Wenn das Kind nicht mehr in den Kindergarten oder die Schule will
Ihr Kind will einfach nicht mehr in den Kindergarten oder zur Schule? Häufige Gründe dafür sind Trennungsängste sowie Konflikte mit anderen Kindern oder Lehrpersonen. Wichtig ist, die Ursachen zu klären und hilfreiche Strategien zu überlegen. Wie Eltern die Eingewöhnung erleichtern können und die besten Tipps, um Trennungsängste zu überwindern sowie Schulangst oder Schulphobie vorzubeugen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Dass ein Kind nicht in den Kindergarten möchte, kann verschiedene Gründe haben. Dazu zählen etwa Trennungsängste oder Konflikte mit Erziehern oder anderen Kindern. Mehr lesen.
- Oft fällt es den Eltern selbst schwer, sich vom Kind zu lösen. Für Eltern und Kind wird es leichter, wenn es Ihnen als Mutter oder Vater gelingt, eine positive Einstellung zum Kindergarten und zur Schule aufzubauen. Mehr lesen.
- In Gesprächen mit Lehrpersonen lässt sich herausfinden, warum ein Kind nicht in den Kindergarten oder die Schule will. Ursachen der Situation können unter anderem Konflikte mit Kindern, Mobbing, Lernschwierigkeiten und Prüfungsangst sein. Hier lesen Sie mehr über das Thema Schulangst.
- Eltern können Kindern die Eingewöhnung in den Kindergarten oder die Schule mit einigen Tipps erleichtern. Mehr lesen.
Manches Kind tut einfach alles, um daheim bei Mama oder Papa bleiben zu können und nicht in den Kindergarten oder in die Schule zu müssen. «Mein Kind trödelt beim Frühstück, beginnt ein Spiel im Haus, zieht sich nicht an oder – wenn es älter ist – schwänzt die Schule», erzählen Eltern immer wieder. In der Regel stecken Ängste hinter der Weigerung, in den Kindergarten oder in die Schule zu gehen. Um das Leben zu erleichtern, ist es wichtig, die Auslöser der Ängste zu erkennen.
Gründe, warum das Kind nicht in den Kindergarten will
Alle Kinder, die in den Kindergarten kommen, müssen sich zunächst eingewöhnen und ihre Trennungsangst überwinden. Für ein kleines Kind ist es eine grosse Herausforderung, in der neuen Umgebung seinen Platz zu finden. «Ein Kind, das bislang sehr behütet wurde und wenig Kontakt mit Gleichaltrigen hatte, tut sich damit vielleicht etwas schwerer. Das ist ganz normal», sagt Kinder- und Jugendpsychologin Katrin Gossner, Leiterin der Sektion Schulpsychologie im Kanton Aargau. Eine Kindergarten-Müdigkeit kann allerdings auch plötzlich dann auftreten, wenn es schon längere Zeit im Kindergarten ist. Vielleicht hat es Ärger mit einem Kind oder einer Erziehungsperson gehabt? Oder der beste Freund oder die beste Freundin hat sich einem anderen Kind zugewandt? Katrin Gossner: «Auch Veränderungen im Leben der Familie – wie Streit, Trennung der Eltern oder ein neues Geschwisterkind – können ein Kind hindern, in den Kindergarten gehen zu wollen.»
Kinder lassen ihren Emotionen meist freien Lauf. Was ihnen aber oft schwer fällt ist es, die Ursachen für ihre Gefühle zu nennen. Diese Tipps helfen, den Auslösern für ihren Kummer auf den Grund zu gehen:
- Bei einem Rollenspiel, etwa mit Puppen oder Kuscheltieren, spielen Kinder oft Situationen aus ihrem Alltag nach. Vielleicht erfahren Sie die Ursache, warum Ihr Kind den Kindergarten verweigert, wenn Sie gemeinsam «Kindergarten» spielen.
- Das Kind gleich am Frühstückstisch zu fragen, warum es nicht in den Kindergarten will, wühlt das Kind auf und bewirkt eher, dass es sich noch mehr dagegen sträubt. Warten Sie einen ruhigen Zeitpunkt am Nachmittag oder Abend ab, um Ihr Kind auf das Thema anzusprechen.
- Erinnern Sie sich an Ihre Zeit im Chinsgi? Kinder hören gerne zu, wenn Eltern von ihrer Zeit als Kinder erzählen. Und es macht Mut zu hören, wie Mama und Papa mit Problemen umgegangen sind.
Was tun, wenn das Kind nicht in den Kindergarten will?
