Was du tun kannst, wenn dein Kind einen Nachtschreck erlebt
Dein Kind sitzt nachts plötzlich mit offenen Augen im Bett, scheint verwirrt oder gar panisch und ist nicht ansprechbar? Dann erlebt es gerade einen Nachtschreck. Rund ein Drittel der Kinder im Vorschulalter leiden unter der harmlosen Schlafstörung. Der Grund dafür ist, dass das Nervensystem des Kindes noch nicht ausgereift ist. Das Gehirn hat Mühe, vom Tief- in den Traumschlaf zu wechseln. Als Eltern solltet ihr in dem Moment vor allem dafür sorgen, dass sich das Kind nicht verletzt. Ein Nachtschreck endet jeweils nach einigen Minuten von alleine und das Kind schläft wieder ein.
Plötzlich sass sie im Bett und schrie wie am Spiess, war aber nicht ansprechbar», erzählt mir meine Freundin. Ihre Tochter hat die Familie die die letzte Nacht ganz schön erschreckt und auf Trab gehalten. Die Dreijährige leidet offenbar unter dem sogenannten Nachtschreck.
Was ist ein Nachtschreck?
Der Nachtschreck ist eine harmlose Schlafstörung, die vor allem Kinder im Vorschulalter betrifft. In der Fachsprache heisst die Störung Pavor Nocturnu, das ist lateinisch für Nachtangst. Ein Nachtschreck tritt ein, wenn ein Kind aus einer traumlosen Tiefschlafphase tritt, dabei aber nicht richtig aufwacht. Es schläft also nicht mehr, ist aber auch nicht wach, so dass es völlig orientierungslos ist. Im Normalfall sind Kinder bei einem Nachtschreck panisch, schreien oder schlagen um sich.
Ungefähr ein Drittel der Kinder im Vorschulalter erlebt mindestens einmal einen Nachtschreck.
Nachtschreck bei Kindern: Dauer und Häufigkeit
Der Nachtschreck kann einmal und nie wieder auftreten oder im Abstand von Jahren oder Monaten. Hilfreich ist zu wissen, dass der Spuk meist nach zwei bis zehn Minuten vorübergeht. «Das Aufwachen geschieht abrupt. Das Kind beruhigt sich schnell, fühlt sich müde und schläft bald wieder ein», erklärt die Mütter- und Väterberatung Kanton Bern.
Nachtschreck erkennen: Albtraum oder Nachtschreck?
Ob es sich um einen Nachtschreck oder einfach einen Albtraum handelt, lässt sich gut daran erkennen, dass das Kind nicht ansprechbar ist. Trotz offener Augen scheint es die Eltern nicht zu erkennen. Ein Kind, das einen Nachtschreck erleidet, ist kaum zu beruhigen, ein Kind, das einen Albtraum hat, lässt sich dagegen sanft wecken und wieder in den Schlaf wiegen. Vielleicht kann sich das Kind am nächsten Morgen an seinen Albtraum erinnern – von seinem Nachtschreck dagegen wird es nichts mehr wissen. Und: Im Gegensatz zum Albtraum tritt ein Nachtschreck zudem in er ersten Schlafhälfte, also im Normalfall vor Mitternacht auf.
An diesen Symptomen erkennt man einen Nachtschreck
- Dein Kind hat die Augen geöffnet, sitzt aufrecht und wirkt verwirrt, ängstlich oder gar panisch
- Das Kind ist nicht ansprechbar und lässt sich nicht beruhigen
- Bei einem Nachtschreck lässt sich das Kind nicht wecken
- Bei Berührung schlägt es panisch um sich und/oder schreit
- Dein Kind atmet schnell und schwitzt stark
- Nach spätestens zehn Minuten beruhigt sich das Kind wieder und schläft weiter
Nachtschreck: Was Eltern tun können
Eltern, die bereits einen Nachtschreck bei ihrem Kind miterlebt haben, wissen, dass es sich nicht unmittelbar beruhigen lässt. Dennoch sollte man genau das versuchen.
