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Postpartum ist für immer? Warum das nur die halbe Wahrheit ist

Auch schon den Satz «Postpartum ist für immer» gehört? Nach der Geburt ist der Körper ein anderer. Doch was ist dran an der Aussage? Iris Lehner, Expertin für Postnatales Training, klärt auf, wie lange der weibliche Körper sich nach der Geburt erholen muss und warum «für immer» nicht ganz richtig ist.

Mutter mit Baby im Arm
Welche Veränderungen nach der Schwangerschaft und Geburt sind wirklich für immer? Bild: jacoblund, Getty Images

Die Aussage «Postpartum ist für immer» hört man in den letzten Jahren immer öfter. Und die wortwörtliche Interpretation der Aussage stimmt natürlich – denn postpartum bedeutet übersetzt «nach der Geburt». Und dieser Zustand kann nun einmal nicht rückgängig gemacht werden. Doch was möchte man damit eigentlich aussagen? 

Nach der Geburt heisst es: Geduldig sein

Eine Schwangerschaft und die Geburt, egal ob vaginal oder Kaiserschnitt, sind eine riesige Belastung für den Körper und stellen Ausnahmesituationen dar. Danach braucht es Zeit und Geduld für die Heilung. Die Gebärmutter muss sich auf ihre ursprüngliche Grösse zurückbilden und die mögliche Narbe muss heilen. Und auch der Beckenboden sowie die Rumpfmuskulatur müssen sich wieder erholen und gestärkt werden. Dieser Prozess ist nicht – wie so häufig erwartet – nach der gynäkologischen Nachkontrolle sechs bis acht Wochen nach der Geburt oder der Rückbildung beendet. Grob gesagt: Der Körper braucht etwa ein Jahr, um sich von Schwangerschaft und Geburt zu erholen. Doch das ist nur ein Richtwert. Bei manchen Mamas geht es schneller, bei anderen dauert es länger – es gibt also keine fixe Timeline, auf die Sie hinarbeiten können.

Dennoch ist der Druck nicht zuletzt aus den sozialen Medien und dem Umfeld oft gross, möglichst schnell wieder den «body back» – also den alten Körper zurück zu bekommen.

Wie es kein Zurück mehr aus dem Postpartum gibt, so gibt es aber auch kein Zurück zum alten Körper. Es ist vielmehr ein Vorwärts zu einem neuen Körper. Dieser muss keineswegs schlechter sein als vor der Geburt, sondern einfach anders.

Die Redenswendung «Postpartum is forever» entgegnet also der eher unrealistischen Erwartung, so schnell wie möglich wieder den alten Körper zurück zu haben.

Für immer? Das Gegenteil ist der Fall

Die Aussage kann aber auch von einer anderen Seite her betrachtet werden. Viele kämpfen nach der Geburt mit Problemen wie etwa Inkontinenz oder einer Rektusdiastase. Das «für immer» kann hier den Anschein erwecken, dass man nun eben für immer mit diesen Problemen leben muss. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall! Egal wie lange die Geburt her ist – es ist nie zu spät, etwas gegen die Folgen einer Schwangerschaft zu tun und sich Hilfe und Rat von Experten zu holen.

Postpartum ist aber sicherlich eine Zeit, in der Sie Ihre eigenen Ziele einmal genau unter die Lupe nehmen können. Dass gerade in den ersten Monaten bei vielen der eigene Körper nicht gerade an oberster Stelle steht, ist verständlich. Dennoch lohnt es sich, Zeit für den eigenen Körper und somit seine Gesundheit zu investieren. 

Es ist nie zu spät für Rückbildung

Mit einem gezielten und individuell abgestimmten (Wieder-)Aufbau lassen sich Probleme vermindern oder sogar beheben. Dieser Aufbau sollte auch nach der Rückbildung noch weitergeführt werden. Aber auch Frauen, die nicht gleich nach der Geburt mit der Rückbildung begonnen haben, können etwas tun. Und genau dann ist die Aussage definitiv richtig: Postpartum ist für immer – und es lohnt sich immer mit der Rückbildung oder spezifischem Beckenboden- und Bauchmuskeltraining zu starten. Ganz egal wie viel Zeit seit der Geburt vergangen ist.

Iris Lehner Training

Iris Lehner will der Coach sein, den sie vor dem ersten Kind selbst gerne gehabt hätte. Darum hat sie sich mit ihrer Firma Iris Lehner Training selbstständig gemacht. Die Pregnancy- und Postpartum-Trainerin berät Frauen rund ums Training mit Babybauch und nach der Geburt und bietet Online-Coachings und -Beratungen an. Mit Trainings wie den MomFit-Kursen will sie Freude an Bewegung wecken. Die zweifache Mutter ist selbst begeisterte Crossfitterin.

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