Im Schattentheater hat die Phantasie freien Lauf
Ein Schattentheater lässt sich leicht zu Hause aufbauen. Nur wenige Mittel sind notwendig, um eine Projektionsfläche aufzubauen und Schattenfiguren zu basteln. So wird das Theaterspiel selbst für kleine Kinder leicht.
Erwartungsvoll sitzt das Publikum im dunklen Raum vor einer hellen Projektionsfläche. Als die Musik erklingt, erscheinen wie durch Zauberei dunkle Figuren im Licht. Eine geheimnisvolle Atmosphäre entsteht. Fasziniert beginnen kleine und grosse Zuschauer, der Handlung zu folgen.
Schattentheater hat eine lange Geschichte
Schon seit 2000 Jahren spielen die Menschen im asiatischen Raum Schattentheater. «Bekannt sind Bilder vom aufwändig gestalteten chinesischen Schattentheater, vom Wayang Kulit in Indonesien (traditionelles indonesisches Schattentheater mit Stabfiguren aus Büffelhaut, Anm. der Redaktion) und nächtelangen Aufführungen in Indien zu Tempelfesten und Feiertagen», erklärt Angelika Albrecht-Schaffer in ihrem Buch «Schattentheater für Kinder». «In Thailand tanzen die Spieler im Nang Yai (Schauspiel mit Bildtafeln aus Pergament, die von den Spielern hinter grossen beleuchteten Bildtafeln getragen und zur Musik bewegt werden, Anm. der Redaktion) mit grossen Schattenbildscheiben und präsentieren Balladen und Geschichten.» Dabei gehe es meist um Geschichten über das Wirken der Götter, um Legenden sowie um Begegnungen mit den Geistern der Ahnen.
Was in Asien lange Tradition hat, lässt sich in vereinfachter Form auch im eigenen Wohnzimmer oder im Kinderzimmer umsetzen. Schattentheater zu spielen macht nicht nur grossen Spass. Als Familienprojekt kann es die ganze Familie zusammen schweissen.
Schattentheater – schnell aufgebaut
Das brauchen Sie:
- Tisch
- Wäscheleine
- Wäscheklammern
- Betttuch oder dünnes Tuch
- starke Lichtstrahler.
So geht es:
Ein Schattentheater, mit dem Kinder und Eltern kreativ schauspielern können, lässt sich leicht aufbauen. Der erste Schritt besteht darin, ein weisses Bettlaken oder dünnes, helles Tuch mit Wäscheklammern an eine Wäscheleine zu hängen, die unter der Zimmerdecke von Wand zu Wand gespannt wird. Darunter wird ein Tisch zur Seite gekippt, hinter dem sich die Kinder während des Spiels verstecken können. Damit der Stoff möglichst faltenfrei fällt, kann er – wenn er lang genug ist – unter den Tisch gesteckt und so auch in der Länge gespannt werden. Eine Lampe strahlt die Leinwand von hinten an. Fühlt sich das Publikum geblendet, benötigt die Lampe eine Glühbirne mit weniger Leuchtstärke. Wenn sich nun im Dunkeln die Kinderhände oberhalb des Tisches bewegen, wirft die Lampe die Schatten auf die Leinwand.
Eine weitere Bauanleitung zum Schattentheater basteln finden Sie hier.
Hände zum Leben erweckt
Kaum zu glauben, was in den Händen steckt! Ganz leicht können sie zu Hund und Katze werden. Am meisten Spass macht es, die Hände zwischen Lichtquelle und Projektionsfläche zu bewegen und einfach auszuprobieren, welche Tiere entstehen. «Oh, schau mal, ein Hund!», «Mama, was meinst du, kann das ein Eichhörnchen sein?», so oder ähnlich lauten bald die Kommentare der Kinder. Lange lassen die Geräusche, mit denen die Kinder die Tiere nachahmen, nicht auf sich warten. Schon beginnt ein kleines Schattenspiel, in dem ein Hund ein Kaninchen jagt. Wie gut, dass eine Schnecke dem Hund den Weg versperrt! Das ist Improvisationstheater pur. Nun braucht es nur noch etwas Übung, um die Finger so zu bewegen, dass es den Anschein hat, als würden die Figuren die Augen oder den Mund öffnen und schliessen.
