Wandern mit Kindern im Tessin: Verzascatal
Wackelige Hängebrücken, gfürchige Wolfsfallen und ein ehemaliges Felssturzgebiet: Die tessiner Verzasca in der italienischen Schweiz bietet alles, was Familien sich vom Wandern in der Schweizer Natur erhoffen.
Wir stellen Ihnen eine zweitägige Wanderung für Familien im Tessin mit geringem Schwierigkeitsgrad vor. Sie eignet sich besonders gut für Wanderanfänger, die im Frühling oder Herbst das Tessin in der italienischen Schweiz entdecken wollen. Familien können die Wanderung auch auf zwei nicht hintereinander folgende Tage aufteilen.
1. Tag im Verzascatal (italienische Schweiz): Vom Talabschluss zum Bergsturz
Die Wanderung startet in Sonogno (918 Meter über Meer). Sonogno kann man vom Bahnhof Tenero direkt mit dem Postauto erreichen. Gehen Sie mit Ihren Kindern am Hauptplatz von Sonogno vorbei zur Kirche und wandern Sie hinunter zum Fussballplatz, wo Sie auf einer Brücke die Redòrta überqueren können.
Folgen Sie auf der anderen Uferseite dem Wanderweg bis zur Einmündung der Verzasca und über einige Zugangsflüssschen bis zur grossen Hängebrücke bei Frasco. Achtung: Hier sollten Kinder nicht rennen, denn dann wackelt die Brücke so richtig! Sind Ihre Kinder mutig genug?
Auf der gleichen Flussseite gelangen Sie über verschiedene Wege zur Strassenbrücke. Wechseln Sie nun auf die andere Seite der Verzasca und wandern Sie dem Ufer entlang Richtung Tal bis zum verlassenen Weiler Cordasc. Kommt langsam der Hunger?
Am Ufer befinden sich viele Picknickplätze, an denen man eine erste Pause machen kann. Das Tessin bietet eine vielfältige Pflanzen- und Naturwelt, die sich ideal für kleine Entdecker eignet. Suchen Sie mit Ihren Kindern im Herbst doch nach Kastanien und machen mit Sackmesser und kleinen Steckchen Kastanientiere.
Bei Wolfsfallen wie dieser hatte der Wolf keine Chance. Foto: Heinz-Eberhard Boden - Flickr
Nach Lorentino geht es über den Riale di Costoregna und nach Alnasca. Nun wird der Talboden immer breiter bis schliesslich Brione in Sicht kommt. Schauen Sie sich mit Ihren Kindern unbedingt die Lüera an, eine noch heute erhaltene Wolfsfalle.
Da in frühen Jahrhunderten zahlreiche Schafe und Ziegen gerissen wurden, bauten die Bauern Fallen mit lebendigen Ködern, welche die Wölfe anlocken sollten. Bei den Fallen handelte sich dabei um Löcher, in welche der Wolf hineinfiel, aber nicht mehr hinauskam. Für eine Pfote des Schafreissers konnte sich der Bauer eine Belohnung holen.
Kurz vor der Brücke nach Piee befindet sich einer der schönsten Badeplätze im Verzascatal. Legen Sie eine kurze Pause ein, lassen Sie Ihre Kinder die Füsse ins Wasser halten und geniessen Sie die Natur. Natürlich können Sie auch baden, das Wasser ist jedoch das ganze Jahr ziemlich kalt! In Piee reservieren Sie sich am besten ein Hotel oder eine Herberge zur Übernachtung.
Wenn Ihnen vor oder nach dem Nachtessen noch etwas Zeit bleibt, sollten Sie unbedingt eine Rundtour durch den Ganòm, ein immenses Felssturzgebiet, entdecken. Wandern Sie mit Ihrer Familie einige Meter in Richtung Brione. Dort finden Sie schnell einen Wegweiser, der nach Pianesc zeigt.
Wenn Sie am Sendemast vorbeigehen, erreichen Sie bald die Häuser von Pianesc. Wandern Sie über die Wiese südwärts bis der Wanderweg nach einer Linkskurve zur Ringmauer und zum Tor von Biasada führt. Von da aus gibt es einen direkten Weg zurück nach Piee.
2. Tag im Verzascatal (italienische Schweiz): Vom Bergsturz zur berühmtesten Tessiner Brücke
Bei der Römerbrücke befindet sich ein bekanntes Flussbad. Foto: iStockphoto - Thinkstock
Sind Ihre Kinder noch müde von der gestrigen Wanderung? Dann lassen Sie es heute etwas langsamer angehen und machen Sie unterwegs viele Pausen. Denn unterwegs auf dieser Wanderung gibt es viele Plätze in der Natur zu entdecken.
Wandern Sie wieder über die Verzascabrücke und laufen Sie anschliessend rechts dem Fluss entlang zur Kantonsstrasse. Überqueren Sie die Brücke noch vor der Galerie und biegen Sie nach wenigen Metern auf der Teerstrasse nach links ab. Nun wandern Sie über zwei Brücken und an mehreren Kunstinstallationen vorbei zum Weiler Ganne (669m).
Anschliessend führt der Wanderweg über einige Bäche nach Listra und überquert die Verzasca nach Motta. Nun kommen Sie an einem Reservoir vorbei, steigen ein wenig an und halten an einer Wiese mit Häusergruppe auf 872 Metern. Wie wär’s mit einer kleinen Picknickpause?
Höhendifferenz und Gehzeiten
1. Tag:
Sonogno-Brione/Piee-Ganòm-Piee: 3 h 15
Sonogno-Brione/Piee: 2 h 30
Piee-Ganòm-Piee: 0 h 45
2. Tag:
Brione/Piee-Motta-Lavertezzo: 3h
Brione/Piee-Motta: 1 h
Motta-Lavertezzo 2 h
Die Wegspuren nach Casa di Dentro sind leider sehr blass, aber logisch. Wenn Sie angekommen sind und gründlich suchen, finden Sie ein Dutzend Gebäude(ruinen), die im dichten Wald versteckt sind. Nehmen Sie den Weg, der über den Bach nach Revöira führt, wo sich ein kurzer Abstecher hinauf zur Gebäudereihe auf 970 Metern lohnt.
Hier treffen Sie auf monolithische Wasserspeicher und haben eine fantastische Aussicht aufs Tal. Von Revöira folgen Sie dem markierten breiten Weg nach Sambugaro. Beim Laufen sehen Sie bereits Lavertezzo und die berühmte Römerbrücke («Ponte dei Salti»). Hier befindet sich das bekannteste Flussbad des Tessins. Behalten Sie Ihre Kinder beim Schwimmen immer in den Augen! Die Postautostelle für den Rückweg befindet sich bei der Kirche von Lavertezzo.
Buchtipp
Diese Wanderroute wurde aus folgendem Buch genommen: Bergfloh 4, Tessin. Bergwandern mit Kindern. Von Kundert, Remo und Hochrein, Werner. Rotpunktverlag. 1. Auflage 2011.
Mit der Bücherreihe Bergfloh wollen Remo Kundert und Werner Hochrein Kinder für das Wandern begeistern. Nach einem gesamtschweizerischen Wanderbuch und zwei regionalen Bergflohbüchern für die Regionen Ostschweiz/Graubünden und Berner Oberland/Wallis widmet sich Bergfloh 4 dem Tessin.