Mit Kindern joggen
Zwei Schritte einatmen, zwei Schritte ausatmen: Joggen entspannt, fördert die Ausdauer und macht Spass, vor allem dann, wenn die Sonne lacht. Ob Joggen auch für Kinder sinnvoll ist, weiss Bruno Kunz, Breitensport-Verantwortlicher des Schweizer Leichtathletik-Verbandes in Bern.
Joggen steigert wie kaum eine andere Sportart die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit. Macht es Sinn, Kinder mit zur abendlichen Jogging-Runde zu nehmen?
Bruno Kunz: Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn Kinder lernen, eine bestimmte Strecke am Stück zu joggen. Zum einen gehört eine gute Ausdauerfähigkeit zu einer guten Grundkondition, zum anderen entwickelt sich durch das Training die mentale Fähigkeit, bei Ermüdung nicht sofort aufzugeben. Kinder zum Joggen mitzunehmen, kann dennoch heikel sein. Eltern und Kinder haben nicht die gleichen Bedürfnisse. Wenn ambitionierte Eltern erwarten, dass ihre Kinder mit ihnen Schritt halten, besteht die Gefahr, dass sie die Kinder überfordern. Dann werden sie frustriert und verlieren die Lust an der Sportart.
Kinder rennen im Alltag mehr als Erwachsene: zum Beispiel im Spiel, um schnell irgendwohin zu kommen oder um ihrer Freude Luft zu machen.
Ja, Kinder sind es gewohnt, sich im Spiel länger zu bewegen, doch sie sind weniger geübt darin, an einem Stück ohne Pause eine bestimmte Strecke zu laufen. Deshalb müssen sich Eltern beim Joggen den Bedürfnissen der Kinder anpassen.
Auf welche Weise können Eltern beim Joggen Rücksicht auf Kinder nehmen?
Eltern sollten sich fragen, bevor sie starten: Welche Distanz können die Kinder schaffen? Welchen Anreiz hat die Runde für die Kinder? Zu Beginn ist es sinnvoll, kurze Runden zu laufen, so dass Kinder die Möglichkeit haben, jederzeit auszusteigen.
Wie können Eltern erkennen, ob die Trainingseinheit ihren Kindern angemessen ist?
Als Faustregel gilt: Es sollte nur so schnell und nur so lange gejoggt werden, dass noch genügend Atem für eine Unterhaltung bleibt.
Nicht alle Kinder lieben das monotone Rennen.
Die Geschmäcker sind verschieden. Manche Kinder nehmen die Herausforderung gerne an, eine bestimmte Strecke zu laufen. Andere sind verspielter. Spielelemente lassen sich einbauen:
In vielen Wäldern gib es Parcours mit Übungen, die das Joggen auflockern. Wenn die Familie oder Laufgruppe etwas grösser ist, lassen sich auch ohne Aufwand Stafetten oder andere Laufspiele organisieren. Ein Wurfduell mit Tannenzapfen kann zum Biathlon werden, bei dem je nach Erfolg beim Treffen kürzere oder längere Strecken gelaufen werden müssen.
Gibt es eine Faustregel, wie lange Kinder mindestens rennen können sollten?
Die Grundanforderung beim Lauftraining lautet: «Laufe dein Alter». Die Jahreszahl des Alters bestimmt, wie viele Minuten Kinder joggen können sollten. Konkret heisst das: Sechsjährige versuchen, sechs Minuten am Stück zu rennen, Zehnjährige zehn Minuten. Wer das ohne Probleme schafft, kann sein Tempo steigern und sich zum Beispiel in einem Zwölf-Minuten-Lauf messen.
Kann zu langes Joggen Kindern schaden?
Nein. Wenn das Tempo zu hoch ist, hören die Kinder natürlicherweise auf zu rennen. In diesem Moment gilt es für die Eltern, diese Reaktion ernst zu nehmen. Der Schaden ist dann eher psychischer Natur, das heisst das Kind findet Joggen «doof» und kommt nicht mehr gerne mit.
Welches Fazit lässt sich ziehen?
Es ist gut, wenn Kinder rennen. Voraussetzung ist aber, dass Kinder erleben: Joggen macht Spass! Dann werden Grundlagen für das Joggen gelegt, von denen Kinder ein Leben lang gesundheitlich profitieren können.
Weiterführende Links zum Joggen für Kinder
- Ausdauerspiele: www.kinder-im-gleichgewicht.ch
- Tipps für den 12-Minuten-Lauf: www.lauftipps.ch
- Der richtige Laufschuh: www.dtb-online.de
- Runningportal des Schweizer Leichtathletik-Verbandes: www.swiss-running.ch
- Wie der kindliche Körper auf Belastungen reagiert: www.joggen-online.de
Bruno Kunz aus Jegenstorf (BE) ist Breitensport-Verantwortlicher bei Swiss Athletics, dem Fachverband für Leichtathletik und Running in der Schweiz. Der 42-jährige Familienvater ist selber aktiver Läufer und gelegentlich auch mit seinen Söhnen joggend unterwegs. Der diplomierte Sportlehrer ist auch in der Ausbildung von Leiterinnen und Leitern von Laufgruppen tätig.
Foto: Swiss Athletics