Schattentheater: Figuren aus Karton
Figuren für das Schattentheater lassen sich bereits von Kindergartenkindern basteln. Angelika Albrecht-Schaffer empfiehlt, die Vorzeichnungen auf weissem Papier zu machen. So lasse sich immer noch ein Entwurf, der zu klein oder zu gross geraten sei, auf dem Kopierer vergrössern oder verkleinern. Das Kind kann Tiere, Hexen und Zauberer noch nicht so gut zeichnen? In diesem Fall besteht die Möglichkeit, das Kind eine reine Phantasiefigur malen zu lassen. Wenn die Vorlage ausgeschnitten ist, lässt sie sich auf schwarzen Karton oder schwarzes Tonpapier legen, mit Klebestift oder Sprühleim leicht ankleben.
Anschliessend mit einem Bleistift oder einem weissen Stift umfahren und die Figur mit einer Schere ausschneiden. Tipp: In der Regel ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass die Grösse der Figuren auf die Höhe der anderen Figuren und der Projektionsfläche abgestimmt ist. Angelika Albrecht-Schaffer empfiehlt, dass man den Kindern für den Entwurf ein Papier gibt, das in etwa der Grösse des Endproduktes entspricht.
Besondere Atmosphäre bekommt das Schattentheater, wenn es etwas Farbe erhält. In diesem Fall schneiden die Kinder in die Figur Löcher. Auf der Seite, die vom Publikum abgewandt ist, können sie nun Transparentpapier mit Leim befestigen. So bekommen Drachen zum Beispiel rotglühende Augen und Clowns bunte Kostüme.
Und so wird die Figur oben im Bild gemacht: Man benötigt dünnen Stoff, Spitze, Servietten, Bucheinbandfolie, Stroh, Wolle, Folie. Die Grundfigur besteht aus durchsichtiger Folie, zum Beispiel von Aktenhüllen oder Einbanddeckeln. Der Kopf, Arme und Beine werden aus weissem Fotokarton gestaltet und extra angeklebt. Der Körper wird entsprechend verkleidet. Es muss nicht immer Leim sein, auch ein Bostitch tut hier gute und vor allem schnelle Dienste. Eine weitere Möglichkeit sind Figuren aus Laminierwolle. Hier lässt sich vor dem Laminieren noch entsprechendes Material zum Gestalten einlegen.
Damit die Wirkung dieser eher dreidimensionalen Figuren ganz zur Geltung kommt, müssen sie relativ nah an der Leinwand oder über einen Overheadprojektor geführt werden.
Der Stab sollte mit dem oberen Ende möglichst hoch an der Figur angebracht werden, damit die Figur guten Halt bekommt. Geeignet sind zum Beispiel Vierkanthölzer und dicke Kartonstreifen. Sie lassen sich mit Klebestreifen oder Gewebeband (z.B. Duct Tape) befestigen.
Eine Geschichte für das Schattenspiel
Wer hat Lust, sich eine kurze Geschichte auszudenken? Am besten ist es, sie sich kurz aufzuschreiben oder aufzumalen. Welche Figuren sind notwendig? Wie viele Spieler braucht sie? Und wer hat Lust, sich um die Musik im Hintergrund zu kümmern? Möglich ist es auch, bereits erdachte Geschichten aufzuführen, zum Beispiel Märchen und Erzählungen mit wenigen Figuren oder Fabeln.
Buchtipps
Die Puppenspielerin Angelika Albrecht-Schaffer verrät in dem Buch «Schattentheater für Kinder: Das Praxisbuch für das Spiel mit Licht und Schatten», wie sich Schattentheater zusammen mit Kindern am besten umsetzen lässt. Darin geht sie feinfühlig auf das Können verschiedener Altersstufen ein.
Das griffige Büchlein «Kinderleichte Schattenfiguren: Tiermotive mit der Hand gezaubert» von Sophie Collins, erschienen im Bassermann Verlag, enthält mehr als 50 Tiermotive, die sich ganz leicht mit einer Hand oder auch geschickt mit zwei Händen darstellen lassen.