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Krankenkasse zum Jahresende wechseln: Expertentipps für Familien

Zum Jahreswechsel rückt die Krankenversicherung wieder in den Fokus. Auch die Frage, ob man die Krankenkasse wechseln oder bei der bisherigen bleiben soll, steht bei vielen wieder im Raum. Finanzcoach Bruno Amgwerd erklärt, was Familien jetzt wissen müssen, um sich gut zu versichern.

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Wie soll die eigene Familie am besten versichert werden? Finanzcoach Bruno Amgwerd gibt Rat. Bild: Erakain Esadonydee iStock, Getty Images

Herr Amgwerd, zum Jahreswechsel stellt sich wieder das Thema Krankenkasse. Familien fragen sich, ob sie die Kasse wechseln sollen oder nicht. Oder ob es Sinn macht, die Höhe der eigenen Gefahrtragung, also der Franchise, anzupassen. Wie gehen Versicherte am besten vor?

Bruno Amgwerd: Wer sich mit dem Thema beschäftigt, sollte sich zunächst mit den rechtlichen und inhaltlichen Unterschieden zwischen der Grundversorgung und den Zusatzversicherungen vertraut machen. Danach ist es sinnvoll, sich zu fragen: Genügen mir und meinen Familienmitgliedern die Leistungen aus der Grundversicherung? Es ist wichtig zu prüfen, ob Ansprüche im Krankheitsfall durch die versicherten Leistungen in der Grundversicherung gedeckt sind oder ob allfällige Kosten wie zum Beispiel Zahnkorrekturen abgesichert werden sollen.

Familien könnten zu dem Schluss kommen, dass sie zusätzliche Risiken absichern wollen. In diesem Fall stellt sich ihnen die Frage, ob sie ein gesplittetes und ein nicht gesplittetes Modell wählen. Worin liegt der Unterschied?

Beim gesplitteten Modell ist der Grundversicherer mit dem Zusatzversicherer nicht identisch. Ein interessanter Aspekt beim gesplitteten Modell ist, dass sich in der Grundversicherung nicht nur der günstigste Anbieter auswählen lässt. Es ist darüber hinaus möglich, bei den Zusatzversicherungen denjenigen Anbieter herauszusuchen, der die individuell wichtigen Punkte versichert.

Worauf ist bei der Wahl der Grundversicherung zu achten?

Bei der Wahl der Grundversicherung liegt der Fokus auf verschiedenen Aspekten. Zum einen auf der Höhe der eigenen Gefahrtragung, also des Selbstbehalts, auch Franchise genannt. Und da sind zum anderen die verschiedenen Alternativmodelle wie zum Beispiel das Standard-, Hausarzt-, Health Maintenance Organization (HMO)- oder Telmed-Modell. All diese Aspekte, aber auch die Wahl des Anbieters, beeinflussen massgeblich die Höhe der Prämie in der Grundversicherung.

Rund ums Thema Krankenkassenwechsel

Sie wollen die Krankenkasse für die Grundversicherung wechseln? Zunächst muss der Krankenkassenwechsel beantragt werden. Das ist in jedem Jahr bis zum 30. November möglich. Die neue Grundversicherung tritt dann am 1. Januar in Kraft. Zusatzversicherungen haben dagegen meist andere Kündigungsfristen. Mehr dazu hier.

Was ist bei der Franchise zu bedenken? Wie hoch sollte sie sein?

Zuerst zur Höhe der Franchise: Bei der Kalkulation der Prämien, Franchisen und Selbstbehalte ist bei ca. 2'000 Franken jährlichen Arztkosten die Nutzschwelle bei einer maximalen Jahresfranchise von 2'500 Franken erreicht. Da in der Regel die Arztkosten des Folgejahres nicht bekannt sind, bieten die vorangegangenen Jahre Orientierung, um die passende Franchise zu ermitteln. Der maximale Rabatt bei der grössten Franchise von 2'500 Franken darf 50 Prozent nicht übersteigen.

Wie könnte das Handling bei der Wahl eines höheren Selbstkostenanteils sein?

