Laktoseintoleranz beim Kind erkennen und behandeln
Klagt Ihr Kind nach dem Verzehr von Milchprodukten über Bauchschmerzen oder Übelkeit, kann es sich um eine Laktoseintoleranz handeln. Das ist keine Seltenheit: Etwa jede fünfte Person in der Schweiz hat eine Milchzuckerunverträglichkeit, die durch ein fehlendes Enzym ausgelöst wird. Welche typischen Symptome auftreten, wie man eine Diagnose stellt und die Unverträglichkeit richtig behandelt.
Laktoseintoleranz bei Kindern: Das Wichtigste im Überblick
- Bei Babys ist eine Laktoseintoleranz sehr selten. Häufig entwickelt sich die Milchzuckerunverträglichkeit erst nach dem Kleinkindalter. Mehr dazu.
- Die Beschwerden betreffen den Verdauungstrakt und machen sich vor allem durch Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung bemerkbar.
- Eine Milchzuckerunverträglichkeit ist unangenehm, kommt aber häufig vor und hat keine negativen Folgen für den Körper. Mehr dazu hier.
- Mit laktosefreier oder laktosearmer Ernährung können die Beschwerden behoben werden. Was Ihr Kind essen kann, lesen Sie hier.
Wie entsteht eine Lakotseintoleranz?
Ausgelöst werden Beschwerden bei einer Laktoseintoleranz durch Gärung von Milchzucker (Laktose) im Magen-Darm-Trakt. Das liegt daran, dass der Körper das Verdauungsenzym Laktase nicht oder nur ungenügend produziert. Laktase ist nötig, um den in Milchprodukten enthaltenen Zucker, die Laktose, aufzuspalten und zu verdauen.
Der Milchzucker wird im Dünndarm in seine zwei Bestandteile gespalten, damit diese ins Blut aufgenommen werden können. Wenn nicht genügend Laktase vorhanden ist, gelangt Laktose unverdaut in den Dickdarm und verursacht dort Gärungsprozesse. Dadurch entstehen Bauchschmerzen und weitere Symptome. Das ist unangenehm, aber nicht gesundheitsschädlich – anders als bei einer Glutenunverträglichkeit. Da es sich nicht um eine Allergie handelt, der Körper also keine Anti-Reaktion auslöst, führen Spuren von Laktose in der Nahrung nicht zu Beschwerden.
Warum leiden viele Menschen an einer Laktoseintoleranz?
Laktose steckt in der Milch von Säugetieren vor. In der Regel haben alle Säuglinge und Kleinkinder genug Laktase, damit sie die Muttermilch verdauen können. Bevor der Mensch begann, tierische Milch zu verzehren, wurde das Enzyms nach dem Säuglingsalter einfach abgebaut, da der Körper nach der Stillzeit keine Muttermilch mehr bekam. Erst als die Menschen begannen, tierische Milchprodukte zu sich zu nehmen, ist der Bedarf von Laktase im Laufe des Lebens gestiegen. Doch daran haben sich im Laufe der Zeit längst nicht alle angepasst: Bei manchen Menschen wird das Enzym gebildet, bei anderen weniger. In Asien vertragen die meisten Menschen keine Milchprodukte, in der Schweiz ist circa jede fünfte Person betroffen.
Symptome einer Laktoseintoleranz
Die Beschwerden bei einer Milchzuckerunverträglichkeit reichen von Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall bis zu Übelkeit oder Verstopfung. In der Regel treten die Symptome 15 Minuten, spätestens jedoch zwei Stunden nach der Einnahme laktosehaltiger Nahrungsmittel auf. Je nach individueller Toleranz und aufgenommener Laktosemenge sind sie unterschiedlich stark.
Wie äussert sich Laktoseintoleranz bei Babys?
Ist Ihr Baby oder Kleinkind oft unruhig und schreit, erbricht oder leidet unter Druchfall – vor allem im Zusammenhang mit milchhaltiger Ernährung – können mehrere Ursachen dafür in Frage kommen. Eine Laktoseintoleranz ist bei Babys eher ungewöhnlich.
Hierzulande bildet sich eine primäre Unverträglichkeit erst bei Kindern ab fünf Jahren bis in die Pubertät hinein. Liegt die Vermutung nahe, folgt bei grösseren Kindern ein Blut- oder Atemtest. Beide Tests können bei Babys aber nicht angewandt werden, da die Voraussetzung dafür 12 Stunden Nüchternheit ist. In diesem Fall sollten Eltern ein Ernährungstagebuch führen und die Beschwerden dokumentieren. Da vor allem Durchfälle bei Babys leicht zu Dehydrierung führen können, ist es ratsam, medizinische Hilfe zu suchen. Auch eine Allergie gegen Milcheiweiss oder eine Kuhmilchallergie kann ähnliche Symptome auslösen, allerdings kommen hier häufig auch Hautausschläge oder Atemwegsbeschwerden hinzu.
Sehr selten kommt bei Babys eine genetische, also angeborene Laktoseintoleranz vor. Dann fehlt das für die Laktaseproduktion verantwortliche Gen komplett, das Enzym Laktase kann gar nicht gebildet werden.
Wie behandelt man eine Laktoseintoleranz?
