Eklampsie: Schwangerschaftsvergiftung bedroht das Leben von Mutter und Kind
Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Schwellungen an Händen und Füssen: Wer in er Schwangerschaft unter diesen Symptomen leidet, sollte schnell zum Frauenarzt. Es könnte sich um eine Schwangerschaftsvergiftung handeln. Wer früh reagiert, kann eine sogenannte Eklampsie und somit auch schwere Schäden beim ungeborenen Kind verhindern. Wieso es zu einer Schwangerschaftsvergiftung kommt und wie Sie eine Eklampsie erkennen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Bestimmt haben Sie auch schon den Ausdruck «Schwangerschaftsvergiftung» gehört. So wird die Eklampsie im Volksmund genannt. Dabei handelt es sich eigentlich gar nicht um eine Vergiftung im herkömmlichen Sinne. Es handelt sich um eine Erkrankung des Körpers während der Schwangerschaft, die mit Bluthochdruck einher geht und im schlimmsten Fall Nieren- und Leberversagen sowie gefährliche Krampfanfälle bei der Schwangeren auslösen kann. Das wird natürlich auch fürs Kind gefährlich und es muss in schweren Fällen mit einer frühen Entbindung gerettet werden. Ärzte sprechen übrigens häufig auch von einer «Gestose», dies ist jedoch nur ein Oberbegriff für Erkrankungen in der Schwangerschaft.
Eine Eklampsie kann während der ganzen Schwangerschaft auftreten. Frühestens aber in der zweiten Woche, aber auch während des Wochenbetts, teilweise sogar erst 14 Tage nach der Entbindung. Eine Schwangerschaftsvergiftung kann zu einer Frühgeburt führen und beim Kind schwere Beeinträchtigungen verursachen. Die Gestose tritt mit drei bis fünf Prozent Wahrscheinlichkeit übrigens recht häufig auf und kann in schweren Fällen eine stationäre Behandlung der Schwangeren erfordern. Nicht aber, wenn man die Krankheit rechtzeitig erkennt und schon in diesem frühen Stadium, auch Präeklampsie genannt, behandelt.
Diese Anzeichen deuten auf eine Präeklampsie hin
Die ersten Anzeichen, dass sich eine Schwangerschaftsvergiftung entwickelt, zeigen sich schon in der Phase der Präeklampsie. So leiden Frauen während der Präeklampsie unter Bluthochdruck. Der Bluthochdruck kann für die werdende Mutter und fürs Kind Komplikationen verursachen und muss engmaschig überwacht werden. Auch erhöhte Eiweisswerte im Urin sind ein Anzeichen für eine Präeklampsie, das Symptom wird Proteinurie genannt. Häufig treten bei der Patientin neben Proteinurie auch Wassereinlagerungen auf. Auch rasche Gewichtszunahmen sind möglich.
Am Blutdruck und Urin können erste Anzeichen der Gestose also schon in frühen Schwangerschaftswochen erkennt werden. «In ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften beginnt eine schwere Präeklampsie bereits vor der 35. Schwangerschaftswoche und weist dann eine Vielzahl von mütterlichen und kindlichen Komplikationen auf», schreibt Prof. Dr. med. Ernst Beinder vom Department Frauenheilkunde am Universitätsspital Zürich in einer Informationsbroschüre zur Präeklampsie für Schwangere.
Wird anhand der Symptome die Krankheit im Stadium der Präeklampsie erkannt, ist eine engmaschige Überwachung durch den Arzt zumeist ausreichend, um sicherzustellen, dass es Mutter und Kind gut geht. Wenn Sie regelmässig zur Vorsorgeuntersuchung gehen, sollten Sie bei ersten Anzeichen Ihren Frauenarzt um Rat fragen.
Welche Behandlung hilft?
Bei Ihnen wurde eine Gestose festgestellt? Der Arzt wird nun regelmässig Ihr Blut und Ihren Blutdruck untersuchen: Die Anzahl der von der Plazenta gebildeten Moleküle wird durch regelmässige Blutuntersuchungen überwacht. Bei vorliegendem Schwangerschaftshochdruck ist eine deutliche Erhöhung der Konzentration im Blut nachweisbar. Die Vorstufen der Schwangerschaftserkrankung lassen sich allgemein gut mit Medikamenten behandeln, sodass die Schwangerschaft fortgesetzt werden kann. Zuerst kommen krampflösende Mittel wie zum Beispiel Magnesium zum Einsatz. Regemässige gynäkologische Untersuchungen können eine Eklampsie oft verhindern. Bei jeder Schwangerschaftsuntersuchung wird ausserdem eine Urinprobe abgegeben, um die Proteinurie zu überwachen und nach Wassereinlagerungen geschaut.
Wenn aus der Präeklampsie eine Eklampsie wird
Eine frühe Behandlung ist wichtig! Wird in der ersten Phase nichts unternommen, schreitet die Eklampsie weiter voran und gefährdet die Schwangerschaft und as Kind. Die Vorzeichen einer Eklampsie sind Kopfschmerzen, Augenflimmern und oftmals Übelkeit und Erbrechen sowie neurologische Beschwerden. Die eigentliche Gestose ist gekennzeichnet durch Krampfanfälle, die bis zur Bewusstlosigkeit der Patientin führen können. Schlimmstenfalls kann es zum sogenannten HELLP-Syndrom kommen. Beim HELLP-Syndrom tritt zusätzlich eine Funktionsstörung der Leber auf. Die Schwangere leidet an Bauchschmerzen. Solche eklamptische Anfälle sind jedoch in Industrieländern wie der Schweiz sehr selten. Bei schwerer Erkrankung muss rasch gehandelt werden.
Die Schwangere muss dann ins Spital und per Kaiserschnitt entbinden. Die vorzeitige Geburtseinleitung und Entbindung des Kindes ist in diesem Fall leider die einzige Möglichkeit, um Schäden für Mutter und Kind zu vermeiden. Eine Eklampsie nach der Geburt kommt seltener vor und kann nur mit herkömmlichen Mitteln sowie einer intensivmedizinischen Überwachung der Patientin erfolgen. Die Gestose bildet sich innerhalb von sechs Wochen nach der Geburt von selbst zurück.
Ursachen einer Schwangerschaftsvergiftung
Die Ursachen der Präeklampsie sind noch weitestgehend unbekannt. Führende Mediziner gehen davon aus, dass der mütterliche Organismus durch die Schwangerschaft sehr stark belastet wird und so der Stoffwechsel in ein Ungleichgewicht gerät.
Unter besonderen Voraussetzungen können Schwangere zu einer Schwangerschaftsvergiftung neigen. Hierzu zählen bestehende Vorerkrankungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), chronische Nierenerkrankungen sowie chronischer Bluthochdruck. Übergewicht der Mutter sowie eine Mehrlingsschwangerschaft können ebenfalls eine Ursache sein. Eine familiäre Häufung wurde ebenfalls beobachtet. Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass es sich bei der Präeklampsie um eine Autoimmunreaktion der werdenden Mutter handeln könnte. Die DNA des Ungeborenen lässt sich oftmals im Blut der Mutter nachweisen.