Ist etwas im Kindergarten vorgefallen, womit das Kind nicht zurecht kommt? Wenn es plötzlich daheim bleiben und nicht mehr in den Kindergarten will, ist es wichtig, das Gespräch mit den Lehrpersonen zu suchen. Sie erleben das Kind täglich im Kindergarten und mit ihnen lässt sich gemeinsam nach der Ursache suchen, die das Kind vor dem Kindergarten zurückschrecken lässt. Ist die Ursache bekannt, haben Lehrpersonen und Eltern viele Möglichkeiten, das Kind zu entlasten. Was Sie tun, wenn das Kind nicht mehr in den Kindergarten möchte, hängt natürlich von derUrsache ab:
1 Hat es zum Beispiel Konflikte mit einem anderen Kind, kann gemeinsam mit dessen Eltern nach einer Lösung gesuch werden. Wenn die Eltern einen guten Draht zueinander haben, fällt es den Kindern oft leichter, sich aufeinander einzulassen.
2 Eine der häufigsten Ursachen sind Trennungsängste. Kommen Sie Ihrem Kind ein bisschen entgegen und verkürzen Sie etwa die Zeit, die es im Kindergarten bleiben muss: Bringen Sie es etwas später hin oder holen es etwas früher ab. Oder Sie sorgen für kleinen Aufheiterungen und packen etwa das Lieblingsstofftier des Kindes als Überraschung in den Rucksack. Wichtig ist ausserdem, dass Sie Ihrem Kind signalisieren, dass Sie seine Ängste ernst- und wahrnehmen.
3 Wenn das Kind nicht in den Kindergarten möchte, weil es keinen Draht zu den anderen Kindern bekommt, kann es helfen, das Kind etwas früher am Morgen in den Kindergarten zu bringen. Denn zu dem Kind, das als erstes da ist, gesellen sich die anderen Kinder oft ganz von selbst. Oder Sie laden Kinder, mit denen Ihr Kind gerne öfter spielen würde, zu sich nach Hause ein.
Warum verweigern Kinder die Schule?
Warum ein Kind die Schule verweigert, kann verschiedene Ursachen haben. Katrin Gossner nennt Bespiele: «Ein Grund kann ein neuer Lehrer sein, mit dem das Kind nicht klar kommt. Oder Konflikte mit anderen Schülern machen den Schulbesuch schwierig.» Auch das Gefühl, keine Freunde zu finden oder gemobbt zu werden, führt dazu, dass Kinder Angst vor der Schule haben. Viele Kinder fühlen sich vom Lernstoff und Leistungsdruck stark überfordert und können deshalb nur schlecht lernen.
Falls Kinder immer häufiger die Schule verweigern, müssen Eltern der Ursache auf den Grund gehen und eine Lösung für das Problem finden. Und um welche Art der Schulverweigerung handelt es sich? Laut einem Bericht der Abteilung Schulpsychologie des Kantons Schwyz gibt es drei Arten der Schulverweigerung: Schulangst, Schulphobie und Schuleschwänzen.
Was ist Schulangst?
Schulangst kennzeichnet eine Angst, die konkret auf Situationen in der Schule gerichtet ist, die als bedrohlich erlebt wird. Das Kind ängstigt sich dann zum Beispiel vor Beschämung, Verletzung, Strafe oder Mobbing. Auch Prüfungsangst ist eine Form der Schulangst. Einfach gesagt kann zwischen zwei Formen unterschieden werden:
- Leistungsangst: Das Kind fürchtet, den Leistungsanforderungen nicht gerecht zu werden.
- Soziale Angst: Das Kind hat Angst, sich zu blamieren, in eine peinliche Situation zu geraten oder gar gemobbt zu werden.
Was ist eine Schulphobie?
Die Schulphobie ist dagegen eine umfassendere Angst. Bei jüngeren Kindern liegt meist eine starke Trennungsangst zugrunde. «Bei älteren Kindern kann die Schulphobie ein Anzeichen für eine beginnende psychische Erkrankung, zum Beispiel eine depressive Verstimmung, sein», so Katrin Gossner. Die Phobie äussert sich meist durch Wutausbrüche oder Teilnahmelosigkeit, kann aber auch von körperlichen Symtomen wie Bauchweh, Erbrechen, Einnässen und Schlafstörungen begleitet werden.