1 Sag deinem Kind leise immer wieder, dass alles in Ordnung ist, Mama oder Papa da ist und es in Sicherheit ist.
2 Versuche dein Kind nicht wachzurütteln, um es von seinem Nachtschreck zu befreien: «Ein Kind in dieser Phase aufzuwecken, ist kontraproduktiv da es dann orientierungslos sowie verwirrt ist und schwer wieder einschläft», so Dr. Ulrich Fegeler.
3 Solange das Kind panisch ist, können Eltern es aber vor Verletzungen schützen. So sollten sie darauf achten, dass es nicht vom Bett stürzt oder sich beim Schlagen mit Händen und Kopf stösst.
In diesem Alter tritt der Nachtschreck auf
Der Nachtschreck tritt hauptsächlich bei Kleinkindern und Kindern im Kindergartenalter auf. Babys sind noch nicht betroffen. «Der Nachtschreck gehört zum normalen Schlafverhalten eines Zwei- bis Fünfjährigen Kindes und ist keine Verhaltensauffälligkeit und kein Grund zur Sorge», erklärt die Mütter- und Väterberatung des Kantons Bern. Ungefähr ein Drittel der Kinder im Vorschulalter erlebt mindestens einmal einen Nachtschreck. Am häufigsten sind laut Experten Drei- bis Fünfjährige betroffen.
Nachtschreck: Wann zum Arzt?
Wenn der Nachtschreck in einer kurzen Periode gehäuft und immer wieder bis ins junge Teenageralter auftritt, ist es sinnvoll sich von einem Kinderarzt beraten zu lassen und eine Nacht im Schlaflabor zu verbringen.
Ursachen: Diese Faktoren begünstigen einen Nachtschreck
Wenn das Nervensystem des Kindes noch nicht vollständig ausgereift ist, kann es zum Nachtschreck kommen. Das Gehirn hat noch Mühe, vom Tief- in den Traumschlaf zu wechseln. Beim Nachtschreck ist sein Körper dann zwar schon wach. Es schaut, es bewegt sich, aber sein Bewusstsein befindet sich immer noch im Schlaf.
In manchen Familien gibt es darüber hinaus eine genetische Neigung zu Pavor Nocturnus. Auch Erschöpfung kann eine Ursache sein. «Übermüdete oder kranke Kinder neigen eher zu der Entwicklung eines Nachtschrecks. Auch neue Medikamente oder das Schlafen in einer fremden Umgebung können einen Nachtschreck provozieren», erklärt der Kinderarzt Dr. Ulrich Fegeler.
Häufig tritt der Nachtschreck auch auf, wenn das Kind Stress hat. Zum Beispiel, wenn es in die Krippe, den Kindergarten oder die Vorschule kommt und sich erst an die neue Umgebung und Bezugspersonen gewöhnen muss. Auch feinfühlige und nachdenkliche Kinder neigen eher zum Nachtschreck.
Nachtschreck vorbeugen: 3 Tipps für Eltern
1 Es ist wichtig, auf regelmässigen und ausreichenden Schlaf zu achten. Gut ist, wenn sich das Kind im Tagesverlauf ausreichend ausgepowert hat! «Genügend Bewegung während des Tages ist für alle Kinder wichtig und macht sie auf gesunde Art müde», empfiehlt das Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt.
2 Fernsehen vor dem Schlafengehen wühlt ein Kind stattdessen auf. Ein ruhiges, immer gleich ablaufendes Abendritual hilft, geborgen in den Schlaf zu finden. Erst Zähne putzen, dann Schlafanzug anziehen und im Bett eine Geschichte vorlesen oder erzählen oder den Tag Revue passieren lassen – so kann ein solches Einschlafritual aussehen.
3 Auch die Raumtemperatur trägt zu einem guten Schlaf bei. «Die Temperatur sollte im Schlafzimmer nicht zu warm sein (ca. 18°C)», so das Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt. «Das Schlafen sollte in möglichst ruhigen und ungestörten Räumen stattfinden.»