Frühchen-Mama hoch drei: «Wir konnten die Geburt noch einige Tage herauszögern und eine Lungenreifung machen»
Patricias Nachwuchs hat es eilig. Ihre drei Kinder kamen alle zu früh zur Welt. Im Erfahrungsbericht erzählt uns Patricia, wie sie diese Zeit erlebt hat und wie sie trotz allen Schwierigkeiten stets eine positive Einstellung wahrt.
Liebe Patricia, du bist Mama von drei Frühchen-Kindern.
Genau, jedes meiner drei Kinder kam zu früh zur Welt. Meine erste Tochter kam in der 32. SSW zur Welt, die Zweite in der 37. Woche und mein Sohn in der 28. Woche.
Wie habt ihr die Geburt eures ersten Kindes erlebt?
Beim ersten Kind wussten wir, dass ich eventuell eine Präeklampsie entwickle. Der Arzt hat das immer gut erklärt, ich habe das zu jenem Zeitpunkt jedoch nicht so ernst genommen. Beispielsweise hat er gesagt, ich müsse bei Kopfschmerzen sofort ins Spital.
Zwei Monate vor meinem eigentlichen Geburtstermin wurde ich nach einer Untersuchung direkt in den Gebärsaal geschickt. Wir konnten die Geburt noch einige Tage herauszögern und eine Lungenreifung machen. Schliesslich kam meine Tochter 32+2 auf die Welt mit 1300 Gramm. Das war ein Riesenschock für mich.
Präeklampsie: Lebensgefährlich für Mutter und Kind
Bei einer Präeklampsie handelt sich um eine Erkrankung des Körpers während der Schwangerschaft, die mit Bluthochdruck einhergeht und im schlimmsten Fall Nieren- und Leberversagen sowie gefährliche Krampfanfälle bei der Schwangeren auslösen kann. Erfahre in unserem Artikel mehr über die Präeklampsie.
Wie war es bei eurer zweiten Tochter?
Bei meinem zweiten Kind hatte ich ebenfalls eine Präeklampsie. Ich hatte mir eine normale Geburt gewünscht, aber als ich mit Medikamenten stabilisiert werden musste, ging es einfach nicht mehr. Schliesslich wurde sie einen Monat zu früh per Notkaiserschnitt geholt. Sie wog bloss 2 Kilo.
Der grosse Unterschied zu meiner ersten Tochter war, dass meine zweite nicht auf die Neonatologie musste. Sie war immer bei mir und nach einer Woche durften wir dann nach Hause.
Am Sonntagabend wussten wir noch nicht, wie er heissen soll und am Montag ging es plötzlich los.
Wie ging es dir bei eurem dritten Baby?
Bei meinem Sohn, dem dritten Baby, ging es mir ab der 24. Schwangerschaftswoche nicht mehr so gut. Ich wurde zu dem Zeitpunkt wöchentlich im Kantonsspital untersucht und haben auch schon eine Lungenreifung gemacht.
Auch dieser dritte Notkaiserschnitt war ein Schock. Am Sonntagabend wussten wir noch nicht, wie er heissen soll und am Montag ging es plötzlich los. Er wog nur 930 Gramm. Er war ein Hämpfeli, ein Nichts.
Erst nach der Geburt hat uns die Ärztin dann vom Nabelschnurknoten erzählt, von dem sie schon länger wusste. Zuerst fühlten wir uns vor den Kopf gestossen, weil sie uns erst so spät informiert hat. Aber es war richtig, und dies so verheimlichen. Wenn ich schon zuvor vom Nabelschnurknoten gewusst hätte, wäre ich nie so locker durch diese Schwangerschaft gegangen. Ich hätte mich völlig verrückt gemacht.
Frühgeburt in der 29. SSW: Ein Erfahrungsbericht
Bei einer Vorsorgeuntersuchung in der 29. Woche erfährt Evelyn, dass ihr Baby aufgehört hat, zu wachsen. Zwei Tage später kommt ihr Sohn auf die Welt. Er wiegt weniger als ein Kilo und verbringt seine ersten sieben Lebenswochen im Spital. Im Interview erzählt uns Evelyn, wie sie diese schwierige Zeit erlebt hat.
Was war eure grösste Herausforderung in jener Zeit?
Die grösste Herausforderung beim dritten Kind war das Management mit den älteren Kindern.
In der Woche, als unser drittes Kind geholt wurde, hatte unsere älteste Tochter gerade Chindsgi-Anfang. Es hat uns schon viel Energie gekostet, als unser Erstes auf der Neonatologie war, aber wenn du noch andere Kinder hast, ist es noch viel krasser. Der Fokus lag komplett auf den Kindern.
Unser Fokus lag komplett auf den Kindern.
Morgens ging mein Mann arbeiten, das Ältere in den Chindgsi und die Kleinere durfte zu den Grosseltern oder Bekannten. Ich ging dann bis am Mittag in die Neonatologie, die Nachmittage habe ich mit den Mädchen verbracht.
Mein Mann war abends nach der Arbeit in der Neonatologie. Er hat sich in jeder Zeit auf eine Prüfung vorbereitet. Den Pflegenden ist er in Erinnerung geblieben, als der Papi, der während dem Känguruhen am Lernen ist (lacht).
Wie habt ihr diese Zeit als Paar erlebt?
Beim Dritten sehr getrennt. Wir haben in jener Zeit meist aneinander vorbeigelebt. Wir haben unsere Kräfte für die Kinder gebündelt, und das hat für uns auch gestimmt. Wir waren kaum gemeinsam auf der Neonatologie, bloss die Arzttermine haben wir stets zusammen besucht. Wir haben funktioniert.
Als sich nach ein paar Monaten unser Familienleben eingependelt hatte, fingen unsere Kräfte an, nachzulassen. Ich hatte zweimal stark Scharlach, mein Mann eine Mittelohrentzündung. Irgendwann kann man nicht mehr. Aber wenn es sein muss, funktioniert man.
Was würdest du anderen Eltern in derselben Situation raten?
Was wir für uns stark mitgenommen haben: Lass dir helfen. Wenn jemand fragt, wie er oder sie helfen kann, soll man auch ehrlich sagen, was man braucht. Man darf Unterstützung annehmen. Uns hat es auch total geholfen, wenn ab und zu einfach eine Lasagne vor der Tür stand (lacht).
Lass dir helfen. Man darf Unterstützung annehmen.
Ich bin allgemein der Typ, der immer das beste aus einer Situation macht. Es war beispielsweise auch in Ordnung für mich, mein Baby für die erste Zeit im Spital lassen zu müssen. Ich habe von anderen mitbekommen, dass sie diesen Aspekt als sehr schlimm empfunden haben.
Ich habe mir dann einfach gedacht, dass ich Zuhause ja gar nicht für mein Baby sorgen könnte und versucht, es positiv zu sehen. Man kann die Situation ja nicht ändern.
Ressourcen für Frühchen-Eltern
Wenn dein Nachwuchs ein Frühchen ist, hast du bestimmt viele Sorgen und Fragen.
Auf der Webseite des Bundesverbandes für das frühgeborene Kind findest du zahlreiche Artikel rund um das Thema Frühgeburt und Frühchen. Wenn du dich mit anderen Frühchen-Eltern austauschen möchtest, kannst du das beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe tun.
Möchtest du andere Frühchen-Eltern und ihre Kleinen mental unterstützen, kannst du dich beim Verein Oktopus für Frühchen engagieren. Der Verein häkelt süsse Oktopus-Plüschtiere, die dann an Frühchen-Stationen gespendet werden. Jedes Frühchen im Spital soll einen kleinen Oktopus bekommen.