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Kinderbetreuung: Alternativen zur Kinderkrippe

Eltern befinden sich in einer schwierigen Situation, wenn sie dringend eine Betreuung für ihr Kind benötigen. Nicht immer lässt sich auf Anhieb ein Platz in einer guten Kinderkrippe oder einem Kinderhort finden. Ein Problem, das sich nur mit einer guten Portion Einfallsreichtum lösen lässt.

Eine kurzfritige Lösung für Kinderbetreuung kann eine Spielgruppe sein.
In einer Spielgruppe können sich Mütter und Väter die Arbeit gegenseitig abnehmen.Foto: iStock, Thinkstock

Wenn dringend eine Kinderbetreuung gesucht wird, steht die Familie oft vor einem schwierigen Problem. Gleichgültig, ob die Betreuung für kurze Zeit oder einen längeren Zeitraum nötig ist, ob sie schon morgen oder erst in ein paar Wochen beginnen soll: Es ist nicht leicht, eine Lösung zu finden, die Eltern und Kind gefällt und die darüber hinaus bezahlbar ist.

Diese Erfahrung machte auch Maria R. Die alleinerziehende Mutter musste mit ihren beiden Kindern aus beruflichen Gründen umziehen. Am neuen Wohnort, in ländlicher Umgebung, ist aber für Tochter Lena kein Platz in einer Kindertagesstätte frei. Und auch der ältere Sohn, der zuvor eine Ganztagsschule in Basel besuchte, weiss mit den Nachmittagen nichts anzufangen. Leider lässt sich für ihn auch kein Hort am Ort finden.

Daten und Fakten zur Kinderbetreuung

Wenn es um die Betreuung ihrer Kinder geht, zählen Eltern vor allem auf Verwandte, insbesondere auf die Grosseltern. Sie springen oft dann ein, wenn eine Betreuung bis zu einem Tag pro Woche benötigt wird. Erst bei höherem zeitlichen Betreuungsbedarf nutzen die Eltern institutionalisierte Angebote.

Die Nutzung familienergänzender Kinderbetreuungsangebote hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen: Während 2001 nur drei von zehn Familien ihre Kinder regelmässig betreuen liessen, waren es 2009 vier von zehn. Diese Zunahme zeigt sich vor allem in der vermehrten Nutzung institutionalisierter Angebote wie Kinderkrippen, Tagesschulen, Mittagstischen und Nachschulbetreuung.

Quelle: Bundesamt für Statistik

 

Was können Eltern tun, wenn sie keine übliche Kinderbetreuung finden? Welche Alternativen gibt es, wenn Oma und Opa zu weit entfernt leben, um helfen zu können, der Babysitter unzuverlässig ist und eine Tagesmutter nicht zu finden ist? Grundsätzlich gilt: Ungewöhnliche, aber alltagstaugliche Lösungen setzen eine gute Portion Einfallsreichtum, Kooperationsbereitschaft und Kommunikation voraus.

Kinderbetreuung: Netzwerk knüpfen

Ein gutes Netzwerk fängt Kinder auf. Glück hat, wer Verwandte, Freunde, nette Nachbarn, vielleicht auch eine kinderliebe Arbeitskollegin in seiner Nähe weiss. Wer neu an einen Ort zieht, muss sich allerdings ein solches Netzwerk erst einmal aufbauen.

Möglicherweise lassen sich über eine Anzeige in der Zeitung oder einen Aushang im Supermarkt andere Eltern kennenlernen, die ebenfalls händeringend nach einer Obhut für ihr Kind suchen. Gemeinsam ist es leichter, eine Lösung zu finden. So kann man vielleicht zusammen eine Tagesmutter für mehrere Kinder finanzieren. Oder es gelingt, sich mit der Betreuung abzuwechseln, weil die eine Mutter morgens, die andere aber nachmittags arbeitet.

Auch mit Hilfe des Internets lassen sich Familien kennenlernen, die in der Nähe wohnen und sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung helfen wollen: Die Plattform www.esgehtauchso.ch besteht seit 2008 und verlangt keine Gebühren.