Da bei Kindern die Voraussage der Kosten noch schwieriger ist, empfehlen die meisten Beratungen, bei Kindern auf Selbstbehalte beziehungsweise Franchisen zu verzichten. Bei den Alternativmodellen lässt sich je nach Wahl bis zu 25 Prozent der Prämie sparen. Bei einer hohen Franchise empfiehlt es sich, insbesondere bei eher knappen Haushaltbudgets, Rückstellungen für Jahre mit hohen Arztkosten zu machen. Eine Möglichkeit ist, die Differenz zwischen der grössten und kleinsten Prämie auf die Seite zu legen. Diese Reserve lässt sich dann in Jahren mit hohen Arztkosten heranziehen, ohne das Budget überstrapazieren zu müssen. Bei der Wahl der Alternativmodelle entscheiden oft persönliche Situationen und Präferenzen.

Genügen einem Versicherten die Leistungen aus der Grunddeckung nicht, kommen Zusatzversicherungen in Frage. Welche Zusatzversicherungen gibt es?

Im Wesentlichen existieren Krankenpflege-Zusatzversicherungen, die auch Ambulance-Zusatzversicherungen genannt werden, und zum Beispiel Sehhilfen und Alternativtherapien betreffen sowie Spitalzusatzversicherungen (Flex, HP oder Privat). Ausserdem gibt es Anbieter, die Nichtraucher mit tieferen Prämien belohnen. Zusätzlich werden auch Kapitalversicherungen, Zahnversicherungen oder Krankentaggelder angeboten. Die Angebotsvielfalt ist allerdings zu gross, um bei diesen Versicherungsarten ins Detail gehen zu können.

Welche Zusatzversicherungen sind für Familien interessant?

Für Familien sind vor allem Leistungen bei Psychotherapien und Deckungen bei Zahnangelegenheiten wie für Korrekturen von Zahnfehlstellungen interessant. Da gibt es riesige Angebotsunterschiede! Sehr wichtig ist, folgendes zu wissen: Wer mit einer Zusatzversicherung liebäugelt, kann nicht unbedingt davon ausgehen, auch versichert zu werden. Eine Aufnahme ist nicht garantiert. Oder mit anderen Worten: Sind Sie jung und gesund, werden Sie mit offenen Armen empfangen und aufgenommen. Ist dies aber nicht mehr der Fall, sind Abweisungen von Versicherern leider keine Seltenheit.

Ein eher neuer Versicherungsschutz bietet Pflegefinanzierungen bei Pflegebedürftigkeit.

Die Kosten bei Pflegebedürftigkeit können schnell ansteigen. Pflegefinanzierungen decken gewisse Pflegekosten zum Teil ab. Wenn vermögende Menschen solche Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen, lässt sich im weitesten Sinne von Vermögensschutz reden. Diese Versicherungen sind allerdings auch ziemlich kostspielig.

Welches Fazit würden Sie nun für Familien ziehen: Gesplittetes und oder nicht gesplittetes Modell?

Zu den Nachteilen des Splittingmodells gehört, dass der Aufwand bei der Suche nach geeigneten Anbietern und beim Vertragsabschluss in den meisten Fällen etwas höher ausfällt. Viele scheuen sich auch vor einer gesplitteten Variante aus Angst, bei einem Spitalaufenthalt Probleme zu bekommen. Diese Sorge ist jedoch unbegründet. Die Vorteile des Splitting-Modells fallen hingegen nicht bescheiden aus: Zum einen lässt sich dabei spezifisch nach Anbietern suchen, die genau die gewünschten Bedürfnisse abdecken. Zum anderen ist es möglich, die Grundversicherung bei nennenswerten Prämienveränderungen unkompliziert zu wechseln, da deren Deckung sowieso einheitlich ist und sich praktisch nur bei den Prämien unterscheiden.

Der Finanzcoach Bruno Amgwerd

Bruno Amgwerd, Finanzcoach.

Der zertifizierte Finanzcoach Bruno Amgwerd bietet mit seiner Firma: Amgwerd-Finanzcoaching GmbH in Stäfa (Kanton Zürich) Finanzplanungen, Finanzcoaching und Ruhestandsplanungen an. Besonders wichtig ist ihm dabei, individuell sinnvolle Lösungen zu finden und Kunden Wissen und Entscheidungsstärke zu vermitteln. Die Hälfte des Honorars, das er aus Finanzcoachings erhält, lässt er dem Hilfswerk Women’s Hope International zukommen.

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