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Wie viel sollte mein Kind selbst entscheiden?

Kinder sollen selbstständige Erwachsene werden. Doch was sollten Eltern beachten, wenn sie ihre Kinder schon früh mitentscheiden lassen möchten? Familienleben-Expertin Karin Zink über die Qual mit der Wahl.

Wie viel sollte das Kind selbst entscheiden dürfen?
Was darf das Kind selbst entscheiden – und was sollten Eltern beachten, wenn sie Wahlmöglichkeiten aussprechen? Bild: RichVintage, Getty Images Plus

Ich gebe meinem 8-jährigen Sohn oft die Wahlmöglichkeit, ob er vor oder nach dem abendlichen TV die Zähne putzen will. Das klappt nicht immer gut. Können Sie mir erklären, was ich beachten sollte, wenn ich meinem Kind Wahlmöglichkeiten lasse? Ich bin da unsicher.

Das sagt Familienleben-Expertin Karin Zink:

Wir geben unseren Kindern in den von uns festgesetzten Grenzen immer wieder Entscheidungsmöglichkeiten. Durch dieses Mitentscheiden lernen sie auch, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Es sollten jedoch Wahlmöglichkeiten sein, die nicht wütend, genervt oder gar verletzend ausgesprochen werden.

Diese Sätze sollten Eltern unbedingt vermeiden: «Das ist deine Entscheidung, du bist dann dafür verantwortlich!» oder: «Du kannst dich entscheiden, ob du das Zimmer jetzt aufräumen willst. Wenn du es nicht tust, kannst du eben morgen nicht mehr an den PC.»

Doch auch wenn man liebevoll verschiedene Wahlmöglichkeiten ausspricht, kann es sein, dass manche Kinder zum geforderten Zeitpunkt nicht entscheiden wollen. In solch einem Fall kann ich als Elternteil in einem freundlichen Tonfall sagen: «Wenn du es jetzt nicht entscheiden kannst, dann entscheide ich es für dich.»

Es kann durchaus geschehen, dass sich Kinder nicht an die gemeinsam getroffene Entscheidung halten. Das Kind trödelt zum Beispiel beim Aufräumen, obwohl vereinbart war, dass es basteln darf, nachdem es zügig aufgeräumt hat. Dann können Eltern sagen: «Oh, du hast dich offensichtlich umentschieden, und räumst nun trotz Vereinbarung langsam auf. Die Folge ist ganz einfach: Das Basteln wird auf morgen verschoben.»

Solche Aussagen sind immer mit einer wohlwollenden, beziehungsstärkenden Haltung dem Kind gegenüber verbunden. Eltern dürfen ihre Machtposition nie ausnutzen.

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Karin Zink ist seit 20 Jahren in der Pädagogik tätig. Zunächst als Kindergärtnerin, später als Psychomotorik-Therapeutin. Heute begleitet sie Eltern und Kinder auch individualpsychologisch als Familienberaterin und STEP-Kursleiterin. Karin Zink ist Mutter von zwei Kindern und lebt in Benken. karin-zink.ch

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