Volljährig werden: Tipps zu Wohnung und Finanzen
Mit 18 Jahren starten Kinder ins eigene Leben. Dank der neu gewonnenen Freiheit denken erwachsene Jugendliche kaum an Steuern, Kostgeld und Versicherungen. Hier finden Sie deshalb Tipps, was bei Volljährigkeit beachtet werden soll.
Das Wichtigste in Kürze:
- Bleibt der Sohn oder die Tochter auch nach dem 18. Lebensjahr zu Hause wohnen, kann er oder sie sich mit Wohn- beziehungsweise Kostgeld am Haushalt beteiligen.
- Gegebenenfalls haben 18-Jährige bereits etwas zu versteuern. Eltern sollten ihrem Kind am Anfang mit Rat und Tat zur Seite stehen.
- Direkt zu möglichen Versicherungen, die für Volljährige sinnvoll sein können.
Wenn Kinder in die Pubertät kommen, haben Eltern einen nicht mehr allzu grossen Stellenwert. Der Freundeskreis, Hobbys oder auch der erste richtige Freund/ die erste richtige Freundin stehen an erster Stelle. Wenn aber der 18. Geburtstag erreicht ist, beginnt eine neue Ära. Die heissersehnte Volljährigkeit bedeutet Freiheit, Führerausweis, Unabhängigkeit und volle Geschäftstüchtigkeit.
Der Umgang zwischen Kind und Eltern ändert sich. Die Erziehungsberechtigten haben als solche ausgedient. Ihr Kind muss sich nicht mehr an elterliche Regeln zu Ausgehen, Alkohol oder schulische Angelegenheiten halten – es kann frei über sein Leben bestimmen.
Nicht alle Eltern gehen das Lockerlassen in der Erziehung so gelassen an, wie Claudia Winter, deren Sohn in drei Wochen volljährig wird. Grafikdesignerin Claudia Winter: «Meine Eltern haben ewig geklammert und ich musste mich radikal losreissen.» Eine Erfahrung, die sie ihrem Sohn nicht weitergeben will: «Die Ablösung von Eltern und Kind beginnt ja nicht am 18. Geburtstag, sondern wesentlich früher. Durch immer neue Freiräume und Vertrauen, welches ich meinem Kind entgegenbringe», erklärt sie.
Eine Ansicht, die der dänische Erziehungsexperte und Familientherapeut Jesper Juul bestätigt: «Elterliche Führung muss sich zwischen Kind und Jugendlichem sehr unterscheiden. Kinder brauchen Eltern, die als Leuchttürme fungieren, also mehr oder weniger regelmässig klare Signale schicken. So können sich Kinder orientieren.
Jugendliche brauchen Eltern als Sparringpartner, die maximalen Widerstand anbieten und dabei minimalen Schaden anrichten.» Was heisst das konkret? In der Pubertät ist die Zeit der Orientierung abgeschlossen, die Jugendlichen haben ihren eigenen Kopf und Ansichten. Wenn das erwachsene Kind weiterhin den Kontakt sucht, Eltern als Gesprächspartner und Ratgeber schätzt, haben Eltern gute Erziehungsarbeit geleistet, so Juul.
Finanzen
Ab dem vollendeten 18. Lebensjahr kann Ihr Kind «alles» in finanziellen Angelegenheiten selbst bestimmen. Kann einen Handyvertrag abschliessen, über das Internet einen Laptop erstehen oder auch einen Kredit aufnehmen. Für dieses Geld muss es aber selbst aufkommen und ist für Schulden haftbar. Auch der Lehrlingsverdienst geht komplett an Ihr Kind, das Geld steht zur freien Verfügung.
Grundsätzlich müssen Eltern nicht mehr für ihr volljähriges Kind aufkommen. Mit einer wichtigen Einschränkung: Die Erstausbildung für das Kind muss in einem zumutbaren Rahmen finanziert werden. Ist der Nachwuchs in finanzieller Not, kann natürlich auch mit 18 Jahren Sozialhilfe beantragt werden.
Oft werden aber die Einkünfte und Vermögensverhältnisse der Eltern geprüft, sind diese finanziell günstig gestellt, müssen sie für den Unterhalt aufkommen. Ebenso wie andere Verwandte (Grosseltern, Adoptiveltern). Mehr zur Verwandtenunterstützungspflicht gibt es unter www.verwandtenunterstuetzung.ch
Wurde während der Kindheit an Geburtstagen und Weihnachten Geld auf ein Sparbuch eingezahlt, geht dieses nun in den Besitz des Kindes über und es kann über das Geld selbst verfügen.
Wohnen
Kostgeld. Bei diesem Wort scheiden sich die Geister. Manche Eltern lehnen es ab von ihren eigenen Kindern Geld anzunehmen, die anderen sehen einen erzieherischen Wert dahinter. Die Budgetberatung Schweiz spricht sich eindeutig dafür aus: «Oft haben Eltern Hemmungen, ein angemessenes Kostgeld zu verlangen. Und nicht selten klammern sich Eltern aus besonderer Fürsorge an ihre Kinder.
Doch aus dem klassischen Eltern-Kinder-Verhältnis ist eine Erwachsenen-Wohngemeinschaft, eine WG, geworden. Jetzt sollten Eltern ihren Kinder klar zu verstehen geben, welche Bedingungen sie ans Zusammenleben stellen.