Eine Laktoseintoleranz ist nicht heilbar. Die beste Therapie ist, auf laktosehaltige Produkte zu verzichten. Für die Diagnose bei Babys und Kleinkindern versucht man zunächst, zwei bis drei Wochen auf milchzuckerhaltige Produkte zu verzichten. Bessern sich die Symptome, kann gemeinsam mit einer Ernährungsberatung ein passender Diätplan erstellt werden. Zur Unterstützung der Verdauung von Milchprodukten gibt es auch Laktase-Tabletten. Diese können vor allem beim Essen ausser Haus nützlich sein. Ihrem Kind sollten Sie Nahrungsergänzungsmittel aber nur nach ärztlicher Beratung geben.
Was hilft bei Bauchschmerzen bei Laktoseintoleranz?
Bei akuten Bauchschmerzen wirken krampflösende und beruhigende Tees wie Fenchel-Anis-Kümmel und eine Wärmflasche lindernd. Bei gereizter Darmschleimhaut kann ein Haferbrei – mit Wasser oder pflanzlicher Milch zubereitet – helfen. Auch mit einer sanften Massage oder Bewegung sowie körperlicher Nähe unterstützen Sie kleine Patienten.
Kann man plötzlich eine Laktoseintoleranz bekommen?
Eine Laktoseintoleranz kommt nicht von einem Tag auf den anderen. Wenn aber das Enzym Laktase nicht mehr richtig gebildet wird, kann eine Milchzuckerunverträglichkeit entstehen. Dies kann auch durch eine andere Erkrankung – wie beispielsweise Zöliakie – begünstigt werden. In diesem Fall spricht man von einer sekundären Laktoseintoleranz. In der Schweiz geht das Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope davon aus, dass circa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung eine Laktoseintoleranz haben. Im Erwachsenenalter steigt die Anzahl der Betroffenen.
Was kann man bei Laktoseintoleranz nicht essen?
Laktose ist Milchzucker – die meisten Produkte aus Milch sind daher tabu. Dazu gehören auch Lebensmittel, die viele Kinder besonders gern trinken oder essen, wie etwa heisse Schoggi oder Glace. Folgende Lebensmittel sollten bei einer Laktoseintoleranz nicht gegessen oder getrunken werden:
🥛 Kuhmilch
🥛 Milchschoggi
🥛 Milcheis
🥛 Kondesmilch
🥛 Rahm
Aber auch in vielen Fertigprodukten versteckt sich Laktose. Wenn Ihr Kind an einer Laktoseintoleranz leidet, vermeiden Sie folgende Inhaltsstoffe:
- Milchzucker
- Milchpulver
- Molkepulver
- Molkenerzeugnisse
- Molke
- Sahnepulver
- Vollmilchpulver
- Magermilchpulver
Diese Inhaltsstoffe können etwa in Wurst, Kuchen, Gebäck, Backmischungen, Getränkepulvern oder Margarine stecken. Es gibt auch Medikamente, bei denen Laktose die Trägersubstanz darstellt, achten Sie also auch hier auf die Inhaltsstoffe und fragen Sie bei Arzt oder Apotheker nach.
Milchprodukte, die wenig oder keine Laktose enthalten
Eine Unverträglichkeit bedeutet aber nicht zwingend, dass man komplett auf Milchprodukte verzichten muss. Lange gereifte Käsesorten wie
🧀 Appenzeller,
🧀 Bergkäse,
🧀 Edamer,
🧀 Gouda und
🧀 Parmesan
beispielsweise enthalten keine Laktose mehr oder nur in verschwindend geringen Mengen. Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark können besser verträglich sein, weil ein Grossteil der Laktose schon in Milchsäure umgewandelt wird. Je nach Ursache der Unverträglichkeit ist die individuelle Toleranz sehr unterschiedlich. Hier hilft nur eins: Ausprobieren. Eine Tabelle mit dem Laktosegehalt verschiedener Lebensmittel gibt es bei Agroscope.
Ausserdem sind mittlerweile eine Menge laktosefreie Milchersatzprodukte auf dem Markt. Orientierung bieten die Siegel laktosefrei oder vegan. Mit dem Trend zu veganer Ernährung gibt es nun auch leckere Schoggi- oder Joghurtsorten ohne Milchzucker. Glace-Fans können ausserdem auf Wassereis oder Sorbet ausweichen. Mehr Infos bietet das Merkblatt zu Ernährung bei Laktoseintoleranz der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Weitere Tipps und Tricks für den Umgang mit laktosehaltigen Lebensmitteln bietet ausserdem das Allergiezentrum Schweiz.
Wie entsteht eine Laktoseintoleranz?
Wenn der Körper das Verdauungsenzym Laktase nicht in ausreichenden Mengen produziert, kann Milchzucker nicht richtig abgebaut werden und im Magen-Darm-Trakt kommt es zur Gärung.
Welche Symptome hat man bei einer Laktoseintoleranz?
Wenn man trotz einer Laktoseintoleranz Milchprodukte zu sich nimmt, kann es je nach Stärke der Unverträglichkeit zu Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Verstopfungen kommen.
Wie behandelt man eine Laktoseintoleranz?
Eine Laktoseintoleranz ist nicht heilbar. Beschwerden lassen sich aber vermeiden, indem man auf Milchprodukte verzichtet.
Was kann man bei einer Laktoseintoleranz nicht essen?
Wer eine Laktoseintoleranz hat, sollte auf Kuhmilch, Rahm, Kondensmilch, Milcheis und Milchschokolade verzichten. Bei einer starken Laktoseintoleranz können auch Joghurt, Buttermilch und Quark Beschwerden auslösen.