Tokophobie: Hast du Angst vor der Schwangerschaft oder der Geburt?
Manche Frauen fürchten sich so sehr vor Schwangerschaft und Geburt, dass es ihr Leben einschränkt. Das nennt man Tokophobie. Die konkreten Ängste der Betroffenen sind dabei ganz verschieden. Manche Frauen fürchten sich vor den Schmerzen der Geburt, dem Gefühl, ein Wesen in sich zu tragen oder gar davor, dass sie selbst oder ihr Kind sterben könnte. Die Ängste Betroffener, die schon einmal geboren haben, berufen sich meist auf eine traumatische Geburtserfahrung. Obwohl die Forschung zur Tokophobie nur begrenzt ist, kann Betroffenen durch eine Therapie gut geholfen werden.
Tokophobie: Das Wichtigste in Kürze
- Als Tokophobie bezeichnet man die Panik, vor dem schwanger werden und dem gebären. Die konkreten Ängste sehen bei jeder Betroffenen anders aus.
- Das häufigste Symptom einer Tokophobie ist das Vermeiden einer Schwangerschaft. Manche Betroffenen tun dies, obwohl sie einen Kinderwunsch hegen.
- Die Ursachen sind individuell und liegen oftmals in der Vorgeschichte der Frau. Viele Frauen, die bereits geboren haben, entwickeln nach einer traumatischen Geburtserfahrung eine Tokophobie. Erfahre hier mehr.
- Phobien, so wie auch die Tokophobie, können mit einer Therapie gut behandelt werden. Hier findest du Hilfe.
Wenn der Gedanke ans schwanger werden oder Gebären pure Panik auslöst, spricht man von einer Tokophobie. Betroffene Frauen erleben dabei extreme Angst. Diese kann so gross sein, dass sogar Kinderwünsche unerfüllt bleiben.
Tokophobie: Das steckt hinter der Angst vor der Geburt
Unter Tokophobie, auch Schwangerschaftsphobie genannt, versteht man die grosse Angst vor Schwangerschaft und Geburt. Wovor sich die betroffenen Frauen konkret fürchten, ist dabei unterschiedlich. Psychotherapeutin Linda Rasumowsky erklärt: «Es können unspezifische Ängste rund um Schwangerschaft und Geburt, Katastrophenszenarien oder auch Angst vor Schwangerschaftsbeschwerden sein.» Manche fürchten sich auch vor dem Erleben eines Wesens im eigenen Körper, Geburtsverletzungen, einem kranken Kind oder davor, dass sie selbst oder das Kind bei der Geburt sterben könnte.
Wie häufig ist Tokophobie?
Rund 6 Prozent der schwangeren Frauen erleben vor der Geburt stark einschränkende Ängste. Unter nicht-schwangeren Frauen berichten 13 Prozent davon, solche Angst vor einer Geburt zu haben, dass sie eine Schwangerschaft vermeiden, obwohl manche von ihnen einen Kinderwunsch hegen.
«Die Phobie vor einer Schwangerschaft oder Geburt ist noch eher wenig erforscht. Es ist jedoch so, dass Angst vor der Geburt häufiger ist bei Frauen, die noch nie ein Kind geboren haben, als bei solchen, welche schon eine Geburt hinter sich haben», sagt Rasumowksy.
Das sind die Symptome einer Tokophobie
Tokophobie zeigt sich in einer starken Furcht bis zu Panik vor einer Schwangerschaft oder Geburt. Diese Furcht führt oftmals zu einer Vermeidung, obwohl manche der betroffenen Frauen einen Kinderwunsch haben.
«Es handelt sich dabei nicht mehr um normalen, gesunden Respekt vor einer Schwangerschaft oder Geburt. Die betroffene Person ist stark belastet», so Rasumowsky. «Zudem kann es sein, dass betroffene Frauen trotz starkem Kinderwunsch eine Schwangerschaft vermeiden. Es gibt auch Schwangerschaftsabbrüche trotz Kinderwunsch.»
Tokophobie: Warum haben Frauen Angst vor der Geburt?
Die Frage, warum diese heftigen Ängste vor Schwangerschaft und Geburt entstehen, lässt sich nicht einheitlich beantworten. Jede betroffene Frau ist verschieden und bringt ihre eigene Geschichte mit. Manchmal wissen die Betroffenen selbst nicht, woher ihre Angst kommt.
«Beteiligt sind Faktoren wie biografische Erfahrungen, die gelernte Art von Emotionsbewältigung sowie auch aktuelle Belastungsfaktoren, wie etwa Beziehungsprobleme», erklärt Rasumowsky
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Angst vor der Geburt beim 2. Kind
Betroffene Frauen, die schon ein Kind geboren haben, erlebten die Geburt oftmals als traumatisch. Mache erlitten eine Fehl- oder Totgeburt. «Es sollte dann auch abgeklärt werden, ob es sich nicht eigentlich um eine Traumafolgestörung handelt», so Rasumowsky. Die jeweilige Situation solle unbedingt individuell untersucht werden, um gut Hilfe leisten zu können.
Wunschkaiserschnitt als Lösung bei Angst vor der Geburt?
Manche Betroffenen wünschen sich aus Angst vor einer vaginalen Geburt einen Kaiserschnitt. Laut Rasumowsky kann dieses Vorgehen sinnvoll und entlastend sein, sofern es mit medizinischen Fachpersonen besprochen wird. Idealerweise erhält die Betroffene zusätzlich therapeutische Hilfe.
«Forschungsergebnisse zeigen, dass Frauen mit Tokophobie, welchen ein Wunschkaiserschnitt verwehrt wurde, psychisch stärker belastet waren, als jene Frauen mit Tokophobie, die so gebären konnten, wie sie es wünschten», sagt sie.
Tipps: Angst, schwanger zu werden oder vor der Geburt?
1 Hol dir Hilfe! Wer sich durch seine Angst vor Geburt und Schwangerschaft eingeschränkt fühlt, kann sich bei einer Therapeutin Hilfe suchen. Eine Therapie kann dabei helfen, die Ängste zu lösen.
2 Setz dich mit deinen Gefühlen auseinander. Woher kommt die Angst? «Besonders empfehlen kann ich emotionsfokussierende Methoden, klinische Hypnose oder andere Methoden, die die Emotionen mit einbeziehen.», so Rasumowsky.
3 Tausch dich aus: Oftmals hilft es auch, sich in Online-Foren, Selbsthilfegruppen oder im Freundeskreis über seine Ängste auszutauschen.
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