Sie sind gerade schwanger oder soeben Eltern geworden? Dann wartet noch so manche Herausforderung auf Sie. Hebamme Nicole Widmer erklärt, warum Sie auf keinen Fall putzen sollten, wenn das Kind schläft, was das Elternsein mit einem Flugzeugabsturz zu tun hat und warum Google ab sofort tabu ist.
Mit einem Baby wird alles anders... und irgendwie auch nicht. Auf jeden Fall ist der zweite Strich auf dem Schwangerschaftstest wie der Startschuss in einen neuen Lebensabschnitt. Einen Lebensabschnitt, den einem zuweilen ganz schön fordern oder gar überfordern kann. Aber immer mit der Ruhe. Ich bin mir sicher, Sie werden das hervorragend meistern. Vielleicht helfen Ihnen diese drei Leitgedanken beim Start in Ihr neues Leben. Die drei Themen liegen mir bei der Beratung und Betreuung meiner Familien jeweils sehr am Herzen. Und: Falls Sie trotzdem einmal nicht mehr weiter wissen, holen Sie sich Hilfe bei Ihrer Hebamme oder einer Fachperson Ihres Vertrauens.
3 Leitsätze fürs Familienleben
1 Wir sind eine Familie: Lebt mit euerem Kind und nicht für euer Kind! Dies ist einer meiner Lieblingssätze. Ich finde es zentral, dass das Kind in die Alltagsgestaltung mit einbezogen wird. Das bedeutet beispielsweise, dass nicht während des kindlichen Mittagsschlafes geputzt wird, sondern während der Wachphase des Kindes. Das Kind soll mitbekommen, was alles geschieht während eines Tages und dass es dazu gehört, dass Mama oder Papa auch mal etwas im Haushalt machen müssen. Zudem sollten Sie die Schlafenszeit des Babies auch für Ihre Erholung nutzen und nicht, um den Haushalt zu erledigen. Also Beine hoch und tun Sie sich etwas Gutes!
2 Eltern gut, alles gut: Bei einem Flugzeugabsturz sollen immer zuerst die Eltern die Sauerstoffmaske anziehen und dann die Kinder. Wissen Sie wieso? Weil Sie Ihren Kindern nur helfen können, wenn es Ihnen selber gut geht. Klar, die Elternzeit ist nicht mit einem Flugzeugabsturz vergleichbar, aber am Anfang fühlt es sich doch etwas nach Überleben an. Also schauen Sie in dieser aufregenden, neuen Zeit immer zuerst für Ihre eigenen Bedürfnisse und dann für die Ihres Babies. Sie werden sehen: Das liest sich viel leichter als es umzusetzen ist. Als Eltern möchte man schliesslich bedingungslos für die eigenen Kinder da sein. Aber glauben Sie mir, Sie sind die viel besseren Eltern, wenn Sie zuerst gut auf sich schauen und dann zu Ihren Kindern. Das beginnt mit regelmässigen Mahlzeiten und hört beim Paarabend auf. Alles was Ihren Energietank wieder füllt, ist toll und sinnbringend. Natürlich muss es zu Ihrem neuen Leben passen. Aber wer sagt, dass man nicht auch mit Kinderwagen joggen kann?!
3 Don't google, don't compare! Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit der Literatur und schon gar nicht mit dem Freundes- und Familienkreis. Auch wenn ds nicht nicht immer einfach ist. Denn kaum ist man schwanger, werden einem die schaurigsten Geschichten erzählt. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass man dabei sehr selbten etwas Positives erzählt bekommt? Meist hört man nur die Horrorgeschichten...
Das finde ich sehr schade und nicht ermutigend. Jedes Paar sollte zur Schwangerschaft beglückwünscht und bestärkt werden, ist doch ein neues Leben etwas ganz Wunderbares! Genauso wichtig: Don't google with the Kugel! Lesen Sie lieber ausgewählte Fachliteratur und oder tauschen Sie sich mit Fachpersonen aus in der Schwangerschaft.
Wenn das Baby geboren ist, schauen Sie nicht nach links oder rechts, sondern suchen Sie sich Ihren ganzen eigenen Weg. Was fühlt sich gut an für Sie? Was passt zu Ihrem Leben? Und nicht, wieso schläft der Sohn meiner Freundin schon durch und unser Kind noch nicht? Was mir auch ganz wichtig ist: Setzen Sie sich für Ihre Kinder ein! Wenn Sie es nicht tun, tut es niemand. Seien Sie die Anwälte für Ihre Kinder. Wenn sich für Sie etwas nicht stimmig anfühlt, dann ändern Sie es. Sei es beider Geburt zum Beispiel mit einem Hebammenwechsel, sei es im Wochenbett mit einem Besuchsverbot oder sei es später bei der Wahl der Kinderkrippe. Sie müssen für Ihre Kinder einstehen und die beste Option wählen und fordern!
Nicole Widmer ist ausgebildete Hebamme und Pflegefachfrau mit Schwerpunkt Kind, Jugend, Frau und Familie. Sie hat seit 2015 im Spital im stationären Wochenbett und auf einer Pränatalabteilung gearbeitet und freiberuflich. Im Frühling 2020 hat sie sich ganz selbstständig gemacht. Als Hebamme unterstützt sie Familien mit vollem Einsatz und mit viel Herz. Denn die 35-Jährige ist eine Macherin und Optimistin. Ausserdem liebt sie Nutella und Listen. Und natürlich ihre Familie!
Mehr zu Hebamme Greifensee und weitere Artikel von Nicole Widmer.