Warum Sie den beruflichen Wiedereinstieg wagen sollten
Wenn eine Familie Zuwachs bekommt, nehmen sich meist Mütter eine Auszeit, die über den Mutterschutz hinausgeht. Karrierepläne werden dadurch oft aufgeschoben. Haben die Kinder aber ein gewisses Alter erreicht, steht dem beruflichen Wiedereinstieg nichts mehr im Weg. Oder doch?
Grübelnd stehen Daniela Munz und ihr Mann Martin vor der kleinen Pinnwand im Flur. Immer wieder zücken sie einen bunten Zettel, schreiben ihre Gedanken darauf und pinnen sie an die Wand – einmal rechts, einmal links. Sie arbeiten an einer Pro- und Kontra-Listedie klären soll, was für den beruflichen Wiedereinstieg von Daniela spricht und was dagegen.
Kind und Karriere – Die Familie Munz
Zur Familie Munz gehören neben Papa Martin und Mama Daniela noch die drei Kinder Lukas (8), Sarah (7) und Tabea (3). Ihren Lebensunterhalt finanzierten die Eltern bis vor kurzem noch gemeinsam – Martin als Vollzeit-Berufssoldat und Daniela als Teilzeit-Pflegefachfrau.
Dann aber sei Sarah in die Schule gekommen, berichtet die 40-Jährige. Die Hilfe bei den Hausaufgaben am Nachmittag sei als arbeitende Mutter sehr nervenaufreibend und stressig gewesen. Darum habe sie sich vor sechs Monaten entschieden, eine berufliche Auszeit zu nehmen.
Die dreifache Mutter stellte die Bedürfnisse ihrer Kinder über ihr eigenes Bedürfnis als Fachkraft arbeiten zu können. Nun aber, da Sarah sich besser in der Schule zurecht findet, steht Daniela vor der Wahl: Wiedereinstieg in den Beruf – ja oder nein.
Tipp: Gerade bei wichtigen Lebensentscheidungen kann es sinnvoll sein, die Argumente, die für und gegen den Entschluss sprechen, zu visualisieren – am besten in Form einer Pro- und Contra-Liste, empfiehlt Kinder- und Jugendpsychologin Andrea Cathers.
Darum sollten Mütter den Wiedereinstieg wagen
1. Der Wiedereinstieg ist steuertechnisch günstig
Auch wenn es in der Schweiz eine Einkommenssteuer gibt, die mit höherem Einkommen überproportional wächst, übersteigt das zusätzliche Einkommen in der Regel die Höhe der zusätzlichen Steuern.
Allerdings müssen auch die Kinderbetreuungskosten in die Rechnung einbezogen werden: Diese können laut Finanzberater Luca Dauccia das zusätzliche Einkommen übersteigen. Um das einzuschätzen, müsse man die Familiensituation individuell betrachten.
2. Altersvorsorge durch Pensionskasse
Pensionskassenversichert ist man ab 18 Jahren. Allerdings müssen Sie dafür mindestens 21'150 Franken pro Jahr verdienen. Junge Mütter investieren also in ihre Altersvorsorge, wenn Sie nach der Geburt eines Kindes – auch Teilzeit – wieder in ihrem Beruf arbeiten. Die Pensionskasse ist zudem Versicherung im Todesfall und bei Invalidität.
3. Die Kinder sind gut untergebracht
Beim häufigsten Betreuungsmodell wird das Kind in einer Kita untergebracht, wo mehrere Erzieherinnen und Erzieher für die Betreuung zuständig sind. Laut Familienbloggerin Andrea Jansen von «Any working mom» ist das in der Schweiz das gängigste Modell. Alternativ gebe es die Möglichkeit, eine Nanny einzustellen. Finanziell lohne sich das jedoch erst ab dem zweiten Kind.
4. Selbstverwirklichung durch Karrieremöglichkeiten
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Selbstverwirklichungsaspekt. Viele Mütter haben vor der Geburt eine Lehre gemacht, studiert und ein paar Jahre Berufserfahrung gesammelt, doch legen danach zunächst ihre Karriere auf Eis – zum Wohl des Kindes. Durch den Wiedereinstieg können sie an die beruflichen Perspektiven vor der Schwangerschaft anknüpfen, neue Ziele stecken und so zu ihrer eigenen Zufriedenheit beitragen.
«In meiner Brust schlagen zwei Seelen – eine für die Familie, die andere für den Beruf.» Mutter Daniela erzählt in der Sat.1-Sendung «Familiezyt», was sie zur Auszeit im Job bewogen hat. (Video: zVg/Sat.1)
Wiedereinstieg – Zweifel überwinden
Den Kindern Stabilität bieten, ihren Bedürfnissen gerecht werden und gleichzeitig beruflich weiterzukommen ist kein einfaches Vorhaben. Dennoch ist beides möglich, da ist sich Familie Munz sicher. Als Pflegefachkraft sei ein Wiedereinstieg jederzeit möglich, so Mutter Daniela. Man müsse eben nur darauf achten, flexibel zu bleiben – sowohl beruflich als auch privat.
Dass Daniela eine zeitlich begrenzte Auszeit für ihre Kinder nimmt, ist für Familie Munz die perfekte Lösung. Dank der Pro- und Contra-Liste steht für die derzeitige Vollzeit-Mami nun fest, dass sie in den Beruf zurückkehren wird.