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Safer Sex schützt Jugendliche vor Geschlechtskrankheiten

Lust, Nähe und Zärtlichkeit zu entdecken, ist für Jugendliche eine ganz besondere Erfahrung. Damit sie Sex von Anfang an positiv erleben, ist es wichtig, dass sie auch über Geschlechtskrankheiten informiert sind. Denn nur wer Risiken kennt, kann sich vor ihnen weitgehend schützen.

Safer Sex schützt Jugendliche vor Geschlechtskrankheiten
Mit den richtigen Vorsichtsmassnahmen können Jugendliche Zärtlichkeiten und Sex geniessen. Foto: belchonock, iStock / Getty Images Plus

Sie tragen gefürchtete Namen wie Aids, Syphilis, Gonorrhöe, Hepatitis oder Herpes. Geschlechtskrankheiten, mit denen man sich ungern auseinandersetzt – erst recht nicht, wenn man als Jugendlicher frisch verliebt ist und erste sexuelle Erfahrungen macht. Doch die Erreger machen auch vor Teenagern nicht Halt. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche bereits vor dem ersten Geschlechtsverkehr informiert sind, wie sie sich schützen können.

Was viele nicht wissen: Krankheitserreger wie Bakterien, Keime und Pilze kann man nicht nur beim klassischen Geschlechtsverkehr einfangen. Ansteckungsgefahr besteht auch bei Analsex und Oralsex, auch ohne Samenerguss. Eine Infektion durch Herpes ist sogar möglich, wenn eine Hand erst ein Geschlechtsteil des Partners und anschliessend die eigene Schleimhaut im Mund berührt.

Safer Sex schützt vor Geschlechtskrankheiten

Doch mit den richtigen Vorsichtsmassnahmen brauchen die Jugendlichen keine Angst vor einer Ansteckung zu haben und können das Risiko, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken, minimieren. Das Schlüsselwort lautet wie bei den Erwachsenen Safer Sex.

Sinnvoll ist es, bei eindringendem Verkehr immer ein Kondom oder ein Femidom, also ein Kondom für die Frau, zu verwenden. «Kein Sperma in den Mund, kein Sperma schlucken, kein Menstruationsblut in den Mund, kein Menstruationsblut schlucken», lautet die bisherige zweite Safer-Sex-Regel des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Sie wurde vor allem zum Schutz vor HIV entwickelt, allerdings ist die Übertragung von HIV über Sperma und Blut im Mund geringer als früher angenommen. Zudem schütze die Regel nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Diese können beim Oralsex nämlich auch ohne Sperma oder Blut im Mund übertragen werden. 

Der Safer-Sex-Check

Vom BAG empfohlen wird neu der Safer-Sex-Check, ein Online-Tool auf www.lovelife.ch, das anonyme, verständliche und persönliche Safer-Sex-Empfehlungen ermittelt. Diese weisen darauf hin, wie man sich vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen schützen kann. Sollte sich die persönliche Situation ändern, beispielsweise durch einen Partnerwechsel, empfiehlt das Bundesamt den Check erneut auszufüllen. 

Symptome einer Geschlechtskrankheit

Doch woran erkennt man, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, respektive man eine Geschlechtskrankheit eingefangen haben könnte? Symptome im Genitalbereich seien laut neuen Erkenntnissen des BAG ein unzuverlässiges Zeichen für eine Geschlechtskrankheit. Menschen mit wechselenden Sexualpartnern werden darauf hingewiesen, sich bei einer Fachperson über mögliche Infektionen beraten zu lassen und entsprechende Tests durchzuführen. 

Folgende Symptomen können auf eine Geschlechtskrankheit hinweisen:

  • Gelblicher, eitriger oder schlecht riechender Ausfluss aus der Scheide
  • Ausfluss aus der Harnröhre (bei Jungen)
  • Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen; Juckreiz in der Harnröhre
  • Juckreiz, Bläschen, Geschwüre, Wucherungen und Entzündungen an den Geschlechtsorganen
  • Beschwerden beim Stuhlgang
  • Wucherungen oder Bläschen am After
  • Dumpfer Schmerz im Enddarm, Ausfluss aus dem Enddarm
  • Hochroter Gaumen oder Rachen
  • Schmerzen oder Brennen beim Geschlechtsverkehr
  • Zwischenblutungen / Unregelmässige Menstruation
  • Schmerzen und Schwellungen der Hoden

Grippeähnliche Symptome

Treten nach einer Risikosituation grippenähnliche Symptome oder Fieber auf, kann das auf eine HIV-Infektion im Anfangsstadium hinweisen. Dies gilt vor allem für Männer, die mit Männern ungeschützten Sex hatten und Menschen, die auf Reisen oder in einem Land, in dem HIV stark verbreitet ist, ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten. Wichtig ist, eine Therapie frühzeitig zu beginnen. Je früher HIV erkannt und behandelt wird, desto besser ist es für den weiteren Verlauf der Krankheit. Eine erfolgreiche Therapie schützt zudem vor weiterer Ansteckung. 