Junge Erwachsene müssen lernen, was das Leben kostet – denn ziehen sie eines Tages aus, haben sie keine Ahnung und wissen nicht, wie sie ihren Lohn einteilen sollen», wie in dem Artikel «Hotel Mama – 5-Sterne Hotel mit Vollservice» der Budgetberatung Schweiz erklärt wird.
Wie sich die individuelle Höhe des Kostgeldes zusammensetzt, können Sie unter www.budgetberatung.ch berechnen.
Die erste eigene Wohnung
Die wichtigste Frage, bevor eine Wohnung bezogen wird, ist wohl die Finanzierung. Der junge Erwachsene muss diese finanzieren können, ohne in Bedrängnis zu kommen. Eltern sollten gemeinsam mit ihrem Kind durchrechnen wie viel die Miete umfasst, den Strom- und Wasserverbrauch überschlagen, Lebensmittel und die privaten Ausgaben einkalkulieren, usw. Sind alle fixen Posten abgezogen, sollte noch eine ansehnliche Restsumme übrig bleiben.
Denn einmal geht das Auto kaputt, eine neue Waschmaschine muss her oder die Clique fliegt nach Ibiza und dann sollte Bares zur Verfügung stehen. Ist eine eigene Wohnung wegen der niedrigen Ausbildungsvergütung nicht zu finanzieren, ist ein WG-Zimmer eine mögliche Alternative.
Steuern
Ab dem 18. Geburtstag müssen steuerpflichtige Einkünfte oder anderes Vermögen versteuert werden. Die Steuerpflicht gilt nicht wie manchmal angenommen ab dem Geburtsmonat, sondern für das ganze Jahr. Die gesamten Einkünfte von Januar bis Dezember werden als Gesamtbetrag gerechnet.
Junge Erwachsene finden das Thema Steuern wenig sexy, deshalb sollten die Eltern ihr Kind an die Steuerpflicht erinnern und bei den ersten, zwei, drei Abrechnungen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wichtiger Tipp: Damit am Ende nicht eine immense Summe zusammenkommt, die gezahlt werden muss, sollte monatlich oder vierteljährlich ein gewisser Betrag beiseite (Extrakonto) gelegt werden. Der Betrag kann auch bei der Ausgleichskasse einbezahlt werden. Die Steuerlast kann unter www.estv.admin.ch berechnet werden.
Militär
Mit 16 Jahren ist es soweit, dann flattert der Schrieb über die Vororientierung des Kreiskommandos ins Haus. Darin enthalten sind Informationen über vordienstliche Ausbildungen, Kurse und den Orientierungstag. Dieser ist für die 18-jährigen männlichen Schweizer Bürger obligatorisch. Danach kommt das Aufgebot zur Rekrutierung (Aushebung).
Wahlrecht
1848 wurde das allgemeine Wahlrecht für Männer eingeführt, 1971 wurde es für die Frauen ausgeweitet. So beginnt heute die Stimm- und Wahlberechtigung mit dem vollendeten 18. Lebensjahr. Die jungen Erwachsenen können sich politisch einbringen, mitbestimmen und zum Beispiel Volksinitiativen unterzeichnen. Wer gern hoch hinaus will, kann als Bundesrat kandidieren.
Versicherungen
Nicht jeder 18-Jährige muss sofort rundum versichert werden. Der Versicherungsschutz muss nach den individuellen Verhältnissen angepasst werden. Der erste Ansprechpartner ist in diesem Fall die Versicherungsgesellschaft der Eltern. Manche versichern die jungen Kunden weiterhin bei den Eltern mit, aber nur wenn diese zuhause wohnen, die Schule besuchen oder eine Ausbildung absolvieren.
Übersicht Versicherungen
Hausrat
Die Hausratversicherung übernimmt Schäden im Rahmen der versicherten Summe am Hausrat (Möbel, technische Geräte, Kleidung), die durch Feuer, Wasser, Elementarereignisse, Diebstahl und durch Glasbruch entstehen. Wer also seine erste Wohnung mit Grossmutters Möbeln und Flohmarktgeschirr bestückt, sollte über den Sinn einer solchen Versicherung nachdenken.
Wer aber viele technische Geräte besitzt, passionierter Hobby-DJ mit riesiger Plattensammlung oder Sportfreak mit Mountainbike, Snowboard und Kanu ist, sollte eine Hausratversicherung haben.
Privathaftpflicht
Mit der Privathaftpflicht werden alle gesetzlichen Haftpflichtansprüche Dritter versichert. Wenn versehentlich Gegenstände kaputt gemacht oder andere Personen durch eigenes Verschulden verletzt werden, springt diese ein.
Solche Vorfälle passieren schnell und überall, deshalb sollte man vorsorgen. Wird eine Person ernsthaft geschädigt, wird dies sehr teuer und kann unbezahlbar werden. Deshalb ist diese Versicherung absolut notwendig.
Kraftfahrzeugversicherung
Diese Versicherung ist Pflicht für jeden Pkw-Halter. Ist das Auto von Wert, sollte eine Kaskoversicherung abgeschlossen werden.
Krankenversicherung
Diese bleibt mit erreichter Volljährigkeit gleich, dennoch sollte von Zeit zu Zeit die Grundversicherung überprüft werden. Ist diese günstig? Gibt es bessere Angebote?