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Selbstverteidigung für Kinder

VorteileOptimales AlterLerninhalteSo unterstützen Eltern die KinderUnterschied Selbstverteidigung und KampfsportKampfsportarten für Kinder

Schon in den frühen Jahren können Kinder in Gefahrensituationen geraten. Diese als solche wahrnehmen und angemessen darauf reagieren zu können, kann den Kleinsten viel Sicherheit verschaffen. Selbstverteidigung und Kampfsport sind hier zu unterscheiden, können aber auch aufeinander aufbauen.

Kinder lernen im Selbstverteidigungskurs die eigene Stärke kennen.
Ein Selbstverteidigungskurs hilft Kindern selbstsicher aufzutreten und Gefahrensituationen zu erkennen. © zvg (WingTsun Schulen Andy Börsig)

Unangenehme Situationen mit anderen Personen können sich schon im Kindesalter ergeben. Dabei kann es sich sowohl um physische als auch psychische Gewalt handeln. Solche Situationen können schnell zu einer persönlichen Überforderung führen. Deshalb ist es wichtig, dass sie schon früh den Umgang damit lernen.

Deshalb ist Selbstverteidigung für Kinder wichtig

Sobald Kinder mehr und mehr in Kontakt mit Dritten treten, steigt auch das Potenzial, in bisher unbekannte Situationen zu geraten. Sich in diesen angemessen verhalten und sowohl andere als auch sich selbst schützen zu können, ist zentral für die persönliche Weiterentwicklung.

Ab wann macht ein Selbstverteidigungskurs für Kinder Sinn?

Ein «zu jung» gibt es grundsätzlich nicht, wenn es darum geht, Kindern einen gesunden Umgang mit Grenzen und möglichen Konflikten aufzuzeigen und vorzuleben. Wenn die Selbstverteidigung jedoch in einem Kurs erlernt werden soll, macht dies etwa ab dem Kindergarten-Alter Sinn.

Das lernen Kinder in einem Selbstverteidigungskurs

Das Ziel von Selbstverteidigungskursen ist nicht zuletzt, das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken und dadurch auch ihr Selbstwertgefühl. Zentral ist dabei, dass Kinder lernen, für sich einzustehen. Das ist gerade im Umgang mit Erwachsenen oftmals schwierig für Kinder – ist der Respekt gegenüber Älteren doch etwas, was in der Erziehung immer wieder betont wird. Auch zu erfahren, dass sie stärker sind als vermutlich angenommen, ist ein wichtiger Aspekt, welcher Kindern in Selbstverteidigungskursen vermittelt wird. Einer, der solche Kurse leitet ist Andy Börsig. Er sagt: «Es fasziniert sowohl die Kinder als auch mich, wie es manchmal schon reicht, gerade und selbstbewusst dazustehen und durch laute Stimme, Mimik und Gestik dem Gegenüber zu signalisieren ‚Mit mir nicht!‘»

Zur Person: Andy Börsig

Andy Börsig ist Inhaber und Schulleiter der WingTsun Schulen Andy Börsig. Die Schule verfügt über Standorte in Winterthur, Andelfingen und Seuzach.

Gefühle wahrnehmen / Situationen einschätzen

Damit Gefahren- respektive Konfliktsituationen verhindert und oder entschärft werden können, müssen diese zunächst erkannt werden. Ein Schlüssel dazu ist, dass Kinder die eigenen Gefühle wahrnehmen und ein Gespür für Situationen entwickeln. Fühlt sich etwas ungut an, zeigt sich dies meist auch körperlich. Das Bauchgefühl sollte dabei nicht ignoriert werden. Hier bietet sich der Vergleich mit einer Ampel an, welche in einer angenehmen Situation auf Grün steht, beim Unwohlsein auf Gelb wechselt und bei einer Eskalation rot leuchtet.

Bedürfnisse äussern

Eine Situation, welche sich ungut anfühlt, muss nicht zwingend auf einer böswilligen Absicht des Gegenübers gründen. Nichtsdestotrotz ist es auch dann wichtig, das eigene Unwohlsein kundzutun. Sei dies über die Körpersprache oder das verbale Äussern. Das kann in einer einfachen Aussage wie «ich fühle mich gerade unwohl» geschehen. War sich das Gegenüber dessen nicht bewusst, kann sich durch dieses Äussern die Situation unter Umständen bereits auflösen, da möglicherweise ein Missverständnis vorlag. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Kind sitzt im Bus und eine erwachsene Person setzt neben das Kind hin. Da die Person etwas breitbeinig dort sitzt, berühren sich die Beine des Erwachsenen und des Kindes. Das Kind fühlt sich deshalb unwohl und sagt dies. Der erwachsenen Person ist das höchstwahrscheinlich selbst unangenehm, wenn sie dies bemerkt. Die Situation entschärft sich dann bereits.

Auf sich aufmerksam machen

Reicht ein einfacher Hinweis auf das Unbehagen nicht aus, um die Situation zu entspannen, gilt es, deutlicher zu werden. Das kann beispielsweise mit einer entschlosseneren Körperhaltung beginnen und durch eine klare Aussage wie «Stopp!» oder «Hör auf!». Dabei soll ein Kind sich getrauen, laut und bestimmt zu sein. Hier kann auch das Schreien sinnvoll sein. So macht das Kind nicht nur das Gegenüber, sondern auch allfällige weitere Personen in der Nähe darauf aufmerksam, dass es sich in einer unangenehmen Situation befindet. So wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Passanten zu Hilfe eilen, sollte die Situation weiter eskalieren. Aus dem Arbeitsalltag weiss Andy Börsig: «Das Schreien bereitet den Kindern in den Kursen jeweils besonders Spass. Gerade weil sie dies sonst kaum je tun dürfen. Und auch das Auspowern an den Polstern gehört für die Kleinen zu den grossen Highlights.»

