frauenarzt? Wie findet man einen guten Arzt? Wie kann die Tochter darauf vorbereitet werden? Im Interview beantwortet die Gynäkologin Inna Klein die wichtigsten Fragen rund die erste gynäkologische Untersuchung.

Der erste Besuch beim Frauenarzt ist ganz schön aufregend
Wenn die Tochter damit einverstanden ist, kann die Mutter sie zur Frauenärztin begleiten. Foto: monkeybusinessimages, iStock, Thinkstock

In der Pubertät werden Mädchen zu Frauen. Wann sollte ein Mädchen zum ersten Mal zum Frauenarz gehent?

Für ein Mädchen wird die erste gynäkologische Untersuchung dann ein Thema, wenn es das Bedürfnis hat, mit jemanden über die körperlichen Veränderungen zu sprechen. Aber auch dann, wenn sie über Sexualität und Verhütung informiert werden möchte.

Wie kann die Mutter das Thema ansprechen?

Für dieses intime Gespräch gibt es keine bestimmte Anleitung. Es ist wichtig, dass die Mutter spürt, ob ihre Tochter in diesen Dingen eher vorsichtig und verhalten ist, oder frei und unbekümmert mit ihrem Körper umgeht. Man sollte sich für das Gespräch viel Zeit lassen und die Tochter ernst nehmen. Der richtige Zeitpunkt ist schwer zu bestimmen, aber die erste Periode in der Pubertät ist ein grosser Schritt ins Erwachsenwerden und spätestens dann sollte das Thema Frauenarzt aufgegriffen werden.

Angenommen, die Tochter möchte schon früh zum Frauenarzt, aber die Mutter findet, sie sei noch zu jung dafür. Was empfehlen Sie?

Die Mutter sollte ihrer Tochter auf keinen Fall das Gefühl geben, dass sie gegen einen Frauenarztbesuch ist. Denn vielen Mädchen sind intime Gespräche mit den Eltern unangenehm, weswegen sie lieber mit Aussenstehenden über diese Themen sprechen möchten. Mütter sollten also ihren Töchtern den nötigen Freiraum geben.

Wie findet man eine passende Frauenärztin oder einen Frauenarzt?

Es gibt viele Möglichkeiten den passenden Arzt oder Ärztin zu finden. Ich empfehle, sich erstmal im Bekannten- oder Freundeskreis umzuhören. Wenn man jedoch das Gefühl hat nicht das Passende gefunden zu haben, kann die Suche im Internet weiterhelfen. Auch ist es zu empfehlen eine Fachperson in direkter Nähe zu konsultieren.

Manchen Mädchen graut davor, von einem Mann untersucht zu werden.

Die Entscheidung, ob der Termin bei einem ein Arzt oder einer Ärztin stattfindet, sollte allein das Mädchen treffen. Fachlich macht es keinen Unterschied. Generell empfiehlt es sich aber sich in einer «Teenager- Sprechstunde» anzumelden, damit die Fachperson sich genug Zeit für das Gespräch nehmen kann.

Soll die Mutter beim ersten Besuch dabei sein?

Als Mutter kann man seine Tochter selbstverständlich zum Frauenarzt begleiten. Jedoch sollte das Mädchen selber entscheiden können, ob es seine Mutter bei dem Gespräch und der gynäkologischen Untersuchung dabei haben möchte. Denn so könnte es sein, dass sie sich nicht traut, alle Fragen zu stellen oder nicht offen mit dem Arzt oder der Ärztin spricht.

Kann auch eine Freundin mitgehen?

Selbstverständlich kann auch eine Freundin oder Bekannte mitgehen. Doch auch hier ist die Frage, ob der nötige Freiraum für intime Fragen gegeben ist.

Wie kann die Tochter auf den ersten Besuch vorbereitet werden?

Die Mutter kann davon erzählen, wie die erste gynäkologische Untersuchung bei ihr war und der Tochter so die Angst nehmen. Oft hilft es auch, wenn sie sich zusammen vor dem Termin die Arztpraxis und den Arzt persönlich ansehen.

Was gibt es unmittelbar vor der Untersuchung zu tun?

Beim ersten Besuch sollte das Mädchen darauf achten, dass keine Regelblutung stattfindet. Denn auch wenn eine ärztliche Kontrolle nicht notwendig ist, kann es bei Beschwerden sein, dass untersucht werden muss. Die Tochter sollte sich ihre Fragen aufschreiben, damit es ihr leichter fällt, sich in der Aufregung daran zu erinnern. Auch ist es von Vorteil, wenn Mädchen ein längeres T-Shirt tragen - dann fühlen sie sich nicht so nackt.

Was können Mütter tun, wenn sich ein Mädchen sehr fürchtet?

Die Mutter kann versuchen, ihrer Tochter durch Gespräche die Angst zu nehmen und sie zu ermutigen. Es sollten alle Möglichkeiten angesprochen werden, die die Tochter zu erwarten hat, und auch, dass es ganz ihr überlassen ist, wie weit sie gehen möchte. Es ist zum Beispiel nicht zwingend notwendig, bei der ersten Konsultation eine gynäkologische Untersuchung durchzuführen. In erster Linie geht es darum die Fragen und Anliegen zu beantworten.

Welche Fragen wird die Fachperson stellen?

Die Frauenärztin oder der Frauenarzt fragt im Gespräch ab, wann es zur ersten Regelblutung kam, wie regelmässig diese Blutungen sind und wann die letzte Regel war. Ausserdem erkundigt sie sich nach Beschwerden, Krankheiten und Operationen. Medikamente, Impfungen und Krankheiten in der Familie können Thema sein. Auch das Thema Sexualität und Verhütung wird angesprochen. Danach kommt es möglicherweise zu einer Untersuchung. Der Arzt oder die Ärztin werden den Bauch des Mädchens abtasten und ein Untersuchungsinstrument in die Scheide einführen. Dieser Vorgang ist zwar unangenehm, tut aber nicht weh.

Wenn sich die Tochter nicht wohl fühlt: Sollte man den Arzt wechseln?

Auf jeden Fall ist es wichtig, dass sich die Patientin gut aufgehoben fühlt, denn bei einem gestörten Arzt-Patienten-Verhältnis ist es schwer, eine gute Vertrauensbasis zu schaffen. Wenn ein Mädchen sich also nicht wohl fühlt oder aus anderen Gründen lieber einen anderen Facharzt aufsuchen möchte, dann sollte diese Entscheidung unbedingt akzeptiert werden.

Wie viel dürfen Eltern vom Frauenarzt erfahren?

Frauenärzte unterliegen, wie alle anderen Ärzte, der ärztlichen Schweigepflicht. Sie beginnt ab einem Patientenalter von 14 Jahren. Eltern von jüngeren Kindern müssen zu allen medizinischen Behandlungen ihre Zustimmung geben. Sind die Patienten älter als 14 Jahre, werden ohne ihre Zustimmung die Eltern weder vom Arztbesuch noch von Rezeptverschreibungen erfahren.

Gynäkologin Inna Klein

Die Gynäkologin Dr. Inna Klein arbeitet in der Frauenarztpraxis Topal in Zürich. Sie beantwortet dort unter anderem die Fragen junger Frauen.
Weitere Informationen: praxis-topal.ch

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