Kind > BetreuungAbholstress: Warum Kinder nach der Kita besonders bockig sindNach der Kita ist vor der Hölle! Warum Kinder nach der Kita oft bocken, brüllen und durchdrehen und wie Eltern das mit ein paar Tipps verändern können. Linda Freutel Victoria Engeler Nach der Kita müssen sich viele Kinder erstmal emotional entladen. © Melpomenem / iStock / Getty Images Plus Wer kennt es nicht: Kaum läuft man in die Kita, verwandelt sich das eigene Kind von reinstem Sonnenschein in eine nervliche Zerreisprobe – für sich wie auch für die Eltern. Für die Erziehenden kommt der Wutausbruch nicht überraschend, denn diese Abholsituation tritt bei vielen Familien auf. Trotzdem wäre es schön, wenn die freien Nachmittage mit dem Kind nicht regelmässig mit Tränen, Wut und Trotz beginnen würden. In diesem Artikel erfährst du, warum sich Kinder nach der Kita bockig verhalten und wie du darauf reagieren kannst. So fühlen sich Kinder nach der Kita Kinder schreien nach der Kita nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil sie sich emotional entladen müssen. Damit Eltern besser auf das Verhalten ihrer Kinder reagieren können, hilft am meisten ein Perspektivwechsel. Mit unseren Tipps wird das Abholen leichter. Kita – ein Full-Time-Job für deine Kleinen Egal wie wohl sich dein Kind in der Kita fühlt – so ein Tag ist auch anstrengend. Es muss die Kita-Regeln befolgen, jeden Tag neue Dinge kennenlernen, Konzentration aufbringen, Lautstärke aushalten und Aufmerksamkeit teilen. All das ist zwar gut für seine Entwicklung, aber es braucht auch Energie. Das Bedürfnis nach Ruhe oder das Gefühl der Erschöpfung können das Verhalten deines Kindes also ebenfalls beeinflussen. Folgende Beispiele können den plötzlichen Gefühlsausbruch erklären: Beim Spielen kam es zu Konflikten mit anderen Kindern Die Erzieherin oder der Erzieher hatte ein anderes Kind auf dem Schoss Ein anderes Kind wurde schon vor deinem abgeholt Dein Kind hat dich vermisst Ein Schrei nach Liebe Kinder verstehen ihre Emotionen noch nicht vollständig und drücken Frustration oder Unmut aus, wenn sie sich überfordert fühlen. Wenn du also plötzlich in der Kita vor deinem Kind stehst, fällt alle Anspannung von ihm ab. Es hat vor allem ein Bedürfnis: alles rauszulassen. Kleine Kinder fangen dann oft an zu weinen. Aber auch Grössere können Probleme mit diesem Gefühlsumschwung haben. Oft drehen sie durch, testen ihre Grenzen aus, wie weit sie gehen können, und provozieren dabei auch gerne. Zwar ist es auf den ersten Blick nicht immer leicht zu erkennen, aber das Verhalten ist tatsächlich ein Zeichen für eine gute Bindung. Denn dein Kind fühlt sich bei dir sicher und geborgen, sodass es seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann und den Alltagsstress besser bewältigt. Wie oft erlebt dein Kind nach der Kita einen Gefühlsausbruch?Sehr häufig81%Manchmal16%Selten3%197 Abstimmungen So wird das Abholen für dein Kind einfacher Viele Kinder wollen sich nach dem Kita- oder Kindergartentag emotional entladen. Mit diesen erprobten Tipps hilfst du deinem Kind zu mehr Ausgeglichenheit. 1. Zeit für den Situationswechsel Kinder, die in der Kita noch im Spielen vertieft sind, reagieren oft bockig und gereizt, wenn die Eltern sie aus dem Spiel herausreissen und sofort mit nach Hause nehmen wollen. Bringe, wenn es geht, etwas mehr Zeit mit, so dass dein Kind zu Ende puzzeln oder die vorgelesene Geschichte fertig anhören und sich besser auf den Situationswechsel einstellen kann. 2. Vorfreude auf den Nachhauseweg Was ebenso helfen kann, sind kleine Vorfreuden, die bereits am Morgen vor dem Abholen geschaffen werden. Vereinbare mit deinem Kind ein kleines Highlight für den Nachhauseweg, wie zum Beispiel Glaceessen oder die Enten im Park beobachten. 3. Verlässliche Routinen Kinder brauchen feste Abläufe und Rituale. Nach einem stressigen Tag können sie daher gereizt reagieren, wenn Papa statt wie versprochen Mama, sie aus der Kita abholt. Sage deinem Kind schon morgens, wer am Nachmittag zum Abholen kommt – und halte diese Verabredung auch ein. Oder überlege mit deinem Partner oder deiner Partnerin gemeinsam eine Routine für Bring- und Abholsituationen. Liebe Eltern, wer die Ruhe bewahren kann, gewinnt! © Colorfuel Studio / iStock / Getty Images Plus 4. Snacks anbieten Manche Kinder haben nach der Kita einfach Hunger. Ein kleiner Snack kann die Stimmung oft schnell und merklich verbessern. Wenn es bereits Zeit das Abendessen ist, kannst du versuchen, dein Kind in das Kochen miteinzubeziehen. Viele Kinder lieben es, wenn sie Aufgaben übernehmen dürfen, die normalerweise Erwachsene erledigen. 