Schlafmützen lernen besser: SP fordert späteren Schulbeginn
Dass Jugendliche mehr Schlaf benötigen, um sich besser konzentrieren zu können, ist wissenschaftlich erwiesen. Sollte dann die Schule später beginnen? Lesen Sie hier, welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben.
Wenn der Wecker morgens klingelt, wünschen sich viele Jugendliche, noch länger liegen bleiben zu dürfen. Über einen späteren Schulbeginn würden sich die Sekundarschüler daher freuen. Im Kantonsparlament wurde die Forderung nach einem späteren Schulbeginn auch schon eingereicht. Nach Ansicht einiger SP-Kantonsräten wäre damit nicht nur den Schülern geholfen, sondern auch dem Berufsverkehr, wie tagesanzeiger.ch gestern berichtete.
Vor- und Nachteile des späteren Schulbeginns
Auch wenn sich ein späterer Schulbeginn vorteilhaft auf die Konzentration Jugendlicher auswirkt und Berufspendler morgens einen Sitzplatz in den öffentlichen Verkehrsmitteln finden würde, würde der spätere Schulstart auch einige Nachteile mit sich bringen.
Beginnt die Schule später zieht sich das Schulende auf den späten Nachmittag hinaus. Demnach treffen Berufspendler statt wie bisher am Morgen, abends auf die Schüler. Die Überlastung des ÖV verlegt sich damit ebenfalls auf den Abend. Für Vereine, welche die Schulturnhalle nutzen, und für Berufsfachschulen, an denen abendliche Weiterbildungskurse angeboten werden, könne es laut Bildungsdirektion wegen des späteren Schulschlusses zu Konflikten kommen.
Der Zürcher Lehrerverband spricht sich ebenfalls gegen einen späteren Schulbeginn aus. Auch wenn die Idee Sinn mache und ein späterer Schulbeginn sich positiv auf die Leistungen von Jugendlichen auswirke, sei sie nicht realisierbar, erklärte ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch gegenüber tagesanzeiger.ch.
Aus Sicht der Verkehrsbetriebe seien durch den späteren Schulbeginn auch keine betrieblichen Einsparungen zu erwarten.
Warum Jugendliche mehr Schlaf brauchen
In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Jugendliche leistungsfähiger sind, wenn sie nicht früh morgens in die Schule gehen müssen. Denn der Schlaf-Wach-Rhythmus ist bei Jugendlichen so geregelt, dass sie vor 23 Uhr Schwierigkeiten haben einzuschlafen und vor 9 Uhr morgens nicht richtig wach werden. Nach Ansicht von US-Forschern hänge das mit der Melatonin-Produktion zusammen, welche ihre höchste Konzentration zwei Stunden später als bei Kindern erreiche.
Forscher der Universität Basel gelang es, anhand einer Untersuchung, in der an einer Schule in Basel der Unterrichtsbeginn um 20 Minuten verschoben wurde, herauszustellen, dass bereits ein 20 Minuten späterer Schulbeginn die Aufmerksamkeit und Konzentration bei Jugendlichen steigere. «Wir waren selbst überrascht, dass schon 15 Minuten mehr Schlaf für die Jugendlichen einen messbaren Unterschied brachten», zitiert tagesanzeiger.ch Sakari Lemola von der psychologischen Fakultät der Universität Basel.
Wie sich das Thema entwickeln wird und ob ein späterer Schulbeginn durchgesetzt werden kann, bleibt noch abzuwarten. Aber eines ist sicher: Die Jugendlichen würde es bestimmt freuen, wenn sie länger schlafen dürften.