Schuleschwänzen – wenn das Kind «keine Lust» auf Schule hat
Eine weitere Erscheinungsform von Schulvermeidung ist das Schuleschwänzen. Dies ist eher ein bewusstes, manchmal auch lustvolles Aufbegehren gegen höhere Mächte, die diese Regeln gesetzt haben. Diese Kinder und Jugendliche verhalten sich oppositionell. Häufig steht das Schwänzen im Zusammenhang mit schulischen Misserfolgen und Schwierigkeiten beim Lernen.
Was tun, wenn das Kind nicht in die Schule will?
Je nach Erscheinungsform der Schulverweigerung ist ein anderer Umgang nötig. Generell gilt jedoch: Alle Formen sind sehr ernst zu nehmen – sowohl von den Eltern als auch vom Lehrpersonal. Für Eltern ist die Grundhaltung wichtig, das Kind zwar zu verstehen, das Verhalten jedoch nicht zu akzeptieren. Damit das Kind möglichst schnell wieder lückenlos die Schule besucht, sollte eine enge Zusammenarbeit zwischen Kind, Eltern und Lehrpersonen gefördert werden. Setzen Sie gemeinsam mit den Lehrern Lernziele für Ihr Kind, die erreichbar sind. Bei Schulangst oder Schulphobie ist es wichtig, das Problem sehr ernst zu nehmen und eventuell eine therapeutische Behandlung einzubinden.
Wie kann ich meinem Kind die Eingewöhnung erleichtern?
«Bis sich ein Kind an den Kindergarten oder die Schule gewöhnt hat, können vier Wochen und mehr vergehen», weiss Katrin Gossner aus Erfahrung. Im Kindergarten wird die Trennung von Mutter oder Vater oft leichter, wenn eine Bezugsperson wie die Lehrperson das Kind im Kindergarten direkt in Empfang nimmt, herzlich begrüsst und direkt einbindet. Sich von einem tränenüberströmten Kind voller Trennungsangst zu verabschieden, fällt Eltern schwer. «Da ist es tröstlich zu wissen, dass in vielen Fällen die Tränen versiegen, sobald die Mutter oder der Vater weg ist», sagt die Schulpsychologin. Denn dann sind die Trennungsangst und der emotionale Abschied von Mama oder Papa überstanden. Das Kind kann sich auf das Spiel, das Lernen und Gleichaltrige einlassen. Deshalb gilt: Gehen Sie trotzdem, auch wenn das Kind weint. Zeigen Sie ihm aber etwa mit einer Umarmung, dass Sie seine Angst ernstnehmen.
1 Um die Eingewöhnung zu erleichtern ist es ratsam, den Kindergarten oder die Schule schon vor dem ersten Tag einmal gemeinsam zu besuchen. Ob an offiziellen Kennlerntagen, einem Tag der offenen Tür oder einem Sommerfest: Es gibt viele Möglichkeiten, den Ort, an dem das Kind bald jeden Tag ein und aus gehen wird, vorab kennenzulernen.
2 Wecken Sie die Neugier im Kind: Erinnern Sie sich an die ersten Tage in der Schule oder im Kindergarten? Erzählen Sie Ihrem Kind von Ausflügen, Spielen und spannenden Aufgaben, die Sie dort gemacht haben. Positive Erzählungen wecken in Kindern die Lust, ähnliche Dinge zu erleben.
3 Ein kuscheliger Begleiter kann die ersten Tage im Kindergarten ebenfalls erleichtern. Ob Stofftier, Schnuffeltuch oder Kuschelkissen: Mit einem solchen geliebten Gegenstand geben Sie Ihrem Kind ein Stück Geborgenheit von zuhause mit in den Chindsgi. Oder Sie schenken ihm zum Start ein neues Kuscheltier, das gemeinsam mit ihm in die aufregende Zeit startet.
Bauen Sie Vertrauen zu Kindergarten und Schule auf
Nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern können ein unbehagliches Gefühl dem Kindergarten oder der Schule gegenüber haben. Katrin Gossner betont: «Viele Eltern haben in der eigenen Kindheit selbst schlechte Erfahrungen mit dem Kindergarten oder der Schule gemacht.» Sinnvoll ist es, die eigenen Erfahrungen zu überdenken. «Denn Kinder spüren die Bedenken der Eltern.» Um sich gut lösen zu können, brauchen Kinder Eltern, die den Lehrpersonen vertrauen. Ein solches Vertrauen lässt sich durch einen guten Kontakt aufbauen. Manchmal hilft es, weitere fachlich kompetente Personen miteinzubeziehen. So hat fast jede Schule einen Sozialarbeiter. Auch der schulpsychologische Dienst steht Eltern und Lehrpersonen zur Seite.