5. Aufmerksamkeit schenken Wenn Mama oder Papa beim Abholen mit anderen Eltern quatscht, in Gedanken versunken ist oder telefoniert, fühlen sich Kinder oft nicht wirklich gesehen und reagieren darauf wütend. Widme dich beim Abholen voll und ganz deinem Kind, sage ihm, wie sehr du dich freust, ihn nach einem langen Tag wiederzusehen. 6. Belohnungs- und Entspannungsprogramm Natürlich soll kein Kind nach der Kita stundenlang vor dem Fernseher sitzen und Schokolade essen. Ein kleines Verwöhnprogramm hat es sich nach dem ereignisreichen Tag aber trotzdem verdient. Verabrede einen festen Zeitraum für gemeinsame Genusszeit. Vielleicht darf es eine Sendung schauen, ein Stück Kuchen essen oder sich von dir eine kleine Massage geben lassen? Unterschiede im Verhalten unterschiedlicher Altersgruppen nach der Kita Auch wenn Kleinkinder sich nach der Kita in ähnlicher Weise gefühlsvoll verhalten, gibt es Unterschiede in dem, was sie benötigen, um sich zu beruhigen. Der weinende Ausdruck bei jüngeren Kleinkindern ist erfahrungsgemäss ein Zeichen für Erleichterung und Freude, die Eltern nach einer Trennung wiederzusehen. Wenn ich mein 1,5 Jahre altes Kind von der Kita abhole, merke ich vor allem, dass es sich nach körperlicher Nähe und Aufmerksamkeit sehnt. Mittlerweile haben wir auch ein Abholritual: Ich halte meinen Sohn, während die Erzieherin mir von seinem Tag erzählt, und auf dem Weg nach Hause rede ich viel mit ihm, damit er einfach weiss, dass ich jetzt da bin. Zuhause angekommen, kuscheln wir, solange er möchte. Dabei hören wir oft Musik oder schauen uns sein Lieblingsbilderbuch an. Meistens steht mein Kind dann von alleine auf und ich kann mich meinen To-Dos widmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich diese Routine irgendwann ändern muss, weil sich seine Bedürfnisse verändern werden. Wichtig ist aber immer, viel Zeit und Geduld für die Zeit nach der Kita bereitzuhalten und auch verschiedene Methoden zur Entspannung auszuprobieren. 3 Tipps für Eltern Kinder lernen viel durch Beobachtungen. Indem du die Ruhe bewahrst, anerkennst du die Gefühle deines Kindes und zeigst ihm gleichzeitig, wie es mit ihnen umgehen kann. Mit diesen Tipps lernst du, auch in stressigen Situationen entspannt zu bleiben. 1. Zeit nehmen und durchatmen Wer selbst gestresst ist, kann für sein Kind nur schwer die nötige Geduld aufbringen und dem Kind helfen sich zu entspannen. Nimm dir vor dem Abholen eine kleinen Moment Zeit, um dir den folgenden Tagesverlauf klar vor Augen zu führen. Atme durch, schliesse gedanklich bewusst mit dem Job ab und versuche dich auf das einzulassen, was kommt. Nämlich ein Kind, das sich auf Mama oder Papa freut. Und das seine innere Unruhe umso schneller ablegen kann, je gelassener Mama und Papa selbst sind. 2. Wutanfälle als Kompliment sehen Wenn Kinder wütend sind, lassen sie dieses Gefühl bei ihren Eltern heraus, die sich dann wiederum oft überfordert, angegriffen und genervt fühlen. Wenn du es aber schaffst, diesen Gefühlsausbruch deines Kindes anders zu betrachten und positiv anzunehmen, ist schon der grösste Schritt getan. Es ist wichtig nicht die Situation verändern zu wollen, sondern anders mit der Situation umzugehen. 3. Freie Zeit statt Freizeit Wenn dein Kind nach der Kita besonders reizbar oder empfindlich ist, kann es hilfreich sein, den Nachmittag so zu gestalten, dass es nicht mit zusätzlichen Anforderungen überlastet wird. Vor allem müde oder überdrehte Kinder brauchen nach der Kita Zeit und Raum, um sich zu erholen. Einkäufe oder Verabredungen bedeuten noch mehr Reize. Auch für dich ist es wichtig, den Nachmittag nicht zu überladen. Überfordere dich nicht mit der Suche nach dem perfekten Tagesablauf. Weniger ist manchmal mehr. Co-Regulation: So kannst du die kraftvollen Gefühle deines Kindes gut begleiten In Momenten von Gefühlsausbrüchen braucht das Kind eine Person, die ruhig und präsent bleibt, die seine Gefühle genauso wahrnimmt, wie ihre eigenen und die sich bei Bedarf selbst beruhigt. In der Fachsprache wird dies auch Co-Regulation genannt. Mit diesen drei Schritten kannst du die Ruhe bewahren und deinem Kind helfen, Gefühlsregulierung zu erlernen. Konzentriere dich zunächst auf dich. Was löst das Verhalten deines Kindes in dir aus? Was fühlst du? Frage dich: Wie kannst du deine Gefühle gut versorgen? Was brauchst du in dem Moment, um entspannt zu bleiben? Sei für dein Kind da, ohne den Druck verändern zu wollen. Mach deinem Kind ein Angebot von Bindung und Nähe, und zwar dann, wenn es dein Kind braucht.