Vollzeit arbeiten lohnt sich nicht für alle Familien
Immer wieder stellt sich die Frage, ob es sich finanziell lohnt, wenn beide Eltern arbeiten. Eine neue Studie liefert klare Antworten. 100 Prozent arbeiten lohnt sich am Ende nur für alleinerziehende Mütter und Väter und Familien mit einem Kind. Familien mit zwei oder mehr Kindern im Vorschulalter zahlen sogar noch drauf.
Das Institut für Forschung und Beratung Infras veröffentlichte kürzlich den dritten Teil eines Projekts für die Auftraggeber Kanton Basel Stadt und Kanton Zürich. Während der Forschungsschwerpunkt in den ersten beiden Phasen auf «Familienfreundliche Unternehmenspolitik» und Angebot der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung lag, wurde im dritten Teil die Familienfreundlichkeit der Steuer- und Kinderbetreuungstarifsysteme untersucht.
Wo besteht Verbesserungspotential?
Obwohl in den letzten Jahren der Anteil erwerbstätiger Frauen und das Engagement der Männer für die Familie gestiegen sind, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch lange nicht gewährleistet. 31 Prozent der Frauen mit Kindern im Vorschulalter arbeiten nicht, ebenfalls 31 Prozent der Frauen arbeiten weniger als 50 Prozent. Erst wenn die Kinder älter als 15 Jahre sind, gehen die kleinen Arbeitpensen leicht zurück und liegen nur noch bei 27 Prozent und der Anteil nicht-erwerbstätiger Frauen sinkt auf 20 Prozent. Männer dagegen arbeiten meistens Vollzeit – lediglich 7,4 Prozent der Männer sind teilzeitbeschäftigt.
Warum das so ist, erklärt ein Blick auf die Zahlen: Die Studie zeigt auf, wie sich das verfügbare Einkommen bei einer Erhöhung des Arbeitspensums nach Abzug der Steuern, Sozialabgaben und Kinderbetreuungskosten entwickelt.
Exemplarisch greifen wir zwei der im Rahmen der Studie untersuchten Haushalte heraus: Verheiratet, zwei Kinder im Vorschulalter, das gesamte Haushaltseinkommen wenn Mutter und Vater 100 Prozent arbeiten beträgt 18’000 (sie: 6’000, er: 12'000 CHF). Bei einem verheirateten Paar dieser Haushaltsstruktur lohnt es sich in den untersuchten Wohnregionen Baselstadt, Zürich, Dietikon und Dübendorf nur, wenn die Frau maximal 40 Prozent arbeitet. Würde sie mehr arbeiten, müsste die Familie das zusätzlich verdiente Geld in die Kinderbetreuung stecken oder sogar noch drauf zahlen. Bei Alleinerziehenden mit Haushaltseinkommen von 6'000 CHF (er/sie:6'000 und Alimente) lohnt sich Arbeit unabhängig von den Stellenprozenten in Baselstadt und Zürich immer, in Dietikon bis maximal 60 Prozent und in Dübendorf bis maximal 40 Prozent.
Arbeitspensum mit nur einem Kind oder Kindern im Schulalter
In einer einzelnen Analyse wurde darüber hinaus für Basel Stadt und Zürich Stadt berechnet, welche Jobaufteilung sich für Familien mit nur einem Kind oder mit Kindern im Schulalter lohnt. In diesen Fall lohnt es sich, wenn beide Eltern einen Job haben. Im Gegensatz dazu ist der Anreiz arbeiten zu gehen vor allem für Familien mit zwei und mehr Kindern im Vorschulalter sehr gering. Es wurde deutlich, dass die Kosten für die Kinderbetreuung den Erwerbsanreiz viel stärker beeinflussen als die Steuern.
Frauen zwischen Familie und Beruf
Diese Resultate weisen klar daraufhin, dass es Arbeits- und Familienmodelle braucht, von denen vor allem Familien mit zwei oder mehr Kindern im Vorschulalter profitieren können. Besonders im Hinblick auf den Frauenanteil an den Universitäten. Der Anteil gut ausgebildeter Frauen ist hoch, Tendenz steigend. Da gilt es eine bessere Lösung zu finden für Familien, in denen beide Elternteile mehr arbeiten möchten.