Sich wehren können

Reichen Worte und Körpersprache nicht aus und ist das Weglaufen und damit Entfernen aus der Situation nicht möglich, geht die Ampel auf Rot. Dabei geht es darum, sich körperlich zu wehren. Mit den richtigen Techniken ist auch ein Kind in der Lage, sich gegen eine kraftmässig überlegene erwachsene Person zu wehren, um die Situation zu deeskalieren oder Fluchtchancen zu erhöhen. Konkret: sich aus Griffen zu befreien sowie Schlag- und Tritttechniken zu beherrschen. Je nach Alter und Kraft ist die Komponente der körperlichen Verteidigungsmöglichkeiten für Kinder in einem Kurs mehr oder weniger zentral. Andy Börsig ist immer wieder erstaunt, wie nahe – oft näher als manche Erwachsene - die Kinder der Logik des «WingTsun» seien. Die koordinativen Bewegungen hingegen seien für Kinder oftmals eine Herausforderung.

So können Eltern ihr Kind unterstützen

Die Rolle der Eltern beim Unterstützen der Kinder sieht Andy Börsig weniger beim Aspekt der körperlichen Selbstverteidigung. Entsprechende Kurse sollen Kinder denn auch tendenziell ohne die Eltern besuchen. Viel wichtiger ist in seinen Augen der Fokus auf das Stärken des Selbstvertrauens: «Stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Talente. Nicht jedes Kind muss Arzt oder Anwalt werden.»

Selbstverteidigung ist nicht gleich Kampfsport

Hier sei nochmals erwähnt, dass das Anwenden körperlicher Gewalt das letztmögliche Mittel ist, um sich selbst zu verteidigen und nur ergriffen werden soll, wenn alle anderen Optionen keine Wirkung gezeigt haben. Selbstverteidigung ist denn auch nicht mit Kampfsport gleichzusetzen. Denn Selbstverteidigung beginnt nicht erst, wenn die Situation zu eskalieren droht und eine körperliche Reaktion gefordert ist. Vielmehr geht es auch darum, ein Gespür für Situationen zu entwickeln und sowohl verbal als auch durch die Körpersprache Grenzen zu kommunizieren. Andy Börsig macht hier persönlich noch eine Unterscheidung zwischen Kampfsport und Kampfkunst: «Beim Kampfsport steht mehr das Sich-Messen, bei der Kampfkunst die innere Entwicklung im Vordergrund.»

Diese Kampfsportarten eignen sich für Kinder

Auch wenn Selbstverteidigung und Kampfsport zwei verschiedene Paar Schuhe sind, kann letzterer eine sinnvolle Ergänzung zu erworbenen Selbstverteidigungsstrategien sein. Denn auch beim Kampfsport geht es schliesslich nicht primär darum, andere zu verletzen, sondern vielmehr um das Bewusstsein um die eigenen körperlichen Fähigkeiten.

WingTsun

WingTsun oder auch Wing Chun (chinesisch für «Frühlingslied») ist eine südchinesische Kampfkunst aus dem 19. Jahrhundert und eine der jüngsten Kung-Fu-Stile. Dabei geht es um die Gleichzeitigkeit von Angriff und Abwehr. Die Kraft des Gegners wird dabei gegen diesen verwendet. In der Regel begrenzen sich die Angriffsziele auf Körperpartien von der Hüfte abwärts. Ursprünglich war WingTsun eine Kampfkunst, welche ohne Waffen auskam. Heute werden teils ein sogenannter Langstock oder ein Doppelmesser verwendet.

Karate

Karate stammt aus Japan und bedeutet übersetzt «leere Hand». Denn beim Karate wird ohne Waffen gekämpft respektive verteidigt. Ins Karate-Repertoire gehören Schlag-, Stoss- und Tritt-Techniken sowie Würfe und Hebel. Das oberste Gebot ist, den Trainingspartner respektive die Trainingspartnerin nicht zu verletzen. Beim Karate trainieren Kinder neben der körperlichen Koordinationsfähigkeiten auch die Ausdauer sowie das Konzentrationsvermögen.

Krav Maga

Krav Maga stammt aus dem Hebräischen und bedeutet «Kontaktkampf». Es ist also klar als Vorgehensweise gegen körperliche Gewalt gedacht. Das Ziel von Krav Maga ist es, das Gegenüber schnellstmöglich kampfunfähig zu machen. Dabei sind alle Mittel erlaubt und es wird auch in Kauf genommen, im äussersten Notfall den Gegner oder die Gegnerin langfristig zu schädigen. Die vier grundlegenden Konzepte des Krav Magas sind denn auch ein schneller Gegenangriff oder gar ein Präventivschlag, der Angriff auf die empfindlichsten Körperstellen, maximale Effizienz sowie das Einbeziehen der Umgebung während der Auseinandersetzung. Im Training wird deshalb besonders darauf geachtet, dass geeignete Schutzausrüstung getragen wird.

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