Mit dem Partner über Geschlechtskrankheiten reden

Jugendliche sollten wissen, dass sie mit ihrem Freund oder ihrer Freundin sprechen müssen, wenn sie befürchten, sich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt zu haben. Denn möglicherweise hat auch er oder sie sich infisziert – oder könnte künftig angesteckt werden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, sich immer wieder gegenseitig zu infizieren.

Verbreitete Geschlechtskrankheiten

Aids:
Aids gehört zu den besonders gefürchteten Krankheiten, die sexuell übertragbar sind. Aids ist ein Immunschwäche-Syndrom, das durch das Humane Immundefizienz-Virus (HI-Virus) verursacht wird. Laut BAG sind in der Schweiz rund 20’000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert. «Kurz nach der Infektion steigt die Viruszahl stark. Oft treten dabei milde, grippeähnliche Symptome auf, die in der Regel nach ein bis zwei Wochen wieder verschwinden», erklärt das BAG. In den folgenden Monaten und Jahren schädigt das Virus das Immunsystem, bis lebensbedrohliche Infektionen und Tumore entstehen. Eine Infektion mit HIV ist nicht heilbar. Medikamente können aber helfen, das Virus zu bremsen und so den Ausbruch von Aids viele Jahre hinauszuzögern.

Chlamydien:
«Chlamydien-Infektionen werden durch Bakterien verursacht und treten oft in Kombination mit Gonorrhoe (Tripper) auf», erklärt das BAG. Nicht immer macht die Krankheit durch leichte Symptome wie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, eitrigen Ausfluss der Scheide, Juckreiz und Schmerzen beim Sex auf sich aufmerksam. Die Infektion kann Unfruchtbarkeit und Bauchhöhlen-Schwangerschaften zur Folge haben. Bei einer Infektion mit Chlymadien verordnet der Arzt Antibiotika.

Gonorrhöe:
Die bakterielle Infektion Gonorrhöe ist vielen Menschen unter dem Namen «Tripper» bekannt. Dabei entsteht eine Entzündung der Schleimhäute an den Geschlechtsorganen, in der Harnröhre, aber auch im Mund und Rachenraum. Typisch sind Schmerzen beim Wasserlassen und ein milchig-eitriger Ausfluss. «Wird die Infektion nicht mit Antibiotika behandelt, kann dies zu Unfruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern, lebensbedrohlichen Entzündungen der Bauchhöhle bei der Frau und Blindheit beim neugeborenen Kind führen», so das BAG.

Hepatitis:
Hepatitis ist eine Infektion der Leber, die durch drei verschiedene Viren, das Hepatitis-A-Virus, Hepatitis-B-Virus und Hepatitis-C-Virus verursacht werden. Manchmal zeigt sich eine Hepatitis durch Erschöpfung, Übelkeit, Fieber, Erbrechen und Gelbfärbung des Augenweisses. Auch helle, auf dem Wasser schwimmende Ausscheidung, dunkler Urin und Juckreiz am ganzen Körper können auf eine Hepatitis hinweisen. Leberkrebs und Leberzirrhose können die Folgen von Hepatitis B und C sein. Es besteht die Möglichkeit, Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren gegen Hepatitis impfen zu lassen.

Herpes:
Juckende und brennende Bläschen im Mund, an den Lippen und im Genitalbereich können auf Herpes hindeuten, eine Erkrankung, die durch einen der verschiedenen Herpes-Viren ausgelöst wird. «Wer sich einmal mit dem Virus infiziert hat, bleibt sein Leben lang Virusträger», erklärt die Schweizer Gesundheitsplattform für Jugendliche, «feel-ok». Zwar lässt sich Herpes nicht heilen, aber es gibt Medikamente, die das Virus hemmen und die Symptome lindern. In der Regel klingen akut auftretende Bläschen nach einigen Tagen bis Wochen wieder ab.

Humane Papilloma-Viren (HPV):
Humane Papilloma-Viren können im Inneren der Vagina oder im After Warzen verursachen, die bei Frauen Gebärmutterhalskrebs und bei Frauen und Männern Enddarm- und Analkrebs verursachen können. «Rund 60 Prozent aller Mädchen haben sich fünf Jahre nach ihrem ersten Geschlechtsverkehr mit HP-Viren angesteckt», heisst es bei «feel-ok». Das BAG empfiehlt Mädchen und jungen Frauen die Schutzimpfung, die gegen einen Teil der Viren wirksam ist.

Pilzinfektionen:
Juckreiz, Schmerzen und vermehrter Ausfluss sind oft ein Zeichen für eine Pilzinfektion. Sie lassen sich mit Scheidenzäpfchen und Cremes für den Mann behandeln.

Syphilis:
Die bakterielle Infektion Syphilis äussert sich zunächst in Geschwüren zum Beispiel an Eichel, Vorhaut, Schamlippen, Lippen, Mund und Rachen, After oder Enddarm. Später treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gelenkschmerzen, nächtliche Schweissausbrüche und angeschwollene Lymphknoten auf. Syphilis lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. «Unbehandelt hat sie meist schwerwiegende Folgen, zum Beispiel Schädigungen von Herz, Gehirn, Knochen, Haut und anderen Organen», warnt das BAG.

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