Kinderbetreuung: Spielgruppen

Spielend neue Erfahrungen machen und die Welt ein Stück näher kennenlernen: Das können kleine Kinder in Spielgruppen. Beim Musizieren, Malen und Matschen, Experimentieren und Turnen haben sie viel Gelegenheit, ihren Horizont zu erweitern. Kleine Kinder nehmen in der Regel mit einer vertrauten Person, meist einem Elternteil, teil. Ab einem Altern von drei Jahren bleiben sie bereits oft selbstständig in ihrer Spielgruppe, die von Vereinen, der Gemeinde, der Kirche oder Unternehmen getragen wird. Die Gebühren sind unterschiedlich hoch – sie belaufen sich im Durchschnitt auf 8 Franken pro Stunde.

In der Regel beschäftigen sich die Spielgruppen-Leiter ein bis drei Mal wöchentlich ca. zwei Stunden mit den Kindern. Eine Spielgruppe kann Eltern je nach Angebot aber auch grösseren Freiraum bieten und sich zum Beispiel über einen halben Tag erstrecken.

Weitere Informationen: www.spielgruppen.ch

Freizeitprogramm

Sind die Kinder bereits älter und wird eine Betreuung nur für einige Nachmittage gesucht, kann ein ausgefeiltes Freizeitprogramm weiter helfen. Da gilt es zu schauen, was der Ort bietet. Hat das Kind Lust, an einem Nachmittag Fussball im Verein zu spielen? Oder zwei Nachmittage in der Woche auf dem Reiterhof Pferde zu striegeln und zu reiten? Vielleicht kann es zuvor bei Freunden zu Mittag essen? Sinnvoll ist es, bei der Stadt oder Gemeinde nach Freizeitmöglichen für Kinder in der Nähe zu fragen.

Die Stadt Zürich listet auf ihren Internetseiten halbtägige und stundenweise Aktivitäten für Kinder auf, bei denen Eltern ihren Nachwuchs getrost alleine lassen können. Ob Keramikwerkstatt, Kinderwerken oder Töpfern: Die Palette der Angebote ist gross. Auch Kinderhütedienste stehen auf dem Programm verschiedener Einrichtungen.

Weitere Informationen: www.stadt-zuerich.ch

Kinderbetreuung bei Krankheit

Krank zu sein, ist schlimm – vor allem dann, wenn man sich dabei noch um ein Kind kümmern muss, aber eigentlich gar nicht kann. In einem solchen Fall springt das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) mit seinem Dienst für Kinderbetreuung zu Hause ein.

Im Notfall können sich Eltern beim Rotkreuz-Kantonalverband des Wohnkantons melden. Dieser schickt möglichst rasch eine Betreuerin in die Wohnung der Eltern. Sie beaufsichtigt das Kind, spielt mit ihm und bereitet Mahlzeiten zu.

Der Dienst richtet sich an Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren. Dank einkommensabhängiger Tarife und Spenden kann das Angebot auch von Familien mit kleinem Budget genutzt werden. Darüber hinaus übernehmen einige Krankenkassen die Kosten.

Weitere Informationen: www.redcross.ch

Langfristige Kinderbetreuung: Au Pair

Wer ein Zimmer zu Hause frei räumen kann, der kann sich um ein Au-Pair bemühen. Au-Pairs sind junge Menschen aus dem Ausland, die nach der Schule eine andere Kultur kennenlernen wollen. Sie helfen im Haushalt, betreuen Kinder und vertiefen dabei die Fremdsprachen-Kenntnisse. Der Aufenthalt wird oft mit einem Besuch einer Sprachschule gekoppelt. In der Regel bleiben sie neun bis zwölf Monate. Neben freier Verpflegung erhält ein Au-Pair Taschengeld: www.jugendundsprachen.ch/aupair-loehne.htm
 

Maria R. hat mittlerweile eine Lösung gefunden, wie sie ihre Kinder unterbringen kann. Sie hat das Glück, einige Strassen entfernt von ihrer Wohnung eine Familie kennengelernt zu haben, die an zwei Tagen in der Woche die Betreuung ihrer Kinder übernimmt. Dafür sind deren Kinder an ihrem einzigen freien Nachmittag bis spät in den Abend und auch am Samstag bei ihr zu Gast. An einem weiteren Nachmittag kommt eine Studentin zu ihr nach Haus, die sie bezahlen muss. Für das jüngere Kind ist zum Glück ein Kita-Platz in Aussicht.

 

 

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