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Papier selber von Hand schöpfen

Seit es den Computer gibt, schreiben wir immer seltener auf Papier. Dennoch ist das Papier nicht mehr wegzudenken: Wir drucken, zeichnen und malen darauf. Doch wie wird das feine Material hergestellt? Finden Sie mit dieser Schritt für Schritt-Anleitung heraus und schöpfen Sie es mit eigenen Händen.

Ein Gastbeitrag von Yvonne Tschopp*

Papier schöpfen für Gross und Klein
Eine schöne Freizeitbeschäftigung für die ganze Familie: Selber Papier schöpfen lernen. (Bild: Micromoth/rgbstock)

Sie haben gebrauchtes Papier? Perfekt! Werfen Sie es nicht weg, sondern machen Sie neues Papier daraus. Bevor Sie loslegen können, müssen Sie noch einige Dinge besorgen und vorbereiten. Sobald Sie alles Wichtige haben, können Sie zu Hause leicht eigenes Papier schöpfen.

Das brauchen Sie

  • 8 Holzleisten, Grösse frei wählbar
  • 8 Eckwinkel
  • Schrauben
  • 1 Sieb
  • Farbloses Öl oder Lack
  • Altpapier (Zeitungen, Kopierpapier, Geschenkpapier)
  • Küchenmixer
  • 1 Becken
  • 2 Bretter
  • Filz oder Molton
  • Blätter, Blüten
  • Bügeleisen
  • Messing- oder Kupferdraht

Vorbereitung für das Papier schöpfen

Der Rohstoff für Ihr eigenes Papier ist Altpapier. Die endgültige Farbe entsteht dann aus der Mischung der verwendeten Papierabfälle. Wegzulassen sind alle Fremdstoffe wie Heftklammern, Klebebänder, Alufolien oder Kuvertfensterfolien. Zerreissen Sie das Altpapier in kleine Stücke, die Sie über Nacht in Wasser einweichen. Diese brauchen Sie später für den Papierbrei.

Die Schöpfform besteht aus einem Siebrahmen mit dem darauf befestigten Schöpfsieb und einem Formrahmen, der den Papierbrei auf dem Sieb begrenzt und so die fertige Grösse des Papiers bestimmt. Für die Schöpfform nehmen Sie 8 Holzleisten, die Sie zu zwei separaten Rahmen mit Eckwinkeln verschrauben. Beide Rahmen können Sie mit Öl oder farblosem Lack behandeln. Ein nicht rostendes Sieb mit etwa 10 – 20 Maschen pro Zentimeter spannen Sie auf den einen Rahmen und befestigen es mit Schrauben oder einem Bostitch.

Für den Papierbrei geben Sie portionenweise weiche Schnitzel in einen Küchenmixer, der zu Dreiviertel mit Wasser gefüllt ist, um sie zu einem Brei zu zerfasern. Mahlgrad und Verdünnung beeinflussen das Volumen und die Struktur des geschöpften Papiers.

Die Bütte ist ein Becken, in das die Schöpfform eingetaucht wird. Als Startmenge geben Sie einen Liter voll Papierbrei und 10 Liter warmes Wasser in das Becken und mixen es nochmals kräftig durch.

Vorbereitung zum Papier schöpfen
Schöpfrahmen und Schöpfsieb liegen auf der Bütte zum Papierschöpfen bereit. (Bild: zVg/Atelier Weiss- und Schwarzkunst)

Anleitung zum Papierschöpfen

1. Schritt: Haben Sie alles vorbereitet, können Sie mit dem Papier schöpfen starten. Rühren Sie die Brühe vor jedem Schöpfen mit der Hand auf. Legen Sie den Formrahmen auf den Siebrahmen und halten Sie beides gut zusammen. Tauchen Sie mit einer schöpfenden Bewegung ein und heben es waagrecht aus der Bütte raus. Eine gleichmässige Schüttelbewegung während des Abfliessens des Wassers fördert die Verteilung der Fasern. Wenn das Wasser nur noch tropft, heben Sie den Formrahmen ab und halten den Siebrahmen schräg, bis das Restwasser abgelaufen ist.

2. Schritt: Zum Gautschen – so nennt man den Prozess, bei dem man das geschöpfte Papier löst - benötigen Sie ein Brett, das grösser ist als das gegautschte Papier. Auf das Brett legen Sie einen gut angefeuchteten Filz (oder Molton). Den Siebrahmen legen Sie mit dem Papier nach unten auf den Filz, pressen den Rahmen auf den Filz und heben ihn anschliessend mit einer leicht rollenden Bewegung ab. Darüber legen Sie wieder einen Filz. Je nachdem, wie viel Papier Sie machen möchten und wie viel Brei Sie bereits verbraucht haben, füllen Sie den Papierbrei in der Bütte wieder auf und beginnen bei Punkt 1.

3. Schritt: Mit einer Bücherpresse, Schraubzwinge oder mit Gewichten pressen Sie das fertig gegautschte Papier zwischen den Filzen flach.

4. Schritt: Zum Trocknen heben Sie die möglichst gut ausgepressten Papiere vorsichtig vom Filz ab und hängen diese auf eine Leine oder legen sie auf eine flache Unterlage.

5. Schritt: Zum Glätten ist eine Bügelpresse oder ein Bügeleisen praktisch. Zuunterst legen Sie einen trockenen Filz, darüber das Büttenpapier und schliesslich zuoberst ein handelsübliches Kopierpapier. Achtung: die Bütten vertragen keine grosse Hitze.

Gestaltungs-Tipps

Tipp 1: Gestalterisch sind auf den frisch gegautschten Bögen Blätter, Blüten, Federn und Fäden hübsch. Legen Sie Ihre Auswahl auf den Büttenbogen und gautschen Sie einen zweiten dünnen Bogen darüber, damit alles hält.

Tipp 2: Wenn Sie Lust haben, Ihr Papier zu kennzeichnen, dann erstellen Sie ein eigenes Wasserzeichen. Dieses können Sie aus einem weichen Messing- oder Kupferdraht biegen. Zum Formen des Drahtes kann man als Vorlage beispielsweise einen Guetzli-Ausstecher verwenden. Anschliessend nähen Sie die Form mit einem dünnen Draht auf das Sieb auf, um das Wasserzeichen auf die Bütte zu bringen. Wenn Sie das fertige selbst geschöpfte Papier gegen das Licht halten, ist das Zeichen sichtbar.

Zur Person

Yvonne Tschopp, Verein Weiss- und Schwarzkunst

* Die Gastautorin Yvonne Tschopp ist Mitglied des Vereins Weiss- und Schwarzkunst. Sie ist gelernte typografische Gestalterin und arbeitete mehrere Jahre in typografischen Ateliers und in der Druckvorstufe bei Zeitungsverlagen. Der Verein Weiss- und Schwarzkunst bietet im eigenen Atelier in Hochdorf (LU) Kurse rund um das Kunsthandwerk mit Papier an. Der Verein bietet neben den Handwerkskursen auch Führungen durch die traditionelle Buchdruckwerkstatt an, wo man alles über die Handsetzerei und Zeilengiessmaschine lernt. Die Mitarbeiter  von Weiss- und Schwarzkunst kommen aus der grafischen Branche und kommen aus unterschiedlichen Generationen. Mit dem Verein wollen sie das alte Wissen rund ums Papier und die Papierverarbeitung aufrechterhalten und weitervermitteln.

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