Die Plazenta versorgt das ungeborene Kind
Der dunkelrote Mutterkuchen, auch Plazenta genannt, versorgt das ungeborene Baby mit Nährstoffen und Sauerstoff. Die Nabelschnur verbindet ihn mit dem Kind. Die Plazenta produziert zudem Hormone, die für die Schwangerschaft wichtig sind.
Wenn die befruchtete Eizelle den Eileiter durchwandert ist, nistet sie sich in der nährstoffreichen Gebärmutterschleimhaut ein. An dieser Stelle entsteht die Plazenta, welche die Versorgung des grösser werdenden Fetus übernimmt. Ungefähr in der dritten Schwangerschaftswoche hat sich ein runder, wenige Millimeter kleiner Körper gebildet, der Ausstülpungen bildet, die sich mit der Gebärmutterschleimhaut verbinden. So entsteht aus den Zellen von Mutter und Kind der Mutterkuchen. Er wird bis zu 600 Gramm schwer und kann einen Durchmesser von 20 Zentimetern erreichen.
Plazenta: Versorgung des ungeborenen Kindes und Hormonproduktion
Die Ausstülpungen, auch Zotten genannt, die der Embryo in Richtung der Gebärmutterschleimhaut ausbildet, werden zum Haftstiel und später zur Nabelschnur, durch die das embryonale Blut in die Plazenta gelangt. Dort werden die kindlichen Blutgefässe vom mütterlichen Blut umspült. Hier gelangen Wasser, Nährstoffe und Sauerstoff zum Körper des Kindes. Abfallstoffe wie Harnstoff und Kohlenstoffdioxid werden an das Blut der Mutter abgegeben. Das Blut vermischt sich nicht. Deshalb ist es auch kein Problem, wenn Mutter und Kind verschiedene Blutgruppen besitzen.
Medikamente, Alkohol und manche Krankheitserreger können die Plazentaschranke überwinden. Deshalb ist bei Medikamenten und bei Genussmitteln wie Alkohol in dieser Zeit besondere Vorsicht geboten. Auch Antikörper, die die Mutter gebildet hat, gelangen in den kindlichen Körper. Deshalb sind Babys eine Zeit lang nach der Geburt vor Infektionen geschützt (Nestschutz), bis sie selbst in der Lage sind, einen Schutz aufzubauen.
Wenn die Hormonproduktion im Eierstock versiegt, beginnt die Plazenta das Gelbkörperhormon zu produzieren, das die Regelblutung und eine erneute Eireifung unterdrückt. Ein anderes Hormon (HPL) sorgt dafür, dass das Kind vorrangig versorgt wird. Es fördert auch die Blutbildung und die Entwicklung des milchbildenden Gewebes.
Die Rolle der Plazenta in der Pränataldiaognostik
In der pränatalen Diagnostik wird die Plazentabiopsie (Chorionzottenbiopsie) angewandt, wenn mit Chromosomenschädigungen zu rechnen ist. Sie kann bereits ab der 10. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Mit einer Nadel werden Chorionzotten entnommen. Dabei besteht ein geringes Risiko für eine Fehlgeburt oder eine Verletzung der Gebärmutter. Mehr zum Verfahren lesen Sie auf den Seiten des Unispitals Zürich: www.geburtshilfe.usz.ch
Die Nachgeburt: Bräuche und medizinische Verwendung
Nach der Geburt löst sich der Mutterkuchen ab und wird als Nachgeburt durch Kontraktionen der Gebärmutter ausgestossen. Die Nachgeburt wurde oftmals unter einem Baum vergraben oder wie auch in einigen Gegenden in der Schweiz in urnenartigen Gefässen bestattet. Ihr wird eine besondere Heilkraft nachgesagt. In der Homöopathie wird die Plazenta beispielsweise zu Globuli verarbeitet. In Anti-Aging Mitteln soll Plazenta-Extrakt Falten vermindern. Die moderne Medizin verwendet Stammzellen aus Nabelschnurblut, das auch in der Plazenta vorhanden ist, für die Krebstherapie. Am häufigsten wurden bisher junge Menschen mit Leukämie behandelt. Die Nabelschnublutspende ist derzeit nur in wenigen Kliniken in der Schweiz möglich, zum Beispiel im Unispital Basel und im Kantonsspital Aarau. Weitere Informationen lesen Sie auf den Seiten der Blutspende SRK unter www.blutspende.ch
Über den Brauch den Mutterkuchen zu essen hat der Mamablog vom Tagesanzeiger berichtet: http://blog.tagesanzeiger.ch